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0195 - Der Sturz des Sterndiktators

Titel: 0195 - Der Sturz des Sterndiktators
Autoren: Unbekannt
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ängstlichen Blick auf den Schirm, bevor er sich in den Stuhl setzte.
    Er tat es auch diesmal, aber ebensowenig wie in all den vergangenen Jahren gab es heute keine Komplikation. Eine Serie klauenartiger Gebilde drang aus der rechten Lehne des Stuhls und drückte Isits Arm gegen das Polster. Er spürte einen zuckenden Stich im Oberarm, dann ließ der Druck der Klauen nach, und Isit konnte wieder aufstehen.
    Er atmete auf, als sich die Schicksalstür hinter ihm schloß. Für vier Wochen war er jetzt sicher. Vier Wochen lang hatte er Gelegenheit, sich dem Unwillen des Obmanns zuzuziehen, so daß er ihm die nächste Injektion verweigerte und ihn jämmerlich zugrunde gehen ließ.
    Nein, Isit Huran war ein kluger Mann und hatte nicht die Gewohnheit, an feststehenden Tatsachen herumzudeuteln. Seine und die Geschicke der Regierung Plophos waren unlösbar miteinander verknüpft. Wenn er leben wollte, mußte er tun, was dem Obmann nützte.
    Auch wenn er den Obmann gerade deshalb haßte wie sonst nichts auf dieser Welt.
    Der Fall Kel Bassa erfüllte die Öffentlichkeit mit gelindem Erstaunen, die betroffenen Dienststellen jedoch mit höchster Erregung. In der Öffentlichkeit gab es seit langem Gerüchte, wonach der Obmann, Iratio Hondro, sämtliche Offiziere seines Geheimdienstes und andere wichtige Personen durch eine Art Rauschgift an sich gekettet hatte. Nur der Obmann selbst besaß das gefährliche Gift, und wer nicht dem Wahnsinn verfallen wollte, der hatte keine andere Möglichkeit, als jedem Befehl des Obmanns aufs Wort zu gehorchen. Niemand wußte, wieviel Wahrheit sich hinter dem Gerücht verbarg. Manche Leute glaubten, der Obmann sei zwar ein Schurke, aber doch wiederum kein solcher, daß er seinen Mitarbeitern gegenüber so grausam sein könne. Jedermann war überzeugt davon, daß Leutnant Bassa sich aus freien Stücken aus dem Dienst entfernt habe. Ein fremder Eingriff war undenkbar, dazu hielt Iratio Hondrp die Zügel zu straff gespannt. Weil man sich aber über den Wahrheitsgehalt des Rauschgift-Gerüchts nicht im klaren war, war man auch nicht sicher, ob Kel Bassa als Held angesehen werden müsse oder als einer, der, weil er die Nase voll hatte, einfach davongelaufen war. Plophos, obwohl seit dreihundert Jahren besiedelt, war immer noch eine wilde, menschenleere Welt. Kel hatte tausend Möglichkeiten, sich in der Wildnis zu verbergen, wenn er für den Rest seines Lebens einsam bleiben wollte.
    Das war die Meinung der Öffentlichkeit, geteilt und unsicher.
    Einmütigkeit herrschte jedoch in den Dienststellen der Blauen Garde, die mit der Untersuchung des Falles beauftrag waren. Hier wurde der schurkische Charakter des Obmanns nicht in Zweifel gezogen, denn jedes Mitglied der Garde erhielt in vierwöchigen Intervallen das lebenspendende Gegengift, das das Virus in seinem Blut für eine Weile betäubte. Die Mitglieder der Garde waren außer dem Obmann und einem paar seiner engsten zivilen Mitarbeiter die einzigen, die die Öffentlichkeit hätten darüber aufklären können, daß die Verweigerung des Gegengifts nicht Wahnsinn, sondern Tod bedeutete, - einen Tod, der durch allmähliche Zersetzung wichtiger Körperorgane hervorgerufen wurde. Aber was für eine Rolle spielte das schon?
    Den Dienststellen war von vornherein klar, daß Kel Bassa nicht aus eigenem Entschluß untergetaucht sein könne. Nach zentraler Zeitrechnung schrieb man am Tag seines Verschwindens den 27.
    Juni 2329. Am frühen Morgen des 29. Juni war Kel zur Injektion fällig. Wenn er die Injektion nicht erhielt, war er am Abend des 30.
    Juni, spätestens am Morgen des 1. Juli ein toter Mann.
    Für eine gewaltsame Entführung des Leutnants Kel Bassa gab es jedoch keinerlei Anhaltspunkte. Hätte in seinem Appartement ein Kampf stattgefunden, hätte die Alarmanlage angesprochen.
    Wäre die Tür des Appartements mit Gewalt geöffnet worden, wäre ebenfalls eine Warnung erfolgt. Außer mit dem dazugehörigen elektronischen Kodegeber konnte das Türschloß jedoch nicht geöffnet werden - es sei denn unter Zuhilfenahme von Geräten, die nicht einmal der Geheimdienst besaß. Natürlich existierte ein Doppelschlüssel, aber der war, wie die Untersuchung ergab, von seinem Aufbewahrungsort in einem Safe der Geheimdienstzentrale nicht entfernt worden. Es blieb also noch die Möglichkeit, daß Kel Bassa zu irgendeinem Zeitpunkt der Vergangenheit einem Fremden, vielleicht jemand, den er für einen Freund hielt, Zutritt zu seiner Wohnung gestattet hatte und daß
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