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02 - komplett

02 - komplett

Titel: 02 - komplett
Autoren: 2 Romane
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und ich wollte gerade Sarah suchen.“ Damit setzte sie sich wieder in Bewegung. „Der Ärmste hat ein bisschen Bauchweh ... oder er hatte zumindest welches“, setzte sie hinzu, weil ein knatterndes Geräusch in diesem Moment verriet, dass James’ Unbehagen sich im wahrsten Sinne des Wortes in Luft aufgelöst hatte.
    Amüsiert bemerkte Clayton: „Ich glaube, dem Kleinen geht es schon besser.“
    Unwillkürlich musste Ruth lachen, obwohl ihr Hitze in die Wangen gestiegen war.
    „Wie auch immer – ich war gerade auf dem Weg zu Sarah. Als die Kutsche ankam, ist sie hinuntergelaufen, um ihren Mann zu begrüßen. Vermutlich finde ich die beiden im Kleinen Salon, wo sie Neuigkeiten austauschen. Sie haben sich sicher viel zu erzählen.“
    „Oh, bestimmt“, pflichtete Clayton ihr bei, aber Ruth entdeckte einen Funken Belustigung in seinen schiefergrauen Augen. „Allerdings dürften Sie im Kleinen Salon kein Glück haben. Gavin hat sich in sein Zimmer zurückgezogen, um sich nach der anstrengenden Reise ein wenig frisch zu machen, und seine Frau ... äh, hat ihn begleitet.“
    „Oh.“ Ruth wandte den Kopf ab, um ihr Erröten vor Sir Clayton Powell zu verbergen.
    Wie dumm von ihr, dass sie nicht gleich daran gedacht hatte! Natürlich wollten die beiden ein wenig allein sein, nachdem sie sich einige Tage nicht gesehen hatten.
    Während Ruth sich mit James beschäftigte, um die Fassung wiederzugewinnen, gab sie Clayton Gelegenheit, sie ausgiebig zu mustern. Schon bei ihrer ersten Begegnung, als sie mit kundiger Hand einen kleinen Ponywagen durch die High Street von Willowdene kutschierte, hatte er sich zu ihr hingezogen gefühlt – trotz der Trauerkleidung, die ihre Gestalt von Kopf bis Fuß in strenges Schwarz hüllte. An jenem Tag hatte sie ihm erzählt, dass ihr Vater kürzlich verstorben war. Im Gespräch fanden sie außerdem heraus, dass sie über ihren Mann mit einem seiner Offiziere, Colonel Hayden, verschwägert war. Erst deutlich später hatte Gavin ihn darüber aufgeklärt, dass Ruth Hayden seit vielen Jahren verwitwet war.
    Nun, da er sie wiedersah, erkannte Clayton, dass sein erster Eindruck ihn nicht getrogen hatte: Auch wenn damals der steife Stoff des Trauerkleids ihre Figur verborgen und ihr Teint unter dem schwarzen Hut fahl gewirkt hatte – man musste Mrs. Hayden unbestreitbar als Schönheit bezeichnen.
    Auf den ersten Blick mochten ihre Züge streng wirken, aber ihr Gesicht war fein geschnitten, mit dunkelbraunen Augen, die von dichten Wimpern umrahmt wurden.
    Die zierliche, gerade Nase lenkte den Blick auf die roten Lippen, deren untere etwas voller war, während die obere aussah wie von Künstlerhand mit hübschem Schwung gezeichnet.

    Mrs. Hayden reichte ihm kaum bis zur Schulter, und alles an ihr kam ihm zierlich vor
    – selbst die schmalen Handgelenke, die seinen Blick auf sich zogen, als sie den kleinen James an sich drückte. Trotzdem konnte er nicht umhin zu bemerken, dass sie an genau den richtigen Stellen verführerische Rundungen besaß. Mit Wohlgefallen betrachtete er, wie sich der silbergraue Seidenstoff ihres Kleids über schwellenden Brüsten spannte.
    Als Ruth aufsah, wurde sie gewahr, dass Sir Claytons Blick auf ihrem Dekolleté ruhte, und errötete von Neuem heftig. Bereits bei ihrer ersten Begegnung hatte sie sein Interesse gespürt, das sich nicht allein durch seine Bekanntschaft mit der Familie ihres Mannes erklären ließ. Doch einen so abwegigen Gedanken, er könnte körperliches Interesse an ihr haben, hatte sie sich damals entschlossen aus dem Kopf geschlagen. Nun allerdings musste sie sich eingestehen, dass Sir Clayton sie unverhohlen lustvoll musterte. Die Erkenntnis, dass er sie begehrenswert fand, löste einen Aufruhr der Empfindungen in ihr aus.
    Sicherlich: Es war Jahre her, dass sie das Bett mit ihrem Mann geteilt hatte oder auch nur geküsst worden war. Aber sie hatte keineswegs verlernt, die Zeichen zu deuten, die männliches Begehren offenbarten. Noch vor wenigen Tagen hatte sie die Glut in Ian Bryants Blick gesehen, als er sie bat, ihn zu heiraten. Der Arzt besaß nicht die Gabe, seine Leidenschaft im Zaum zu halten.
    Ganz anders Sir Clayton. Ihm schien es nicht das Geringste auszumachen, dass sie seinen begehrlichen Blick aufgefangen hatte. Er streckte die Hand aus, strich dem Säugling mit einem schlanken Finger über die Wange und bemerkte leichthin: „Da drüben, am Ende des Ganges, steht eine Bedienstete. Vielleicht wollte sie nach dem kleinen James
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