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02 Ich bin so Fry: Meine goldenen Jahre

02 Ich bin so Fry: Meine goldenen Jahre

Titel: 02 Ich bin so Fry: Meine goldenen Jahre
Autoren: Stephen Fry
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einen Abend laufen.
Einen Abend? Machst du Witze? Dies Stück wird garantiert schon auf Seite vier abgesetzt.
Wie konnte das nur passieren? Ich war so vorsichtig. Ich hab das falsche Stück ausgesucht, den falschen Regisseur, das falsche Ensemble. Wo hab ich denn was richtig gemacht?
     
    Und so weiter.
    Jahre später sollte Mike mit Mel Brooks an der Neuerfindung von
The Producers
als Bühnenmusical zusammenarbeiten, wurde aber von unheilbarer Leukämie dahingerafft, bevor er die Chance hatte, mitzuerleben,wie das Stück zum größten Broadway-Hit seiner Tage wurde.
    Während der zweiten Hälfte, gleich nachdem das Publikum aus der Pause wieder auf seine Plätze zurückgekehrt war, kam Ralph Rosen, der freundliche General Manager der Kompanie, auf seine plattfüßige Weise durch die Lobby gewatschelt, um uns die Nachricht zuzuraunen, dass ein Freund eines Freundes eine Freundin hatte, die mit jemandem von der
New York Times
ausging, und dass dieser Freund einen Vorabdruck der Kritik von Frank Rich gesehen hatte. Und dass sie gut war. Mehr als gut. Es war eine Lobeshymne. Ralph schüttelte uns feierlich die Hand. Er war der leiseste, redlichste und sachlichste Mensch, der mir in Amerika begegnet ist. Wenn er sagte, dass etwas so oder so war, dann war es so und nicht anders.
    Als wir schließlich alle oben zur Party versammelt waren, hatte Richard eine Zeitung in der Hand und wieder einmal feuchte Augen.
    Bei den Antoinette Perry Awards später in jenem Jahr wurde
Me and My Girl
für vierzehn Tony Awards nominiert. Zehn davon bekamen wir nicht, auch nicht in meiner Kategorie, aber Robert und Maryann gewannen jeweils für die beste schauspielerische Leistung in einem Musical, und, vielleicht am erfreulichsten: Gillian Gregory gewann für die beste Choreographie. Ich weiß nicht, ob ihr je bewusst wurde, wie geschickt Richard sie davor bewahrt hatte, völlig überflüssiger- und ungerechtfertigterweise gefeuert zu werden.
    Als ich nach England zurückkam, konnte ich mein Glück immer noch nicht recht fassen.
Me and My Girl
lief im West End und am Broadway, es gab Produktionen in Tokio, Budapest, Australien, Mexiko – die anderenÖrtlichkeiten habe ich vergessen. Die Show sollte die nächsten dreieinhalb Jahre am Broadway laufen und noch weitere sechs Jahre im West End. Unterdessen hieß es, sich auf
Fry and Laurie
zu freuen, auf noch ein
Blackadder
und … und … wer wusste, was noch? Es schien so, als sei ich zum Insider geworden, ein Jemand im Showbusiness.
    Im August 1987 war ich daheim in Norfolk und beglückwünschte mich dazu, zehn Tage lang das Rauchen aufgegeben zu haben. Hugh, Kim und andere Freunde kamen, um mir zu helfen, meinen dreißigsten Geburtstag zu feiern, und zehn Minuten nach ihrer Ankunft rauchte ich bereits wieder.
    Meine »Wilden Zwanziger« waren vorüber, und im nächsten Monat wollten Hugh und ich mit der Arbeit an unserer Pilotsendung für die BBC beginnen. Als Titel hatten wir uns inzwischen für
A Bit of Fry and Laurie
entschieden. Mein Kontostand war gut und wurde immer besser. Ich besaß Autos und Selbstsicherheit. Und ich machte mir langsam einen Namen. Ich war der größte Glückspilz, den ich kannte.
    Es war noch nie meine Sache gewesen, Bilanz zu ziehen oder Inventur zu machen, aber ich erinnere mich, dass ich im Garten des Hauses in Norfolk stand, in den Sonnenuntergang schaute und das Gefühl hatte, endgültig angekommen zu sein. Ich glaube nicht, dass ich geradezu jubelte über das, was ich an Überresten meines armseligen früheren Lebens sah, aber dennoch war ich dem Frohlocken vielleicht so nah, wie es möglich ist.
    Doch wenn jemand frohlockt, kräuseln sich des Schicksals grausame Lippen zu einem Lächeln.

C
     
    Ein paar Wochen später in London fragte mich ein Freund, ob ich Lust auf eine »line« hätte. Ich wusste zwar nicht, was er meinte, aber weil er auf eine Weise fragte, die »eine line« faszinierend klingen ließ und verrucht und amüsant, bejahte ich unbekümmert. Ich dachte, er wolle mich vielleicht mit einem besonders anstößigen Witz oder Anmachspruch erfreuen. Stattdessen zog er ein kleines, zusammengefaltetes Papiertütchen aus der Tasche, schüttete ein weißes Pulver auf die Rauchglasoberfläche des Couchtisches und legte es in zwei Linien aus. Er fragte mich nach einem Zehn-Pfund-Schein. Ich reichte ihm einen Schein, den er fest zusammenrollte, bevor er ihn in ein Nasenloch schob. Er sog die Hälfte seiner »line« ein, wechselte den aufgerollten
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