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0191 - Tschato, der Löwe

Titel: 0191 - Tschato, der Löwe
Autoren: Unbekannt
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Als die Detonation des Torpedos von den Ortungsgeräten der LION angezeigt wurde, registrierte Tschato das Ereignis mit einem kaum merkbaren Blinzeln. Dan Picot, der Erste Offizier an Bord, der Tschato gegenübersaß, atmete erleichtert auf. Jede Regung des Kommandanten erfüllte ihn mit der Hoffnung, daß er den Vorgesetzten eines Tages verstehen konnte. Inzwischen behauptete Picot, daß der Dienst unter Tschato nur Magengeschwüre einbringe - und sein Aussehen schien diese Worte zu bestätigen. Sein Gesicht besaß die Farbe dunklen Wüstensandes, und es waren feine Linien darin, die sich zum Kinn hin vertieften und den Leutnant kummervoll aussehen ließen. „Nun gut, Sir", krächzte er mit belegter Stimme. ,,Jetzt wissen die Burschen da unten Bescheid." Er räusperte sich, und seine Stimme klang freier, als er fortfuhr: ,Ich rechne jeden Augenblick mit dem Eintreffen der Kapitulation. Wie werden die Bedingungen sein?" Tschato wälzte seinen über zweihundertunddreißig Pfund schweren Körper träge herum, so daß er gleichzeitig Picot und die Anzeigetafeln beobachten konnte.
    Irgendwie belastete Picot das Gefühl, daß die Geräte von Tschato mit weitaus größerem Interesse betrachtet wurden. Er konnte darüber nicht mehr zornig werden. Der Zorn, den er in den ersten Monaten des Zusammenseins mit Tschato produziert hatte, schien seine Gefühlskraft in dieser Hinsicht erheblich geschwächt zu haben. Er begnügte sich damit, den Kommandanten zu beobachten, mit dem stillen Wunsch, eines Tages eine schwache Stelle an ihm zu finden. Tschato wies mit dem Zeigefinger auf den großen Bildschirm der Raumortung. Zwei helle Flecken deuteten auf das Vorhandensein zweier Raumschiffe hin. Diese Schiffe, das wußten sie, gehörten einem akonischen Verband an. „Bedingungen?" wiederholte Tschato sanft. „Zumindest werden wir den Akonen ein Ultimatum stellen müssen, bevor sie überhaupt reagieren." Picot fragte sich, ob das eine Aufforderung sein konnte, dem Funker einen entsprechenden Hinweis zu geben. Doch Tschato enthob ihn seiner Sorgen dadurch, daß er persönlich den Text des Ultimatums an den Funker durchgab. Nervös blickte Picot auf die Borduhr. Die scheinbare Langsamkeit des Kommandanten ließ den Eindruck entstehen, daß seit der Kontaktaufnahme bereits mehrere Stunden verstrichen waren. Der Blick zur Uhr belehrte ihn eines Besseren.
    Sie hatten den Raumtorpedo vor siebenunddreißig Minuten auf die Reise geschickt. Also lag ihre Ankunft in diesem System nicht länger als eine Stunde zurück.
    Die LION hing bewegungslos im Raum. Ein einziger Befehl Tschatos konnte diesen Zustand innerhalb von Sekunden ändern.
    Der Schlachtkreuzer besaß außer den obligatorischen Impulsgeschützen noch Desintegratoren, Arkon-Bomben und Neutrinotorpedos. Seine fürchterlichste Waffe waren jedoch sieben Transformkanonen. Würde die LION zusammen mit ihren gesamten Waffen detonieren, hätte es in diesem Raumsektor eine neue Sonne gegeben - so gewaltig war die Gewalt der Waffen. Zehn Minuten verstrichen, ohne daß sich auf der Sauerstoffwelt, die von den Akonen als Stützpunkt benutzt wurde, etwas rührte. Jeder Mann an Bord der LION wußte, was die Akonen in diesem Sektor taten.
    Unentwegt brachten ihre Schiffe Waffen und hochwertige Geräte für die Blues heran. Das taten die Männer aus dem Blauen System nicht aus reiner Gutmütigkeit oder aus Sympathie gegenüber den Blues. Auch geschäftliche Überlegungen spielten dabei nur eine untergeordnete Rolle.
    Die Akonen planten auf lange Sicht. Sie arbeiteten an Hunderten von Plätzen zu gleicher Zeit. Dadurch blieb es meistens nur bei dem Versuch, ihnen in die Quere zu kommen. Obwohl sie unter unzähligen Vorwänden und Erklärungen Waffen und verbesserte Triebwerke in den östlichen Teil der Galaxis transportierten, gab es nur einen einzigen Grund für ihr Verhalten. Ihre Bemühungen, die terranische Rasse zu besiegen, waren bisher gescheitert. Nun glaubten sie, daß die Völker der Blues das für sie erledigen würden, wenn die internen Machtkämpfe innerhalb des Imperiums auf dem Höhepunkt angekommen waren. Niemand innerhalb der Milchstraße zweifelte noch am Tode Perry Rhodans. Am allerwenigsten die Akonen. Während sie auf der politischen Bühne Bedauern heuchelten, während ihre Diplomaten auf allen Empfängen terranischer Welten Krokodilstränen vergossen, schafften ihre Raumflotten ungeheure Mengen kostbaren Gutes zum Ostsektor der Milchstraße. Mit der Nonchalance eiskalter
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