Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0194 - Wenn alle Teufel tanzen

0194 - Wenn alle Teufel tanzen

Titel: 0194 - Wenn alle Teufel tanzen
Autoren: Wenn alle Teufel tanzen
Vom Netzwerk:
Der Hausdetektiv nahm ihn mit in sein Office und rief die Polizei an. Die Frau, die die Ringe gestohlen hatte, verschwand unangefochten in der Menschenmenge. Nach kurzer Zeit schon hielt ein Streifenwagen des nächsten Reviers am Personalausgang.
    »Ach, sieh an!« sagte der 36jährige Polizeisergeant Mort Lookson zu seinem vier Jahre älteren Kollegen Stan Coster, der am Steuer saß. »Kennst du den, Stan?«
    »Natürlich! Das ist doch Gay Robins! Hallo, Gay! Na, hast du Pech gehabt?«
    »Ja, Sir«, nickte Gay betrübt.
    »Komm, steig ein!« forderte Lookson ihn auf. »Handschellen brauchen wir bei dir ja nicht, stimmt’s?«
    Die beiden Polizisten lachten. Der Hausdetektiv wollte noch den Hergang schildern, aber der Fahrer des Streifenwagens winkte ab.
    »Nicht nötig«, sagte er. »Gay ist absolut zuverlässig. Der erzählt uns die Geschichte bis in kleinste Detail und vollkommen wahrheitsgetreu. Dafür kennen wir ihn. Und sollten noch Rückfragen sein, können wir ja anrufen. Die Sache dürfte vor dem Schnellgericht verhandelt werden, und dort lieben sie keinen großen Aufwand.«
    Als der Streifenwagen am vorderen Eingang des Warenhauses vorbeifuhr, kam es Gay Robins so vor, als steige die Frau, die er beim Diebstahl der Ringe beobachtet hatte, mit einer braunen, ledernen Einkaufstasche in einen am Straßenrand haltenden grünen Oldsmobile, aber er war sich keineswegs sicher. Da er obendrein fürchtete, auch die Polizei würde ihm diese Geschichte mit der Frau nicht glauben, beschloß er, sie zu verschweigei}.
    Der Streifenwagen war gerade in jene breite, lange Straße eingebogen, in der das Revier lag, als es irgendwo hoch am Himmel einen grellen Blitz gab, der von einem donnernden Krachen begleitet wurde. Wenige Sekunden später verfinsterte sich der Himmel.
    Ungeheurer Krach übertönte den Straßenlärm. Flammen schossen plötzlich aus Häusern empor. Zerrissene Lichtleitungen schnellten sich über die Straße. Ohrenbetäubendes Prasseln, Dröhnen und Donnern erfüllte die Luft.
    Etwas Schwarzes, vor Schnelligkeit kaum Erkennbares, stürzte auf den Streifenwagen, wirbelte ihn ein paarmal um und um und fegte ihn schließlich gegen einen stählernen Laternenmast, der wie ein Streichholz einknickte. Es war, als sei die Hölle losgebrochen…
    ***
    Hedda Gorvin gehörte zu jenen Frauen, die eine ans Unglaubliche grenzende Verwandlungsfähigkeit besitzen. Diese Eigenschaft war bei ihr ein Teil jener größeren Begabung, die ihr die Natur bei der Geburt schon in die Wiege gelegt hatte, nämlich ein starkes Talent zur Schauspielerei. Sie war ein Naturtalent.
    Leider hatte sich Hedda Gorvin bis auf den Tag nicht entschließen können, von ihrem Talent einen sinnvollen Gebrauch zu machen. Arbeit und jede Form gleichmäßiger Anstrengung waren tabu. Außerdem behauptete sie von sich, sie brauche ein wenig Nervenkitzel, wenn sie sich wohl fühlen wolle.
    Diesen Nervenkitzel verschaffte sie sich damit, daß sie vor den Augen vieler Menschen stahl. In Warenhäusern und Geschäften übte sie ihre Praxis aus. Dabei hatte sie es schon zu einer bemerkenswerten Meisterschaft gebracht. Ihre Finger waren schlank, wendig und unglaublich schnell. Mancher routinierte Taschendieb hätte sie als durchaus ebenbürtig empfunden.
    Meistens spielte sie die Rolle der biederen Hausfrau, wenn sie die Warenhäuser mit ihrem zweifelhaften Besuch beehrte. Im abgetragenen Mantel und mit einer braunen Einkaufstasche am Arm bummelte sie im Warenhaus von Stand zu Stand. Tatsächlich erledigte sie meistens zur gleichen Zeit ihre notwendigen Einkäufe, denn sie hatte es sich zum Prinzip gemacht, niemals etwas zu stehlen, was zu ihrem persönlichen Bedarf gehörte.
    Welch ein Zufall, daß sie den »Kollegen« bei der »Arbeit« beobachtete. Als sie »Haltet den Dieb!« schrie, nutzte sie die Gelegenheit und vier goldene Armreife verschwanden in ihrer Einkaufstasche.
    Als der Abteilungsleiter und der Hausdetektiv erschienen waren und sie vormachte, wie er die goldenen Feuerzeuge gestohlen hatte, ritt sie der Teufel. Sie konnte der Versuchung nicht widerstehen und stahl vor aller Augen zwei goldene Ringe. Ein jäher Schreck durchfuhr sie, als sie hörte, daß der Dieb trotz ihrer Schnelligkeit sie nun auch ertappt hatte.
    Mit der ganzen Kraft ihrer schauspielerischen Begabung brach sie in ein Gelächter aus. Er steckte die anderen an.
    Niemand dachte mehr im Ernst daran, daß sie selbst eine Diebin sein könnte. Im allgemeinen Gedränge gelang es ihr,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher