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0207 - Der Mann, der nicht sterben konnte

0207 - Der Mann, der nicht sterben konnte

Titel: 0207 - Der Mann, der nicht sterben konnte
Autoren: Jason Dark
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nicht informiert. Darum habe ich mich nie gekümmert. Ich kann Ihnen nicht sagen, welch einen Umgang er pflegte.«
    »Bestimmt nicht in Gangsterkreisen«, mischte sich Lady Sarah ein.
    »Schauen Sie in den Kopf eines Menschen, Lady?«
    »Nein, Sir Reginald, das nicht. Aber Charles arbeitete schon sehr lange bei Ihnen, wie Sie mir selbst sagten. Als mein verstorbener Gatte und ich die Ehre hatten, Sie auf Ihrem Landsitz in Rochester besuchen zu dürfen, sah ich Charles bereits bei Ihnen. Und er hat auf uns einen sehr guten Eindruck hinterlassen, dies möchte ich einmal betonen, Sir Reginald.«
    »Danke. Trotzdem kann ich diesem Oberinspektor nicht weiterhelfen. Ich halte die peinliche Fragestunde in der nicht würdigen Umgebung auch für beendet und möchte mich verabschieden. Wenn jemand Fragen stellt, dann der Commissioner.« Der Earl stand auf.
    »Moment, ich bin nicht fertig!«
    Als er so angesprochen wurde, ließ er sich vor Schreck wieder fallen. Dann zeigte ich ihm meinen Ausweis. Er sah ihn sich genau an, denn diese Legitimation, von der ich nur ungern Gebrauch machte, öffnete mir praktisch Tür und Tor.
    Sir Reginald schnaufte durch die Nase. »In der Tat beeindruckend«, sagte er.
    »Darf ich jetzt fragen, Sir?«
    »Bitte.«
    Ich kam auf den Mann mit der Pelzmütze zu sprechen, aber Sir Reginald hatte ihn nie gesehen.
    »Tut mir leid«, erwiderte er, und sein langes Pferdegesicht nahm einen traurigen Ausdruck an. »Ich kenne ihn nicht.«
    »Sie haben ihn auch nicht gesehen, so daß Sie sich an ihn erinnern können?«
    »Nein.«
    Der Kerl war ein schwerer Brocken, aber ich bekam ihn noch klein. Es mußte einfach einen Grund für die schreckliche Tat gegeben haben, deshalb konzentrierte ich meine Bemühungen auf seine Person.
    »Ist Ihnen in der letzten Zeit vielleicht etwas aufgefallen, Sir?«
    »Wie meinen Sie?«
    »Hat es Ärger gegeben? Ist nicht alles so verlaufen, wie Sie es sich vorgestellt haben?«
    »Es ging glatt.« Dabei senkte er den Blick, und seine Wangenmuskeln zuckten. Lügen konnte der Knabe schlecht, das merkte ich sofort. Irgend etwas stimmte da nicht.
    Auch Lady Sarah hatte dies bemerkt. »Sir Reginald«, sagte sie. »Bitte, haben Sie zu Oberinspektor Sinclair Vertrauen. Er ist wirklich eine Kapazität, glauben Sie mir.«
    »Möglich, aber ich kann ihm da nichts sagen.«
    »Sie hatten also Schwierigkeiten«, stellte ich fest.
    Sir Reginald Earl of Rankin schnappte nach Luft. Seine Augen wurden rund. »Wie können Sie so etwas behaupten?«
    »Menschenkenntnis, Sir.«
    »Dann hat Ihre Menschenkenntnis Sie diesmal verlassen, wenn Sie mir diese Bemerkung gestatten.«
    »Sicher gestatte ich sie Ihnen«, erwiderte ich und trommelte mit den Fingern auf dem Tisch. »Nur hat mich meine Menschenkenntnis bei Ihnen nicht im Stich gelassen, Sir. Sie haben Schwierigkeiten, und Sie sollten mit mir darüber reden.«
    Sir Reginald schaute Lady Sarah an. »Muß ich mir dies bieten lassen? Ich werde mich bei Lord…«
    Mrs. Goldwyn lächelte in ihrer sanften, aber sehr überzeugenden Art. »Sie sollten es sich gefallen lassen, Sir Reginald. Mr. Sinclair ist ein sehr guter Mann. Glauben Sie mir, ich verspreche Ihnen da wirklich nicht zuviel.«
    »Er ist ein Polizist.«
    »Na und? Was glauben Sie, wie viele Polizisten sich schon in den Dienst des Adels gestellt haben und auch dafür gestorben sind. Wenn es diese Männer nicht gäbe, dann sähe es auch um Ihren Stand sehr schlecht aus, Sir. Bedenken Sie das.«
    Der Earl of Rankin wurde leicht verlegen und rot im Gesicht. So hatte wohl noch niemand mit ihm gesprochen, und er kaute auf seiner Unterlippe herum.
    »Haben Sie sich entschlossen, Sir?« fragte Lady Sarah.
    »Nun ja, ich, also ich meine, es muß allerdings unter uns bleiben, was ich jetzt sage.«
    »Selbstverständlich, Sir«, versicherte ich.
    »Es gibt da einen dunklen Fleck in unserer Familie«, begann Sir Reginald. Er sprach leise, so daß niemand außer uns etwas hören konnte, und er beugte sich dabei noch vor. So erfuhren Lady Sarah und ich die Geschichte seiner russischen Ahnen und daß plötzlich einer dieser längst Verschollenen aufgetaucht war. Gesehen hatte Sir Reginald ihn noch nie, nur am Telefon mit ihm gesprochen. Das jedoch reichte ihm, deshalb hatte er sein Vermögen in Sicherheit gebracht.
    »Sie glauben also, daß dieser Fjodor Rankin in London ist?« erkundigte ich mich.
    »Davon bin ich überzeugt.«
    Ich nickte.
    »Sie auch?« fragte Lady Sarah.
    »Ja, ich habe ihn sogar
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