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0199 - Hyänen für den Henker

0199 - Hyänen für den Henker

Titel: 0199 - Hyänen für den Henker
Autoren: Hyänen für den Henker
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die Tür sich öffnete.
    Wir standen in einem Separee, wie man es in der ganzen Welt findet, ob in Paris, Berlin, Stockholm, in London, Buenos Aires, Rio oder auch in New York. Es gab einen Tisch, auf dem eine Flasche Wein stand, zwei Sessel, einen Teewagen, eine Stehlampe und ein Radio mit Plattenspieler.
    Auf der Couch lag Norma Stanley. Sie schien zu schlafen. Sie lag auf der Seite, das Gesicht zur Wand gedreht, die Knie etwas angezogen und das Gesicht halb in den Kissen vergraben.
    »Hallo, Miss Spencer!«, rief ich sie an.
    Vielleicht hatte sie mehr getrunken, als sie vertragen konnte, und war eingeschlafen.
    Phil drehte den Schalter und ließ die Deckenbeleuchtung aufflammen. Jetzt konnte man wenigstens etwas sehen. Ich ging zu Norma und legte ihr leise die Hand auf die Schulter. Sie war warm und weich.
    »Hallo, Miss Norma!«
    Ich schüttelte sie behutsam und beugte mich vor, um ihr ins Gesicht zu blicken. Ich erblickte ein paar unnatürlich starre blaue Augen und einen weitaufgerissenen Mund.
    Man hatte versucht, Norma Stanley zu ermorden. Jemand hatte ihr ein Kissen so lange auf den Mund gepresst, bis er sie für tot hielt, ich war nicht ganz davon überzeugt. Das Verbrechen konnte erst vor Minuten begangen worden sein.
    Während Phil einen Arzt holte, begann ich mit künstlicher Atmung. Ich zog die Jacke aus und arbeitete verbissen. Brustkorb zusammen, Arme herunter, Arme wieder hoch, Arme herunter. Brustkorb zusammen und so weiter.
    Der Schweiß rann mir übers Gesicht, aber ich gab nicht auf.
    Ich vernahm eine Bewegung hinter mir und fuhr herum. In der Tür stand ein Pärchen. Beide sahen mit großen erschreckten Augen herüber. Das Mädchen hatte die Hand um den Arm des Mannes gekrallt.
    Ich winkte sie heran.
    »Machen Sie das Fenster auf, junger Mann! Und Sie, Miss, kommen hierher und helfen mit! Vielleicht kann man dieses Mädchen hier noch retten.«
    Während der junge Mann noch stand wie angeleimt, reagierte das Mädchen sofort.
    Hütchen und Handschuhe flogen auf den Tisch.
    »Ich habe einen Kurs in erster Hilfe mitgemacht«, sagte sie hastig und griff zu.
    Dann endlich entschloss sich der Jüngling, das Fenster aufzustoßen. Danach stand er wieder reglos und wusste nicht, was er tun sollte.
    »Rufen Sie die Stadtpolizei an«, fuhr ich ihn an. »Verlangen Sie Lieutenant Crosswing, und sagen Sie ihm, Mister Cotton brauche ihn dringend. Er soll hierherkommen. Die Adresse wissen Sie ja wohl.«
    Jetzt endlich setzte er sich in Bewegung.
    Es dauerte eine unerträglich lange Zeit, bis Phil mit einem Arzt zurückkam. Der untersuchte, schüttelte bedenklich den Kopf und sah mich merkwürdig an.
    Er zog ein paar Spritzen auf, dann löste er das junge Mädchen ab.
    »Wo Alf nur bleibt?«, fragte sie.
    »Der junge Mann hat Angst«, sagte ich.
    Nach weiteren fünf Minuten kamen der Unfallwagen und das Sauerstoffgerät.
    Am Ende wussten wir, dass alles umsonst war. Norma Stanley war tot, und niemand würde sie ins Leben zurückholen.
    Jetzt erst dachte ich daran, dass Crosswing nicht erschienen war. Die vollkommen verschüchterte Wirtin bestätigte meine Vermutung, dass »Alf« gar nicht angerufen hatte. Er war einfach weggerannt.
    So kam es, dass die Mordkommission erst nach fast fünfundvierzig Minuten eintraf.
    Die einzige, die den Mörder gesehen hatte, war die Wirtin. Es war auch nicht das erste Mal, dass er hier gewesen war, 56 immer mit einem anderen Mädchen. Norma hatte sie noch nie gesehen. Den Mann beschrieb sie als groß, schlank, ungefähr fünfunddreißig Jahre alt, mit braunem Haar. Er sei immer sehr gut angezogen gewesen und habe sich benommen wie ein Gentleman.
    Damit konnten wir natürlich gar nichts anfangen. Männer wie der beschriebene gibt es zu… zigtausenden.
    Es tat mir leid um Norma Stanley -trotz allem. Sie hatte ein Ende gefunden, das ich auch meinem schlimmsten Feind nicht wünschte. Ich konnte mir sehr genau vorstellen, wie das zugegangen war.
    Vor allem hatte sie uns trotz ihrer Versicherung belogen. Außer der Alten musste ein Mann im Spiel gewesen sein. Ihn musste sie nach unserem Weggang angerufen und gefragt haben, was sie tun solle.
    Wahrscheinlich war sie hysterisch geworden und hatte ihm Vorwürfe gemacht, dass er das Spiel mit Shawsburiy zu weit getrieben habe.
    Und der Kerl war sicher zu der Überzeugung gekommen, dass sie ihm in diesem Zustand gefährlich werden könnte. Er hatte Sie ins Café Paris Hollywood bestellt, ihr bei einer Flasche Wein alles entlockt, was er
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