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0198 - Die letzte Bastion

Titel: 0198 - Die letzte Bastion
Autoren: Unbekannt
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unterbrach die Verbindung. Erst jetzt fiel ihm auf, daß der Sturm nachgelassen hatte. Als er sich umwandte, sah er am finsteren Osthorizont etwas, das aussah, als hätte jemand grüne Leuchtfarbe über den Himmel verspritzt. Die Sonne badete die höchsten Gipfel der Höckerberge in ihrem grünen Licht. „Na also!" Nasaro seufzte erleichtert. „Gleich werden wir ihn haben." Nun stieg die Sonne schnell über die Berge, eine Folge der raschen Rotation Opposites. Immer mehr Gipfel leuchteten auf, bis schließlich auch die Wüste von der Flut des Lichts übergossen wurde. Nur die Westflanken der Berge lagen noch im Schatten, eine trostlose, düster drohende schwarze Wand, bar jeder Vegetation, zerklüftet und zerrissen durch den ewigen Wechsel von Sonnenglut und Nachtkälte.
    Die Wüste selbst war an dieser ihrer engsten Stelle ein welliges, sich fast ständig bewegendes Auf und Ab von Wanderdünen. Der Sand stammte vom Basalt der Höckerberge. Dort wurde er abgetragen, sammelte sich am Fuße des Gebirgszuges in Form von Schuttkegeln, von wo der Wind ihn zur Wüste hinabtrug. Jetzt schwieg der Wind, nur die Rippelmarken auf den Dünen zeugten von seiner Tätigkeit. xMit Nasaros Augen gesehen, wurden die sanften Luv-Hänge der Dünen zu leicht überschaubaren Blättern, auf denen die Spur eines Menschen dem Suchenden nicht entgehen konnte; die Lee- Hänge dagegen waren dunkle Verstecke, schlecht zu untersuchen.
    Hinter einem der Lee-Hänge, vermutete Nasaro, mußte jetzt Merk Nateby stecken, dazu verurteilt, sich früher oder später durch seine Bewegungen oder die Spuren, die er bei schnellen. Sprüngen über die deckungslosen Dünenkämme hinterließ, zu verraten.
    „Abfangposition eingenommen!" meldete Sergeant Holgan.
    Leutnant Nasaro setzte den Feldstecher ab.
    „Frühstückspause für Sie, Sergeant. Ich werde solange aufpassen."
    Innerhalb der nächsten fünf Minuten meldeten auch die anderen Kommandos die Ausführung des Befehls.
    „Halten Sie die Augen offen!" ermahnte Nasaro und setzte dann zynisch hinzu: „In wessen Abschnitt Nateby durchbricht, der kann sich gleich mit absetzen." Leutnant Nasaro war eben ein gutgedrillter Kämpfer, weiter nichts. Als Sechsjährigen hatte man ihn seinen Eltern weggenommen und ihn auf der Kadettenschule der Blauen Garde erzogen. Früh war ihm beigebracht worden, alle Zivilisten als dekadente Schmarotzer zu verachten, sofern sie nicht zumindest Reservisten waren. Hätte man ihn gefragt, wofür ein Gardist zu kämpfen habe, er wäre über diese Frage erstaunt gewesen. Ihm genügte es, für die Ehre der Blauen Garde zu kämpfen. Daß es auch wirkliche Ideale gab, das wußte er nicht.
    Und doch, seine charakterlichen Anlagen hätten in einer anderen Umwelt vielleicht einen großen Mann aus ihm gemacht.
    Nach einer Viertelstunde löste Sergeant Holgan den Leutnant ab, und Nasaro machte sich über seine Marschverpflegung her. Sie war dürftig in jeder Beziehung. Die Jagd nach einem Flüchtling rangierte eben in der untersten Stufe der Wichtigkeit. Das ausgedörrte Brot war noch nicht einmal staubfest verpackt, und Nasaro war froh, als er den letzten Bissen mit einem Schluck klaren Wassers hinunterspülen konnte. Erst die Zigarette konnte er wirklich genießen. Ein wenig melancholisch starrte er den sich kräuselnden Rauchwölkchen nach.
    Das helle Summen des Telekoms riß ihn aus dieser Anwandlung.
    Hastig beugte sich Nasaro zum Armaturenbrett des Schwebers, denn es war das eingebaute Gerät gewesen, das angesprochen hatte. „Leutnant Nasaro, Suchkommando!" meldete er sich. „Das sieht Ihnen ähnlich", sagte eine spöttisch klingende Stimme. Ein grinsendes Gesicht erschien auf dem kleinen Bildschirm. Nasaro atmete auf. Er hatte einen Vorgesetzten erwartet, aber das war nur Leutnant Kuriuh von der Raumüberwachung; der hatte ihm nichts zu befehlen.
    „Was ist los?" knurrte Nasaro unwillig. Kuriuhs Gesicht wurde ernst. „Zuerst einmal: Ich rufe im Auftrag des Obmanns an. Er läßt fragen, ob ihr Nateby schon habt." Nasaro war erschrocken und verblüfft zugleich. „Der Obmann selbst kümmert sich darum? Wie kommt das?"
    „Keine Ahnung. Also, was ist nun mit Nateby?"
    „Ich denke...", erwiderte Nasaro vorsichtig, da er nicht wußte, ob das Gespräch abgehört wurde, „... er wird uns in der nächsten Stunde in die Arme laufen. Unsere Abfangpositionen sind günstig.
    Leider konnte er uns während der Nacht entkommen." Kuriuh nickte. „Kann ich mir vorstellen. Auf jeden Fall
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