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0195 - Die Modegangster von New York

0195 - Die Modegangster von New York

Titel: 0195 - Die Modegangster von New York
Autoren: Die Modegangster von New York
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und daran halte ich mich.«
    Die Frau wollte mich abwimmeln. Ob sie dazu einen Grund hatte, wusste ich nicht, aber ich wurde dickköpfig. Ich schob sie beiseite, trat ein und schloss die Flurtür hinter mir.
    »Wollen wir nun auf dem Korridor stehen bleiben?«, fragte ich.
    Sie gab keine Antwort und führte mich in die Küche, die ihr augenscheinlich auch als Wohnraum diente.
    »Ich glaubte schon, ich hätte jetzt endlich meine Ruhe«, maulte sie. »Damals hatte ich dauernd die Beamten der Stadtpolizei im Haus, die auch alles Mögliche wissen wollten, aber«, sie lächelte listig, »von mir konnten sie nichts erfahren.«
    »Das ist sehr interessant. Mrs. Doctus. Es gab also etwas zu erfahren«, sagte ich und setzte mich unaufgefordert auf eine harte Küchenbank.
    »Es gab gar nichts zu erfahren. Miss Blanche war eine solide und angenehme Mieterin. Nur ihr Freund besuchte sie, und dagegen hatte ich nichts einzuwenden.«
    »Sie meinen Mr. Carley?«
    »Ganz genau, ein reizender junger Mann.«
    »Es interessiert mich gar nicht, ob Mr. Carley reizend war oder nicht. Wissen Sie, wen Miss Blanche an dem Abend, an dem sie verunglückte besuchen wollte?«
    »Eine Freundin in der 125.Straße.«
    »Und wie hieß diese Freundin?«
    »Das hat man mich schon hundertmal gefragt. Ich weiß es nicht.«
    »Wie war denn Ihr Verhältnis zu Miss Blanche?«
    »Sie war mir so lieb wie eine Tochter. Sie wohnte schon über ein Jahr bei mir und saß fast jeden Abend auf demselben Platz, den Sie jetzt einnehmen.«
    »Das heißt, sie standen auf recht vertrautem Fuß.«
    »Das habe ich Ihnen bereits angedeutet.«
    »Und trotzdem kannten Sie die Freundin in der 125. Straße nicht, die Miss Blanche an diesem Unglücksabend besuchen wollte.«
    »Nein«, klang es schroff.
    Vom ersten Augenblick an hatte ich den Eindruck gehabt, Mrs. Doctus verschweige mir etwas, und jetzt wurde dieser Eindruck fast zur Gewissheit.
    »Man hat Sie doch auch ersucht, die Tote zu identifizieren. Haben Sie diese ohne jeden Zweifel als Ihre ehemalige Mieterin Blanche Santou erkannt?«
    »Selbstverständlich.«
    »Und an was haben Sie sie erkannt?«
    »Was ist das für eine Frage? Entweder man kennt einen Menschen oder man kennt ihn nicht.«
    »Auch dann, wenn dieser Mensch mehrere Monate im Wasser gelegen hat und durch die Berührung mit Schiffsschrauben vollkommen entstellt ist?«, fragte ich ironisch.
    »Ich habe sie erkannt, und das genügt«, keifte sie erregt.
    »Und wie viel hat man ihnen dafür bezahlt?«
    Mrs. Doctus war weder so hart noch so ausgekocht, wie sie selbst annahm. Die unerwartete Frage ließ sie blass werden.
    »Sie? Was? Was wollen sie überhaupt von mir?«
    »Ich will, dass Sie die Wahrheit sagen.«
    Die Frau stand am Tisch und krallte die Nägel in die Platte, dass ich das kratzende Geräusch hören konnte.
    »Machen Sie, dass Sie wegkommen«, keuchte sie. »Ich will Sie nicht mehr sehen. Sie kommen hier hereingeschlichen und wollen anständige Leute ins Unglück bringen. Ich habe Blanche erkannt und das zu Protokoll gegeben. Die Stadtpolizei hat die Unterlagen. Wenn Sie etwas wissen wollen, dann gehen Sie dorthin.«
    Sie steigerte sich immer mehr in Wut und Aufregung. Ich hatte das Empfinden, dass sie furchtbare Angst hatte, die sie verstecken wollte.
    »Gut, reden wir von etwas anderem«, sagte ich und schlug die Beine übereinander. »Sie haben vorhin gesagt, Mr. Carley sei ein reizender junger Mann. Wissen Sie, wo er wohnt?«
    »Nichts weiß ich, gar nichts. Glauben Sie, dass mir jeder seine Adresse gibt? Er kam manchmal hierher, um Blanche abzuholen. Das war alles.«
    »Kam er vielleicht auch an dem Abend des dritten Januar? Hat er sie da auch abgeholt?«
    Ich wusste selbst nicht, wie ich dazu kam, diese Frage zu stellen, aber die Wirkung war verblüffend. Mrs. Agnes Doctus brach über dem Tisch zusammen, vergrub ihr Gesicht in den Armen und schluchzte verzweifelt.
    »Er hat sie also abgeholt«, beharrte ich mitleidslos.
    Ich wollte ihr keine Verschnaufpause geben. Ich durfte sie nicht zur Besinnung kommen lassen. Trotzdem wartete ich ein paar Sekunden, und das genügte ihr, um sich zu erholen.
    »Was reden Sie da für Wahnsinn? Niemand hat Blanche abgeholt. Sie wollte ihre Freundin in der 125. Straße besuchen und verlor beim Glatteis die Gewalt über das Steuer. Sie ist verunglückt und niemand kann etwas dazu.«
    »Miss Santou wollte eine Freundin besuchen, die niemand kennt, auch Sie nicht, die Sie behaupten, auf vertrautem Fuß mit ihr
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