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02 - Geheimagent Lennets erster Auftrag

02 - Geheimagent Lennets erster Auftrag

Titel: 02 - Geheimagent Lennets erster Auftrag
Autoren: Vladimir Volkoff
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leer.
    »Sollten Sie sich nicht doch geirrt haben?« fragte der Kommissar den Inspektor.
    »Wir haben noch immer nicht ihr Zimmer untersucht", erwiderte der andere finster.
    Silvia wagte sich nochmals vor: »In meinem Zimmer herrscht nämlich eine solche Unordnung...«
    Der Kommissar lächelte gutmütig: »Auch ich habe eine Tochter und bin Kummer gewöhnt.«
    Silvia Marais seufzte tief auf. Nun hatte sie alles getan, was in ihrer Macht stand, um Lennet zu retten.
    Lennet hatte sich in Silvias bequemstem Sessel niedergelassen, seine Füße lagen auf ihrem Schreibtisch. Den Pullover hatte er abgelegt; er war in die Zeitschrift »Wissenschaft und Leben" vertieft. Als die Polizisten eintraten, hob er nicht einmal den Kopf und begnügte sich nur mit der Frage: »Sag mal, bleiben deine Besucher noch lang?«
    »Da ist er!« brüllte der Inspektor und stürzte sich auf ihn.
    »Ruhe!« rief Didier und hielt den Inspektor am Arm zurück.
    Lennet musterte die beiden ungehalten, war aber doch so höflich, die Füße vom Schreibtisch herunterzutun.
    »Junger Mann, darf man wissen, was Sie hier zu suchen haben?« begann der Kommissar voll Würde.
    »Guten Abend", sagte Lennet. »Wie Sie sehen, lese ich ,Wissenschaft und Leben', während ich darauf warte, daß Silvia endlich mit mir ihre Mathematikaufgabe macht.«
    »Soso!« sagte der Inspektor. »Wegen einer Mathematikaufgabe sind Sie also durchs Fenster eingestiegen?
    Das muß man sagen, eifrig sind die jungen Leute heutzutage!«
    »Ruhe, hab ich gesagt!« unterbrach ihn Didier. »Nun, junger Mann, was haben Sie darauf zu erwidern?«
    Lennet erhob sich, die Hände in den Hosentaschen. »Erstens möchte ich gern wissen, wer Sie sind, da Sie mich einem Verhör zu unterziehen scheinen.«
    Der Kommissar zog seine Karte hervor, die Lennet eingehend prüfte.
    »Ich freue mich, Sie kennenzulernen, Herr Kommissar. Ich kann Ihnen versichern, daß ich, wie alle Welt, diese Wohnung durch die Eingangstür betrat, nachdem ich geläutet hatte. Ich habe nicht vor, Selbstmord zu begehen.«
    »Wenn er durch die Tür gekommen wäre, hätten wir ihn gesehen!« mischte sich der Inspektor ein. »Er erzählt uns Märchen.«
    »Junger Mann", setzte der Kommissar fort, »Sie wissen offenbar nicht, daß der Zugang dieses Hauses streng bewacht wird. Ihre Erklärung ist also in höchstem Maße verdächtig.«
    »Aber warum soll ich denn die Haustür benutzen, wenn ich hier wohne?«
    Einen Augenblick herrschte Schweigen. Die Polizisten tauschten Blicke aus.
    »Wenn Sie in diesem Hause wohnen, junger Freund", sagte der Inspektor, »haben Sie zweifellos Papiere, die das beweisen...«
    »Möglich, daß ich meinen Studienausweis bei mir habe.« Das Mädchen hatte sich hinter den Polizisten versteckt und wartete angstvoll, was jetzt passieren würde.
    Lennet durchwühlte seine Taschen, förderte einen sichtlich abgenutzten Studienausweis zutage und reichte ihn dem Polizisten. »Sie haben Ihre Karte, Herr Kommissar, und ich die meine", scherzte er dabei.
    »Pierre Bris, Siedlung B in Tillon, Block K, Wohnung 32", las der Kommissar.
    »Bestimmt gefälscht!« ließ sich der Inspektor vernehmen.
    »Bleiben Sie hier. Ich habe eine Liste sämtlicher Mieter dieses Hauses bei mir. Ich werde das überprüfen.«
    »Da haben wir es", sagte der Kommissar nach einer Weile.
    »Block K, Wohnung 32: Herr und Frau Bris.«
    »Papa und Mama", sagte Lennet schlicht. Der Kommissar und der Inspektor sahen sich verdutzt an.
    »Nun noch etwas, das leicht festzustellen ist", sagte der Inspektor. »Wenn Sie, wie Sie behaupten, das Haus nicht verlassen haben, müßten Ihre Schuhe völlig sauber sein.«
    »Befühlen Sie sie!«
    Mühelos balancierte Lennet auf dem linken Fuß und hielt dem Inspektor den rechten vor die Nase. Der Inspektor betastete und beschnüffelte Lennets Schuh. »Trocken!« stellte er dann bedauernd fest.
    Lennet lächelte: »Es hätte noch eine einfachere Methode gegeben", bemerkte er. »Sie hätten Silvia fragen können, ob ich die Wahrheit sagte.«
    Die Polizisten wandten sich zu Silvia Marais, die mit unschuldsvoller Miene erklärte: »Diesmal hat Pierre ausnahmsweise nicht geschwindelt, wenn er auch sonst ein ausgemachter Lügner ist!«
    Der Kommissar entschuldigte sich in aller Form und entfernte sich.
    Der Inspektor folgte ihm mit langem Gesicht und wütenden Blicken.
    »Sie heißen also in Wirklichkeit Bris?« fragte Silvia, nachdem sie die Polizisten zur Tür geleitet hatte und in ihr Zimmer zurückgekehrt
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