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0198 - Die letzte Bastion

Titel: 0198 - Die letzte Bastion
Autoren: Unbekannt
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eben noch reglos auf der Dünenkrone gestanden hatte, wurde von der nächsten Bö den Hang hinabgeschleudert.
    Dort blieb sie liegen, bis der staubfeine rötliche Sand, der die dünne Luft erfüllte, sie fast zugedeckt hatte.
    Erst dann hob Major Merk Nateby den Kopf und lauschte in das intervallartige Jaulen des Sturmes und das Rauschen des Sandes, das der Brandung eines Meeres gleichkam. Er mußte lange warten, bis er aus der nächtlichen Wüstenmelodie den einen, den gesuchten Ton heraushörte: das schrille Aufheulen, das ein Antigrav-Generator von sich gibt, wenn er seine Kraft gegen eine Sandbö einsetzen muß.
    Sie waren ihm also immer noch auf den Fersen.
    Sie, das war ein Jagdkommando vom Stützpunkt des Obmanns, und er, Merk Nateby, war noch vor kurzem Chef der Raumabwehr desselben Obmanns gewesen. Leider hatte er den unverzeihlichen Fehler begangen, übereifrig und vorschnell zu handeln, ohne einen Befehl dazu abzuwarten.
    Merk Nateby versuchte, nicht daran zu denken, was sich vor zwölf Tagen zugetragen hatte. Aber es gelang ihm nicht, die aus der Erinnerung aufsteigenden Bilder zu verdrängen.
    Damals war er Leitender Offizier in der Kommandozentrale des Stützpunktes gewesen. Er hatte das plötzliche Auftauchen eines terranischen Schlachtkreuzers bemerkt und sofort eine ganze Sektion der überlichtschnell arbeitenden Ortungsanlage zur ständigen Beobachtung eingesetzt. Der Schlachtkreuzer war jedoch nicht bis an Opposite herangekommen, ,sondern hatte eine Kreisbahn um Pulsa, den Methanriesen mit dem Molkexreservoir, eingeschlagen.
    Dann war er überraschend - und unter seltsamen hyperphysikalischen Effekten - auf Pulsa gelandet.
    Merk Nateby kannte die Verhältnisse auf Pulsa. Er wußte, daß der Kommandant des terranischen Schiffes Schwierigkeiten bekommen würde. Infolgedessen hielt er den Zeitpunkt für gekommen, ohne jedes Risiko einzugreifen und dem Schlachtkreuzer den Rest zu geben. Zuerst hatte er versucht, sich von Iratio Hondro genaue Anweisungen zu holen, doch als er dann hyperenergetische Ausbrüche dicht bei der Landungsstelle des Schlachtkreuzers anmaß, wartete er keinen Befehl mehr ab. Er war ohnehin sicher, daß des Obmanns Befehle sich mit seinen Absichten deckten. Die Feuerleitzentrale erhielt von ihm die Anweisung, das terranische Schiff anzugreifen und zu vernichten.
    Dann kam die große Ernüchterung für ihn.
    Die hyperdimensionalen Lebewesen von Pulsa setzten ihre Angriffe gegen den Schlachtkreuzer nicht fort, sondern verschwanden im Hyperraum oder scharten sich um die Einschlagstellen der Atomraketen. Das Schiff, das die Raketen nicht getroffen hatten, startete. Offenbar hatte sein Kommandant die Gefahr erkannt. Das raubte Merk Nateby die Möglichkeit, den Beschuß fortsetzen zu lassen. Das Raumschiff entkam.
    Wie sich hinterher herausstellte, hatten sich des Obmanns Absichten durchaus nicht mit seinen eigenen gedeckt. Er hatte unter keinen Umständen die Aufmerksamkeit der Terraner auf Opposite lenken wollen. Für den Irrtum seines Majors zeigte er kein Verständnis. Merk Nateby wußte sofort, als Iratio Hondro am Interkom tobte, was ihm bevorstand. Er wartete nicht erst auf das Verhaftungskommando, sondern er floh.
    Nun war Major Merk Nateby immer ein pflichtbewußter, absolut linientreuer Offizier der Blauen Garde gewesen. Daran änderte die zu erwartende Strafe nichts. Aber die Ehre war ihm wichtiger als alles andere. Die Flucht diente nur dem Ziel, seine Ehre zu retten.
    Das war ein altes Gesetz bei den Gardisten auf Opposite. Gelang es einem, sich der sofortigen Bestrafung durch die Flucht zu entziehen, so hatte er Aussicht, straflos auszugehen und seine Ehre wiederherzustellen. Merk Nateby war die Flucht gelungen.
    Aber noch suchten die Jagdkommandos nach ihm, und wurde er gefaßt, bevor er einen bestimmten Punkt jenseits der Wüste erreichte, war er so gut wie verloren. Und noch befand er sich rund hundert Kilometer vom Ziel entfernt. Sein Ziel war die Wasserstelle Muddy Water, jenseits des Wüstenschlauchs zwischen dem in den Höckerbergen verborgenen Stützpunkt und Badgers Prärie. Erst, wenn er Muddy Water erreichte, war er gerettet. Dann mußten die Jagdkommandos ihn wieder zum Stützpunkt fahren, und er würde weiter als Offizier des Obmanns dienen. Merk Nateby lachte gequält, als er daran dachte. Die Chancen für einen Flüchtling standen eins zu hunderttausend. Wen die Jagdkommandos nicht einfingen, den brachte entweder die Glut des Tages um oder er wurde von
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