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0209 - Die Gruft mit dem Höllenauge

0209 - Die Gruft mit dem Höllenauge

Titel: 0209 - Die Gruft mit dem Höllenauge
Autoren: Jason Dark
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bin ich auch.«
    »Hoffentlich fährt ein Zug nach…« Er runzelte die Stirn. »Wie hieß der Ort noch gleich?«
    »Maghel.«
    »Genau. Und den Leihwagen nehmen wir nicht?« fragte Suko grinsend.
    Ich tippte gegen meine Stirn. »No, Sir, das kannst du nicht verlangen. Der komische Jeep stirbt bald an Altersschwäche. Ob er die weite Strecke schafft, ist fraglich. Ich verlasse mich da lieber auf die Eisenbahn. Etwas Nostalgie schadet nichts.«
    Mit dem Jeep gab es so seine Probleme. Wir hatten ihn uns geliehen, weil kein anderer Wagen greifbar gewesen war. Für kurze Strecken reichte der Wagen, bei dem die Sitze durchgesessen waren und nicht einmal die Heizung funktionierte, aber für längere Fahrten konnte ich ihn nicht brauchen.
    »Dann also nach Maghel«, sagte Suko. »Wann fährt der nächste Zug dorthin?«
    »Keine Ahnung.«
    »Da hättest du ja schon nachschauen können«, beschwerte sich der Chinese.
    Ich grinste schief. »Wieso? Vier Augen sehen immer besser als zwei. Suchen wir gemeinsam.«
    Das taten wir auch.
    ***
    Maghel hatte einen kleinen Bahnhof. Er wurde von einem einzigen Menschen betreut, der den ruhigsten Job der Welt hatte, wie er von sich selbst behauptete.
    Zwei Züge hielten pro Tag in Maghel. Der eine morgens, der andere am Nachmittag. Dabei waren es Züge, die noch ein wenig Nostalgie repräsentierten. Bummelzüge, hatte man früher gedacht. Man konnte fast nebenherlaufen und Blumen pflücken, wenn er fuhr.
    Als der Zug an diesem Morgen einlief und hielt, entstieg dem dritten Wagen ein Fahrgast. Ein schon älterer Herr mit grauen, dichten Haaren und einem markanten Gesicht, das noch die Bräune des letzten Sommers aufwies. Der Mann war hochgewachsen, trug einen Kamelhaarmantel und hielt einen schmalen Lederkoffer in der rechten sowie einen Hut in der linken Hand.
    Als der Mann auf dem Bahnsteig stand, runzelte der Stationsvorsteher die Stirn.
    Langsam kam der Reisende näher, wobei er den Kopf vorgeschoben hatte. Er lächelte. »Hallo, Louis…«
    »Ja«, sagte der Beamte und nickte.
    »Ja, zum Henker. Er ist es. Sie sind es. Tatsächlich, meine alten Augen haben sich nicht getäuscht. Horace F. Sinclair wie er leibt und lebt. Das ist aber eine Überraschung.«
    »Wieso? Man hat mir Bescheid gegeben.«
    »Ich weiß. Wegen der Sache auf dem Friedhof.«
    »Genau.«
    »Schrecklich kann ich Ihnen sagen, einfach schrecklich. So etwas.« Der Beamte schüttelte den Kopf, und bevor Horace F. Sinclair nachfragen konnte, mußte Louis das Signal zur Abfahrt des Zuges geben. Er hob dabei seine Kelle.
    Die Strecke war nicht elektrifiziert worden. Eine Dampflok zog die fünf Wagen. Aus dem Schornstein quoll weißgrauer Qualm, der sehr schnell vom Wind erfaßt wurde und zerflatterte. Die Lok stampfte und fuhr ruckend an.
    Beide Männer schauten dem Zug nach, bis er nicht mehr zu sehen war.
    Mr. Sinclair wollte wissen, was genau geschehen war.
    Louis verzog das zerknitterte Apfelgesicht. Er hatte so rosige Wangen.
    »Das weiß ich auch nicht. Man spricht nur von einem im Grabstein Gefangenen und dem Namen Sinclair. Aber Sie haben ja nichts mehr mit Maghel zu tun.«
    »Nein, das ist vorbei. Nur die Vorfahren meiner Familie lebten hier«, bekam Louis zur Antwort.
    »Eben.«
    Horace F. Sinclair lächelte. »Mal schauen, was es wirklich gegeben hat. Schönen Tag noch, Louis.«
    »Danke, ebenfalls…«
    Der Ankömmling verschwand durch die schmale Hintertür und betrat das aus Holz gebaute Stationsgebäude.
    Zwei Wartebänke, Fahrpläne, ein paar vergilbte Reklametafeln, das war alles, was in dem Vorraum zu sehen war. Und der Schalter, wo Louis die Fahrkarten verkaufte. Ein richtig gemütlicher alter Bahnhof, wie sie immer seltener wurden.
    An der anderen Seite, wo die Straße herlief, mußte man eine breite Treppe hinuntersteigen, erreichte einen Bürgersteig, überquerte auf Holzbohlen zwei stillgelegte Gleisanlagen und brauchte nur ein paar Schritte zu laufen, um in das Zentrum des Dorfs zu gelangen.
    Von den Bergen wehte ein kräftiger Wind. Horace Sinclair stellte den Kragen seines Mantels hoch und setzte den Hut auf. Er hatte bewußt auf den Wagen verzichtet, denn das Wetter konnte sich nicht so recht entscheiden. Wurde es nun wärmer, oder blieb die Kälte? Es war sehr wechselhaft, und kräftige Schneeschauer machten so manche Straße in den höheren Lagen zu Rutschbahnen. Da war es schon besser, sich auf die Bahn zu verlassen.
    Verabredet war Horace F. Sinclair mit einem Mann, den er gut kannte. Er hieß
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