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02 - Von dir kann ich nicht lassen

02 - Von dir kann ich nicht lassen

Titel: 02 - Von dir kann ich nicht lassen
Autoren: Mary Balogh
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dass er nicht kommen
solle, beschloss sie, während sie aufstand, obwohl sie nicht gefrühstückt
hatte. Es wäre Zeit und Geldverschwendung, wenn er den ganzen Weg
hierher käme. Und es wäre leichter, ihm die Nachricht, dass sie ihn nicht
heiraten konnte, schriftlich beizubringen, als es von Angesicht zu Angesicht zu
tun.
    Es dauerte einige
Tage, bis Jocelyn vollkommen realisiert hatte, dass keine tödliche Bedrohung
mehr bestand, dass die Angelegenheit für die Forbesbrüder und anscheinend auch
Lord Oliver dadurch erledigt war, dass Lady Oliver während ihrer dramatischen
Unterbrechung des Duells die Wahrheit gesagt hatte.
    Als
Jocelyn es tatsächlich erkannte, während er eines Morgens in der
Bibliothek den letzten Bericht aus Acton Park las, entdeckte er, dass er
gewissermaßen außer Atem war. Und als er die Ellbogen auf die
Schreibtischplatte stützte und die Hände hob, stellte er fasziniert fest, dass
sie zitterten.
    Er war
sehr dankbar, dass Michael Quincy nicht anwesend war, um Zeuge dieses Phänomens
zu werden.
    Es war
wirklich seltsam, dass keines seiner vorherigen Duelle ihn Auge in Auge mit
seiner eigenen Sterblichkeit hatte bringen können. Vielleicht kam es daher,
dass er niemals zuvor dem Leben und dem Wunsch, es bis zur Neige auszukosten,
gegenübergestanden hatte. Zum ersten Mal brachte das Studieren des trockenen
Tatsachenberichts seines Verwalters ein mächtiges Gefühl schmerzlichen Heimwehs
mit sich. Er wollte dorthin gehen, das Haus mit den Augen eines Erwachsenen
wiedersehen, den Park und die bewaldeten Hügel durchstreifen, sich des jungen erinnern,
der er gewesen war, den Mann entdecken, der er geworden war.
    Er
wollte mit Jane dorthin gehen.
    Er
sehnte sich nach ihn Er hatte beschlossen, sie nur noch bis nach ihrer
Einführung in die Gesellschaft in Ruhe zu lassen. Er würde bei ihrem Debüt mit
ihr tanzen und sie dann entschlossen umwerben, bis sie nachgab, was sie gewiss
täte. Niemand könnte sich seinem Willen ewig widersetzen.
    Aber es
dauerte noch immer eine ganze Woche bis zu dem Ball. So lange konnte er nicht
warten. Er befürchtete, dass, wenn überhaupt jemand, sie diejenige wäre, die
ihm doch widerstehen könnte. Und während er wartete, machten ihr Leute wie
Kimble und sogar sein Bruder überall in der Stadt den Hof, troffen aus jeder
Pore vor Charme und entlockten ihr die Art betörendes Lächeln, das sie bei
ihrem Umgang mit ihm nur sehr sparsam gebraucht hatte. Und dann wurde er zornig
auf sich selbst, weil er der Eifersucht auf alles nachgab. Wenn sie einen
anderen Mann wollte, sollte sie ihn haben. Sie konnte seinetwegen zum Teufel
gehen. Er amüsierte sich mit der Vorstellung, gegen Kimble und Ferdinand
gleichzeitig zu kämpfen mit Schwertern. In jeder Hand eines.
    Und
eine Machete zwischen den Zähnen, dachte er selbstironisch. Und einer schwarzen
Augenklappe.
    »Zum
Teufel damit!«, belehrte er seine menschenleere Bibliothek, während er
obendrein mit der Faust auf die Schreibtischplatte schlug. »Ich werde ihr um
ihretwillen den Hals umdrehen.«
    Am
selben Nachmittag machte er Lady Webb seine Aufwartung, lehnte aber die
höfliche Aufforderung des Butlers ab, ihm in den Salon zu folgen, wo weitere
Besucher unterhalten wurden. Er bat darum, Lady Webb persönlich sprechen zu
dürfen, und wurde in den Salon im Parterre geführt.
    Er
wusste, dass Lady Webb ihn nicht akzeptierte. Selbstverständlich war sie nicht
so schlecht erzogen, es auszusprechen. Und ihre Haltung war vollkommen
verständlich. Er hatte seine Erwachsenenzeit nicht damit verbracht, Wert auf
die gute Meinung ehrbarer Ladys wie sie zu legen. Ganz im Gegenteil. Sie mochte
ihn nicht, erkannte aber eindeutig die Notwendigkeit seines Angebots an ihr
Patenkind.
    »Obwohl
ich sie vollkommen unterstützen werde«, belehrte Lady Webb ihn, bevor sie Jane
herabschickte, »wenn sie ablehnt. Ich werde Ihnen nicht gestatten hierher zu
kommen und sie zu quälen.«
    Er
verbeugte sich steif
    Zwei
weitere Minuten vergingen, bevor Jane erschien.
    »Oh«,
sagte sie, schloss die Tür hinter sich und ließ die Hand am Knauf, »du bist es
also.«
    »Zumindest
als ich das letzte Mal in den Spiegel sah«, erwiderte er und verbeugte sich
elegant. »Wen hast du erwartet?«
    »Ich
dachte, es wäre vielleicht Charles«, antwortete sie.
    Er
runzelte die Stirn und blickte finster drein. »Charles?« Alle seine
guten Vorsätze schwanden. »Du meinst das Muttersöhnchen aus Cornwall? Der
Bauernlackel, der sich einbildet, er würde dich
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