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0203a - Wir standen auf der Abschußliste

0203a - Wir standen auf der Abschußliste

Titel: 0203a - Wir standen auf der Abschußliste
Autoren: Wir standen auf der Abschußliste
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gar nicht zu seiner gepflegten Erscheinung passen wollte Am deutlichsten aber zeigte sich die Macht, die die Gangster ausübten, als wir zu den kleineren Läden kamen. Meist standen nur der Geschäftsinhaber und ein oder zwei Familienangehörige hinter der Theke. Sobald wir hier unsere Fragen stellten, trat blanke Angst in die Gesichter, und wir merkten deutlich, wie froh sie waren, wenn wir die Türe wieder von außen zumachten.
    »Diese Angsthasen«, knurrte Phil, und ich sah ihm an, daß er die Leute wegen ihrer Dummheit am liebsten geschüttelt hätte wie eine Medizinflasche. »Anstatt sich von uns helfen zu lassen und uns zu unterstützen, zittern sie vor Angst wie Espenlaub und lassen sich lieber weiter von den Gangstern erpressen. Man sollte wirklich…«
    Ich wußte, daß er an dieser Stelle ein sehr hartes Wort gebrauchen würde, deshalb unterbrach ich ihn schnell: »Daß die 'te Leute Angst haben, kannst du ihnen doch nicht übelnehmen, Phil. Schließlich haben die Gangster gezeigt, daß sie schnell die Hand am Abzug haben. Aber auch ich habe im Augenblick keine große Lust, mir hier weitere Abfuhren zu holen. Komm, wir fahren erst mal ’raus nach Bronx und sehen nach Morris.«
    »Du hast zwar schon bessere Ideen gehabt, Jerry, aber das ist mir immer noch lieber, als hier vergeblich ’rumzulaufen.«
    ***
    Im Krankenhaus mußten wir erst mal in einem weißgekachelten Vorraum warten, bis der Arzt kam und uns die Erlaubnis gab, Morris zu sehen.
    Wir stahlen uns auf Zehenspitzen ins Zimmer, aber Morris quälte sich ein Lächeln ab und begrüßte uns ziemlich heiser:
    »Soweit ist es noch nicht. Kommen Sie ruhig ’ran. Man hat mir gesagt, daß ich Besuch vom FBI bekomme, und ich will gerne versuchen, Ihnen zu helfen.«
    Damit hatte er aber seine Kraft verbraucht, denn er sank reichlich erschöpft wieder in die Kissen zurück.
    Ich ging zu Morris ans Bett: »Sie müssen sich nicht n anstrengen Lassen Sie sich Zeit mit den Antworten und sprechen Sie nur ganz wenig.«
    Er nickte zustimmend und blickte dann erwartungsvoll zur Tür. Es hatte geklopft, und eine junge Schwester kam ’rein Sie hatte in der Hand ein kleines Päckchen.
    »Das wurde gerade für Mr, Morris abgegeben«, sagte sie und reichte das Päckchen ’rüber. Ich nahm es in Empfang und wollte es gerade an Morris weiterreichen, als ich über die in Druckbuchstaben geschriebene Adresse stutzte. Phil, der neben mir stanu, warf auch einen Blick darauf und hauchte dann ziemlich entgeistert:
    »Mensch, Jerry, das ist doch…«
    »Ja, stimmt Seid mal alle ganz leise«,, befahl ich und legte mein Ohr fest an das Päckchen Und da hörte ich, zwar ganz leise, aber sehr deutlich, das Ticken eines Uhrwerks.
    ***
    Mit einem Satz war ich am Fenster, das zum Glück auf eine Art Park hinausging Mit weitem Schwung warf ich das Päckchen heraus Keine Sekunde zu früh, denn sobald es unten auf dem Boden landete, explodierte es mit einem lauten Knall. Wo eben noch glatter Rasen gewesen war, störte jetzt ein brauner Fleck, ein kleiner Krater, das unversehrte Grün.
    Ich wandte mich um zu Morris, der weiß wie eine frischgestrichene Wand geworden war Auch die beiden Schwestern standen wie angegossen. Nur Phil war wie ein Wiesel zur Tür ’rausgesaust, wahrscheinlich, um unten nach dem Rechten zu sehen.
    Damit kam auch schon der Arzt hereingeweht
    »Alles klar, Doc. Ihr Patient braucht nur noch ’ne Beruhigungsspritze, und dann sollten Sie ihm keine Geschenke mehr überbringen lassen Das könnte sonst vielleicht mal unangenehm werden.«
    Er gab sofort seine Anordnungen, und ich wandte mich in der Zeit an Morris: »Können Sie mir jetzt doch noch ein paar Fragen beantworten?«
    Er sah mich dankbar an und nickte zustimmend.
    »Haben Sie den Gangster erkannt?« Als er verneinend den Kopf schüttelte, fragte ich weiter:
    »Ist Ihnen irgend etwas aufgefallen, das Sie in Ihrem ersten Bericht vielleicht nicht erwähnt haben? Lassen Sie sich ruhig Zeit und überlegen Sie. Aber denken Sie daran, daß auch die kleinste Kleinigkeit für uns wichtig sein kann.« Zuerst schwieg er eine Weile, doch dann schien ihm eine Erinnerung zu beschäftigen.
    »Mir ist was aufgefallen, aber ich weiß nicht, was es war.« Ich merkte, wie er krampfhaft in seinem Gedächtnis kramte und wollte schon abwinken, als er sich zu erinnern begann.
    »Also, etwas ist mir aufgefallen… es war, als ich mich umdrehte und auf ihn zuging. Es war ja nur ein ganz kurzer Moment, bis er mich niederschoß Es war
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