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0191 - Tschato, der Löwe

Titel: 0191 - Tschato, der Löwe
Autoren: Unbekannt
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Soldaten gegenüber dem feindlichen Beiboot verhielten. Außerdem konnte er nur weit ins Hinterland gezielte Schüsse abfeuern lassen, um die eigenen Männer nicht zu gefährden. Auch an die Möglichkeit, daß das Raupenfahrzeug der Terraner explodieren könnte, hatte er viel zu spät gedacht. Nun hatte sich die Explosionswolke verzogen. Die Bildschirme übertrugen Tan-Pertrec ein genaues Bild der Vorgänge im Freien.
    Von allen Seiten kamen die Soldaten auf das Flaggschiff zugerarmt.
    Im stillen verwünschte sie Tan-Pertrec, aber er war zu klug, um sie für seine Fehler schuldig zu sprechen. Wertvolle Sekunden verstrichen, während denen Tan-Pertrec wie gelähmt auf dem Platz des Kommandanten saß. Das Gefühl seiner Schuld, die er auf sich geladen hatte, ließ ihn zögern, weitere Befehle zu geben. Resignation drohte sich seiner zu bemächtigen.
    Schließlich fielen ihm die restlichen Suchschiffe ein, und er begann zu handeln. Er gab den augenblicklichen Standort des Flaggschiffes an die anderen Schiffe bekannt. Dann forderte er deren Kommandanten zur Verfolgung des gegnerischen Schiffes auf. ,,Sobald es als sicher gilt, daß wir sie nicht mehr einfangen können, bevor sie in ihr Mutterschiff zurückkehren, müssen wir sie vernichten", befahl er abschließend. Er hoffte, daß keiner der Männer seine Unsicherheit gespürt hatte. Die bisher geschehenen Versager erschienen ihm schlimm genug. Was sollte erst passieren, wenn der eine oder andere Kommandant auf die Idee kam, auf eigene Faust zu handeln, um Tan-Pertrec um den sicher geglaubten Erfolg zu bringen? Zum erstenmal dachte Tan-Pertrec daran, daß die Politik des Oberen Tscheno falsch sein könnte. Gab es keine andere Alternative gegenüber fremden Raumschiffen als Krieg? Warum zerfleischten sich die Völker der Blues untereinander? Nachdem es den Terranern gelungen war, die Macht der Gataser, der einst führenden Rasse der Blues zu zerbrechen, lagen alle Völker im Krieg miteinander. Fast alle großen Völker kämpften gleichzeitig noch gegen die Herren des anderen Imperiums, auf die Waffen vertrauend, die sie von den Akonen erhielten. Tan-Pertrec wußte genau, daß auch der Obere Tscheno mit den Männern aus dem Blauen System in Verbindung stand. Ein Teil der Waffen des Schiffes, das er befehligte, kam von den Akonen. Wie kam es, daß diese Akonen so großzügig gefährliche Waffen und andere wichtige Güter der Schwerindustrie zu billigsten Preisen verschleuderten? Schufen sie damit nicht mit der Zeit einen Gegner für sich selbst? Oder wollten sie die Blues für den Kampf gegen einen anderen Feind stark machen? Für den Kampf gegen die Terraner? Für jeden dieser Gedanken würde man ihn ins Gefängnis stecken, wenn er je den Mut aufbringen sollte, ihn vor dem Oberen Tscheno zu äußern. Wenige Augenblicke später tauchten die ersten der Suchschiffe über den Bergen auf. Vielleicht waren sie noch rechtzeitig gekommen - das war im Augenblick nicht festzustellen. Tan-Pertrec wartete, bis alle Soldaten ins Schiff zurückgekehrt waren. Dann gab er den Befehl zum Start. Er beeilte sich nicht sonderlich. Das Flaggschiff konnte im entscheidenden Moment nicht mehr eingreifen, das wußte der Kommandant. Nur die Rolle des Zuschauers blieb ihm.
    Erst später, wenn es galt, das große terranische Schiff zu vernichten, konnte Tan-Pertrec wieder in Aktion treten.
    Wahrscheinlich würde aber bis zu diesem Augenblick die terranische Flotte längst eingetroffen sein. Sollte sich eine Raumschlacht entwickeln, würde Tan-Pertrec den Tod suchen. Jung und hoffnungsvoll hatte er seine Schiffe in dieses System geführt. Müde und mit düsteren Ahnungen erwartete er nun die kommenden Geschehnisse. Für seine Fehler gab es keine Entschuldigung. Tan-Pertrecs Augen, in denen sich kein Gefühl zeigen konnte, überblickten die Bildschirme. Er kam sich unendlich weiser und erfahrener vor als jemals zuvor. Seine vollkommene Ernüchterung ließ ihn die Dinge so sehen, wie sie wirklich waren.
    Die Blues waren dazu verdammt, eine untergeordnete Rolle in ihrer Galaxis zu spielen. Daran würde auch seine Bestrafung durch den Oberen Tscheno nichts ändern.
    Das Urteil würde allerdings nur eine Formsache sein. Es würde nicht in seiner Abwesenheit verhängt werden. Denn wer, fragte er sich voll bitterer Ironie, konnte einen Toten zur Rechenschaft ziehen?
    Captain Jayn Vertrigg benötigte mehrere Sekunden, um zu begreifen, daß es den Flottenverband, den er seit Stunden wirkungsvoll
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