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0209 - Die Gruft mit dem Höllenauge

0209 - Die Gruft mit dem Höllenauge

Titel: 0209 - Die Gruft mit dem Höllenauge
Autoren: Jason Dark
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auf. Ich spürte ein bissiges Stechen an meinen Händen, als hätte jemand mit einem kleinen Messer geschnitten.
    Vielleicht lenkte mich der Schmerz von dem ersten grausamen Gedankensturm des Alps ab, er kam nicht so recht durch in mein Gehirn, merkte dies wohl und zog sich zurück, allerdings nur, um sich zusammenzuballen, damit er zu einer schwarzen Kugel wurde, die langsam in der Luft voranrollte und sich auf mich zubewegte.
    Auf meine Brust…
    Das Gebilde wurde länger, ovaler und erinnerte mich an eine aufgeblasene Schlange.
    Dann hatte sie Kontakt!
    Der Druck auf meiner Brust! Auf einmal spürte ich ihn, und er verstärkte sich innerhalb von Sekunden. Der Alp setzte all seine Kraft ein, wobei ich mich fragte, wie ein Wesen, das als Wolke vor mir quoll, so etwas nur schaffen konnte.
    Der Atem wurde mir buchstäblich geraubt. Zum Glück hatte ich vor der Berührung tief eingeatmet, so konnte ich die Luft anhalten und auch dem ersten plötzlichen Ansturm widerstehen.
    Die Sicht auf Suko war mir versperrt, denn die Wolke wallte vor meinem Körper hoch, und das grüne Augenpaar befand sich etwa in Höhe des meinigen.
    Schlimme Gedanken durchtobten mein Gehirn. Sie breiteten sich aus und wurden intensiver, je mehr sich der Druck verstärkte. Ich versuchte verzweifelt an mein Kreuz zu denken, das in der Tasche steckte und von dem Verfluchten überhaupt nicht berührt wurde.
    ›Ersticken, John Sinclair, das wirst du…‹ Da war die Stimme in meinem Hirn. Sie gehörte nicht dem Alp, sondern einem anderen, dem ich auch schon Auge in Auge gegenübergestanden hatte.
    Asmodis!
    Er meldete sich aus den Tiefen seines schrecklichen Reiches, um mich zu verhöhnen und zu verspotten.
    Er würde triumphieren!
    ›Im Zentrum des Schreckens hast du gesiegt, Sinclair. Jetzt siege ich. Alles hole ich mir zurück - alles…‹ Danach verstummte seine Stimme, und in meinem Kopf klang nur ein dumpfes Brausen auf.
    Atmen konnte ich nicht mehr. Der Druck auf meiner Brust wurde unerträglich. Zudem hatte ich meinen Oberkörper zwangsläufig zurückgebogen. Die harten Eisenstäbe stachen in meinen Rücken und hinterließen dort ein Muster.
    Es war wirklich ein verzweifelter Kampf. Ich bekam es mit der Angst zu tun, zitterte an allen Gliedern, denn das Grauen wollte kein Ende nehmen, und hatte sich in meinem Kopf festgesetzt.
    Schemenhafte Eindrücke füllten mein Gehirn aus. Ich konnte sehen. Es kam mir vor, als würde ich durch das Höllenauge blicken. Fratzenhafte Gestalten, Monster von widerlicher Scheußlichkeit, lebende Leichen, Ghouls, die sich gegenseitig fraßen, die Hölle öffnete in meinem Gehirn ihre Pforten und gab Geheimnisse preis.
    Wann würde das endgültige Aus kommen?
    Luft, ich mußte Luft kriegen. Aber wenn ich den Mund öffnete, würde der Alp durch diese Öffnung in meinen Körper dringen, und danach war alles verloren?
    Wieviel Zeit blieb mir?
    Drei, vier oder weniger Sekunden?
    Dann schien die Zeit plötzlich langsamer abzulaufen, weil irgend etwas in meinem Kopf platzte. Auch hörte ich eine gellende Stimme, die ich kannte.
    Es war nicht der Satan, der schrie, sondern ein Mensch.
    Suko!
    Weshalb nannte er mich nicht John, sondern Mr. Sinclair? Er konnte mich doch John nennen, er konnte…
    »Das Kreuz! Das Kreuz in seiner Tasche…!«
    Was rief er da?
    Dann wurde ich wieder abgelenkt. Ich spürte das Brennen der Narbe auf meiner rechten Wange, ein Zeichen, daß ich unter ungeheurem Druck stand. Wobei ich den Druck gleich Angst setzte.
    Ich dachte an die Erzengel, versuchte, gedanklich Kontakt mit ihnen aufzunehmen, doch meine geistigen Impulse zerflatterten.
    Der Alp ließ keine anderen Gedanken zu.
    Er berührte mich überall. Vorn, an der Seite - Luft…mein Gott, ich wollte atmen…
    »Das Kreuuuuuzzz…!«
    Ein heulender Schrei, der in die Tiefe meines Bewußtseins drang. Dann konnte ich einfach nicht mehr, ich riß den Mund auf, auch wenn der Alp in meinen Körper drang. In diesen Sekunden der höchsten Not war mir alles egal.
    Ich atmete.
    Mein Gott, ich konnte atmen. Frische, kühle Nachtluft drang in meine Lungen, und ich riß nicht nur den Mund weit auf, sondern auch die Augen.
    Nebulös sah ich eine Gestalt vor mir stehen. Ein älterer Mann, hochgewachsen, und er hielt ein Kreuz, das aus seiner Faust schaute.
    Mein Kreuz!
    Wie kam er dazu, wie…
    Da drehte der Mann den Kopf und schaute mir ins Gesicht. Ich wollte das Wort Vater sagen, aber ich brachte es nicht über die Lippen, denn die Welt versank in
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