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0216 - Der Pharaonenfluch

0216 - Der Pharaonenfluch

Titel: 0216 - Der Pharaonenfluch
Autoren: Rolf Michael
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abzeichnete, nicht einmal eine Postkarte schieben können.
    Der Araber mußte anerkennend vermerken, daß sein Opfer kein Greenhorn war. Das stachelte seinen Berufsehrgeiz an. Vielleicht war doch mehr zu holen?
    Der Vorfall hatte Zuschauer gefunden. Überall wies man mit den Fingern auf sie, jeder hier auf dem Basar kannte den »Vater der fließenden Finger« und war neugierig, wie dieser sein Opfer doch noch beklauen würde.
    Anfeuerungsrufe für Ibrahim wurden laut, als der Deutsche nun blitzschnell wie eine zuschnappende Kobra die beiden Hände des Taschendiebes ergriff. Auf dem Gesicht des Arabers malte sich ein erstaunter Zug, als er die Kräfte des Deutschen verspürte, der ihm gnadenlos die Hände nach oben zog.
    »Diebesgesindel!« knirschte er auf Deutsch. »Da, strafe dich selbst für deine Freveltat!«
    Und er schlug dem Dieb seine eigenen Hände um die Ohren. Die Maulschellen erzeugten weithin klatschende Geräusche. Überall begann man zu lachen. Der »Vater der fließenden Finger« hatte seinen Meister gefunden. Allah hatte es so gewollt.
    Endlich fand Carsten Möbius, daß es genug war. Außerdem konnte er das Jammergeheul und den nach Knoblauch stinkenden Atem des Diebes nicht mehr ertragen.
    Mit einem gewaltigen Schwung schleuderte er Ibrahim von sich, daß dieser aufkreischend im Dreck der Gasse landete.
    »Pack dich!« knurrte er. Die Umstehenden grinsen dem Deutschen zu. Keiner ergriff die Partei des Diebes. Carsten Möbius kam sich vor wie Kara ben Nemsi, dessen Abenteuer er in den Tagen, da er ein Junge war, mit glühenden Wangen verschlungen hatte.
    In den Augen Ibrahim Hamadas loderte es. Mit einem Satz war er auf den Beinen. Jetzt oder nie. Und während Carsten Möbius sich selbst noch als Karl Mays unsterbliche Romangestalt sah, hatte ihn der Dieb bereits angesprungen.
    Mit einem Ruck wurde die bunte Hirtentasche von Carstens Schulter gerissen. Und wie ein Wiesel wirbelte der Araber herum und raste, die Händler und Passanten geschickt umlaufend oder mehr oder weniger grob beiseite schiebend, die enge, verwinkelte Gasse des Basar hinauf.
    Mit einem Schrei der Wut rannte ihm Carsten Möbius nach.
    ***
    »Es ist alles sicher!« flüsterte die Stimme des Anführers gerade so laut, daß es die um ihn herum versammelten Männer verstehen konnten. »Die Wachen haben heute eine kleine Feier. Und da trinken sie, dem Propheten sei’s geklagt, Wein, der ihre Sinne berauscht. Und deshalb haben wir nichts zu befürchten.«
    »Sie haben scharfe Hunde!« wagte einer der Männer einzuwerfen, die im Licht des Tages als Fellachen, als Bauern des Niltals, ihrer schweren Arbeit nachgingen.
    »Keine Gefahr!« raunte ihm Yussef ben Khebir, der Anführer, zu. »Allah hat es so gewollt, daß einer meiner Vettern ihnen heute das Futter verabreichen konnte. Und mein Vetter, der sonst im Tal der Könige Aufseher ist, träufelte etwas in das Futter, das die Tiere schläfrig macht! Folgt mir!«
    Yussef ben Khebir schlich voran. Die Männer folgten ihm wie die Schatten der Abgeschiedenen. Der Anführer war der einzige, der zu Nachtzeiten die unscheinbare Felsspalte fand.
    Nach einigen hundert Doppelschritten waren sie am Ziel. Zwei der Männer mußten auf die Schultern eines Dritten steigen, damit der Oberste mit den Fingern den Rand einer unscheinbaren Einbuchtung im Felsen erreichte.
    Abdul, der stämmigste und kräftigste der Männer stieß keuchende Laute aus, während das Gewicht zweier erwachsener Männer auf seinen Schultern lastete. Trotz der empfindlichen Kühle, die nachts in der Wüste herrscht, quollen dicke Schweißtropfen auf seiner Stirn.
    Yussef, der drahtig gebaute Anführer, hatte den Felsvorsprung erreicht. Wie ein Affe kletterte er an der fast senkrecht ansteigenden Felswand empor.
    Die Gier nach Geld ließ ihn die Gefahr vergessen. Denn, wenn die Kraft seiner Arme erlahmte oder er mit den Füßen fehltrat, dann würde er auf dem steinigen Wüstenboden zerschmettert werden.
    Kleine Steinchen rollten unter seinen Füßen in die Tiefe. Da, noch ein Griff, ein Klimmzug, dann war Yussef ben Khebir, der Anführer der Grabräuberbände des Dorfes Kurna vor dem Eingang zum Tal der Könige, am Ziel.
    Aufatmend hockte er sich auf das Felsplateau, das ungefähr einen Meter aus der Felswand hervorragte.
    Aber es waren nur ganz wenige Atemzüge, die sich der Araber zur Erholung gönnte. Er mußte sich beeilen. Denn beim ersten Licht des Tages mußte ihre ungesetzliche Arbeit beendet sein. Der Schwarzmarkt mit
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