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02 - Von dir kann ich nicht lassen

02 - Von dir kann ich nicht lassen

Titel: 02 - Von dir kann ich nicht lassen
Autoren: Mary Balogh
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getrunken hatte, den Schmerz dessen, was gleich folgen würde,
nicht dämpfen könnte. Es hatte keinen Sinn, es weiter zu verzögern. »Beend'n
Sie beenden Sie Ihre Arbeit, Mann.«
    »Wenn
nur meine Tochter käme«, sagte der Doktor nervös. »Sie ist in solchen Fällen
eine gute Assistentin mit ruhiger Hand. Ich habe nach ihr geschickt, sobald ich
hierher gerufen wurde, aber sie muss Hookham's Bibliothek schon verlassen
haben, bevor der Bote eintraf.«
    »Der
Teufel soll Ihre Tochter holen!«, sagte Jocelyn grob. »Beenden ...«
    Aber
Conan unterbrach ihn.
    »Hier
ist sie.« In seiner Stimme schwang merkliche Erleichterung mit.
    »Nein,
Sir«, erwiderte Dr. Raikes. »Das ist nur eine Hausgehilfin. Aber sie wird
genügen müssen. Komm her, Mädchen. Bist du empfindlich? Fällst du beim Anblick
von Blut in Ohnmacht, wie es der Kammerdiener Seiner Gnaden tut?«
    »Auf
beide Fragen nein«, sagte die Hausgehilfin. »Aber es muss ein Irr ...«
    »Komm
her«, sagte der Doktor schon ungeduldiger. »Ich muss Seiner Gnaden eine Kugel
aus dem Bein holen. Du musst mir die Instrumente reichen, die ich verlange, und
das Blut abtupfen, damit ich sehen kann, was ich tue. Komm näher. Stell dich
hierher.«
    Jocelyn
umklammerte mit beiden Händen die Außenkanten der Matratze, Er erhaschte einen
kurzen Blick auf die Hausgehilfin, bevor sie hinter Raikes verschwand. Der
Folgegedanke schwand rasch, als sein Körper, sein Geist, seine Welt in
brennende Höllenqual aufbrachen. Er konnte sich nirgendwo, in keinem Winkel
seines Seins verbergen, während der Arzt schnitt und sondierte und auf der
Suche nach der Kugel immer tiefer drang. Conan drückte seinen Oberschenkel mit
beiden Händen aufs Bett. Jocelyn hielt seinen übrigen Körper mit letzter
Willenskraft ruhig, mit krampfhaftem Griff um die Matratze und fest zusammengepressten
Augen und Zähnen. Er konzentrierte sich mit verbissener Entschlossenheit
darauf, nicht zu schreien.
    Die
Zeit verlor alle Bedeutung. Es schien ewig zu dauern, bis er den Arzt mit
abscheulicher Ruhe verkünden hörte, dass die Kugel entfernt sei.
    »Sie
ist draußen, Tresham«, wiederholte Conan und klang, als wäre er gerade zehn
Meilen hügelaufwärts gerannt. »Das Schlimmste ist vorbei.«
    »Zur
Hölle damit!«, bemerkte Jocelyn, nachdem er noch einige härtere Beiworte
gebraucht hatte. »Können Sie so eine einfache Aufgabe, wie eine Kugel zu
entfernen, nicht ausführen, ohne den ganzen Morgen dafür zu verschwenden,
Raikes?«
    »Ich
habe so zügig wie möglich gearbeitet, Euer Gnaden«, erwiderte der Arzt. »Die
Kugel war in Muskeln und Sehnen eingebettet. Es ist schwer abzuschätzen,
welchen Schaden sie angerichtet hat. Aber wenn ich zu hastig vorgegangen wäre,
hätte ich die Amputation unvermeidlich und Sie mit ziemlicher Sicherheit zum
Krüppel gemacht.«
    Jocelyn
fluchte erneut. Und dann spürte er die unbeschreibliche Wohltat eines kühlen,
feuchten Tuches, das zuerst auf seine Stirn und dann auf beide Wangen gedrückt
wurde. Er hatte nicht bemerkt, wie erhitzt er war. Er öffnete die Augen.
    Er
erkannte sie sofort. Ihr goldenes Haar war unbarmherzig streng zurückgenommen.
Ihr Mund war eine dünne Linie, wie schon beim letzten Mal, als er sie gesehen
hatte im Hyde Park. Sie hatte den grauen Mantel und die Haube abgelegt,
die sie dort getragen hatte, aber was darunter zum Vorschein kam, war keine
Verbesserung. Sie trug ein billiges, geschmackloses graues Kleid, das am Hals
züchtig hochgeschlossen war. Trotz seines Rausches, der durch die Schmerzen
bereits weitgehend verflogen war, erinnerte sich Jocelyn vage daran, dass er
auf seinem eigenen Bett in seinem eigenen Schlafzimmer in seinem eigenen
Londoner Zuhause lag. Sie war im Hyde Park auf dem Weg zu ihrer Arbeitsstelle
gewesen.
    »Was,
zum Teufel, tust du hier?«, fragte er.
    »Ich
helfe, Blut aufzuwischen, und tupfe nun Schweiß ab«, erwiderte sie, wandte sich
um, tauchte das Tuch in eine Schüssel und wrang es aus, bevor sie es ihm erneut
auf die Stirn presste. Unverschämtes Frauenzimmer.
    »Oh,
Donnerwetter!« Conan hatte sie offensichtlich auch gerade erkannt.
    »Wer
hat dich hereingelassen?«, fragte Jocelyn zusammenzuckend und fluchte, als Dr.
Raikes etwas über seine Wunde breitete.
    »Ihr
Butler vermutlich«, sagte sie. »Ich sagte ihm, ich sei gekommen, um mit Ihnen
zu sprechen, und er hat mich hier heraufgeschickt. Er sagte, ich würde
erwartet. Sie sollten ihm vielleicht zu größerer Vorsicht bei der Wahl der
Menschen raten, die er
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