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0216 - Der Pharaonenfluch

0216 - Der Pharaonenfluch

Titel: 0216 - Der Pharaonenfluch
Autoren: Rolf Michael
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Geisterbahn.«
    Und beide lachten, als sie Seite an Seite durch das weit geöffnete Hotelportal schritten.
    ***
    Carsten Möbius machte einen Slalomlauf durch die Basarstraßen von Kairo. Ungefähr fünfzehn Meter vor sich sah er das Turbantuch des Diebes in der Menge auf und niederhüpfen.
    Ich darf ihn nicht aus den Augen verlieren! – hämmerte es in dem Deutschen. »Das Geld, ja, wenn es nur Geld wäre. Aber in der Tasche steckt mein Paß. Und ohne den ist man in arabischen Ländern ziemlich hilflos. Nicht auszudenken, was für Scherereien das geben könnte.«
    » Aufhalten! He, aufhalten! Haltet den Dieb!«
    Aber die Stimme des Deutschen ging unter im Strudel des Sprachgewirrs, das hier herrschte, wurde übertönt von dem Geschrei der Händler, die ihre Ware anpriesen und von dem Lärm, mit dem zwei Einheimische um die letzten Piaster feilschten.
    Ibrahim Hamadas Vorsprung wurde größer.
    Und vor ihm endete jetzt das Basarviertel. Der freie Platz vor der Al-Ashar Moschee wurde sichtbar. Carsten Möbius, der nicht gerade ein Freund von sportlicher Betätigung war und weitere Fußmärsche als bis zu seinem Auto haßte, gab sich keinen Illusionen hin, daß ihm der flinke Ägypter spätestens da entkommen würde.
    »Stop the Thief!« rief er noch einmal auf Englisch um dann ein deutsches: »Nun haltet doch den Spitzbuben fest!« hinterher zu rufen. Im gleichen Moment prallte er mit einem hochgewachsenen Mann zusammen.
    »Entschuldigung!« japste Möbius, »excuse me, Pardon, ich muß …«
    »Welcher hat dir denn die Brieftasche geklaut, Kumpel?« kam es auf deutsch zurück.
    »Der da vorne, in dem gestreiften Kaftan!« zeigte Carsten Möbius mit dem Finger auf den Entfliehenden.
    »Dann wollen wir mal ein kleines Läufchen machen!« hörte der Millionenerbe den Mann sagen, der mit ihm ungefähr im gleichen Alter war, ihn aber um fast zehn Zentimeter überragte und so aussah, als sollte er bei den nächsten Bayreuther Festspielen die Partitur des »Siegfrieds« übernehmen.
    »Komm nach!« hörte Carsten Möbius noch, dann sah er die Gestalt seines offensichtlichen Landsmannes mit weiten, federnden Sätzen hinter dem Dieb herlaufen.
    Keuchend wie eine alte Dampflokomotive trabte er hinterher.
    ***
    Ibrahim Hamada triumphierte. Diese dekadenten Touristen waren viel zu langsam für einen Dieb Kairos. Sie nicht zu bestehlen, hieße Geld ausschlagen, was Allah ihm auf diese Weise schenken wollte. Zur Sicherheit würde er noch bis zum Midam el-Ataba, dem Opernplatz laufen, denn dahinter lag der parkartige Ezbekiehgarten, wo er in Ruhe seine Beute sichten konnte.
    Einer alten Gewohnheit gemäß sah sich der »Vater der fließenden Finger« noch einmal um – und erschrak.
    Denn die Gestalt mit dem langen, wehenden Blondhaar machte bestimmt Jagd auf ihn. Sicherlich – der Fremde hatte ihn zu Hilfe gerufen. Und dieser Verfolger lief sein Tempo, als seien ihm alle Teufel der Hölle persönlich auf den Fersen.
    Der durfte ihn nicht kriegen.
    Ibrahim Hamadas Füße wirbelten über das Straßenpflaster. Nur noch wenige Meter, redete er sich ein, und der andere wird aufgeben. Die sengende Sonne wird ihm die Kraft rauben, die glühende Luft in den Straßen Kairos wird ihm Atembeschwerden bereiten.
    Wieder sah sich der Dieb um. Und ihn durchfuhr ein Schreck.
    Der Abstand hatte sich stark verringert. Wie konnte der Ägypter, kaum den Kinderschuhen entwachsen, der Zeit seines Lebens nichts anderes gesehen hatte als die unwirtlichen Gassen, den man mit Mühe in die Koranschule gezwungen hatte und der in seinem kurzen Leben nur gelernt hatte, geschickt zu stehlen, wie konnte dieser Araber auch ahnen, daß hinter ihm ein Mann herlief, der Langstreckenlauf trainierte und bei einheimischen Volksläufen immer recht gute Plätze erreichte.
    Wer diesen Sport betreibt, der kennt das Wort »Aufgabe« nicht. Für ihn gibt es nur ein »Vorwärts« bis das Ziel erreicht ist. Und das Ziel hieß in diesem Fall »Ibrahim Hamada«.
    Zwar rannte der Schweiß dem Deutschen in wahren Sturzbächen von der Stirn, zwar keuchte die Lunge und pfiff der Atem, aber in gleichmäßigem Tempo jagte er mit weitausgreifenden Schritten hinter dem Flüchtenden her. Sein Jagdtrieb war erwacht, als wenn er auf einer Laufstrecke in den einheimischen Fichtenwäldern Nordhessens einen Gegner überholen und abhängen wollte.
    Ibrahim Hamada lief, was er konnte. Verwundert drehten sich Passanten nach ihm um, schüttelten die Köpfe und gingen ihrer Wege. Und der
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