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0186 - Höllenfahrt um null Uhr zehn

0186 - Höllenfahrt um null Uhr zehn

Titel: 0186 - Höllenfahrt um null Uhr zehn
Autoren: Höllenfahrt um null Uhr zehn
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Bürgermeister?
    Der Doc packte seine Tasche ein. Er wies auf ein paar bekritzelte Blätter in seinem Notizbuch. »Ich habe mir alles notiert. Sobald meine Sprechstundenhilfe kommt, werde ich ihr mein Protokoll in die Schreibmaschine diktieren. Sie kann es dann sofort herüberbringen.«
    »Vielen Dank, Doc«, sagte ich. »Hat er irgendwelche ernsten Verletzungen?«
    »Nicht der Rede wert. Er hat unheimlich viel Glück gehabt. So long, meine Herren, ich muß mich beeilen. Sonst komme ich zum Frühstück zu spät. Und meine Frau ist in diesem Punkt empfindlich.«
    Mit seiner Tasche eilte er hinaus, wobei der Anzug um seine dürren Glieder schlotterte wie um eine Vogelscheuche. Ich ging zu dem Stuhl, auf dem unser Gefangene, ohne Handschellen und mit gewaschenem Gesicht saß.
    Er mochte etwa 22 Jahre alt sein. In seinen Augen stand etwas, das unschwer als Haß zu erkennen war. Er sah mich frech an und öffnete plötzlich den Mund. Seine Lippen waren geschwollen, und seine Stimme klang dadurch ein wenig undeutlich, als er mich fragte: »Soll ich Ihnen mal was sagen?«
    Unsere Blicke fraßen sich ineinander. »Also, sag mir was!« nickte ich.
    Er holte tief Luft. Und dann brüllte er mit einer Stimme, die sich fast überschlug: »Es tut mir verdammt leid, daß ihr nicht verreckt seid! Wenn ich geschossen hätte, würdet ihr jetzt nicht hier stehen!«
    Ich drückte den Stummel meiner Zigarette im Aschenbecher aus und sagte nichts. Aber ich entschloß mich, auf die Ankunft seines Vaters zu warten, bevor wir das Verhör begannen. Das mußte der Herr Papa miterleben, weil er es uns sonst doch nicht glauben würde.
    ***
    Bill Horace kam herein wie ein Tornado. Er stieß die Tür auf, so daß sie krachend gegen die Wand flog und zurückschwang. Aber sie konnte ihn nicht mehr treffen, denn der etwa 40jährige beleibte Mann stand bereits vor dem Schreibtisch des Sheriffs und trommelte mit den Fäusten auf den Tisch.
    »Der Doc sagt, daß ihr meinen Jungen mit Handschellen festhaltet? Bist du nicht mehr richtig im Kopf, Plachnow? Was bildest du dir denn ein, wer du bist? Von meinen Wahlspenden bist du dreimal hintereinander Sheriff geworden. Von meinem Geld, hast du das vergessen? Ich…«
    »Sie werden jetzt den Mund halten!« pfiff ich ihn an.
    Er drehte den Kopf in meine Richtung, als traue er seinem Gehör nicht. Als er mich entdeckt hatte, kam er langsam auf mich zu. Mit der Langsamkeit, die ein Tiger an sich hat, wenn er sich seines Opfer bereits sicher weiß. Als er vor mir stand, stemmte er die Fäuste in die Hüften und holte tief Luft. Eine Sekunde bevor er losbrüllen konnte, hielt ich ihm meinen Dienstausweis unter die Nase.
    »Kennen Sie das?«
    Er klappte den Unterkiefer zu, starrte von mir weg auf das Dokument, runzelte die Stirn, sah abermals zu mir und wieder zurück auf den Ausweis. »Sie sind vom FBI?«
    »Ja, ich bin G-man. Aber nicht nur das. Ich bin auch der Mann, der Ihren Sohn in Handschellen hierhergebracht hat.«
    Horace wirbelte herum und stürzte auf seinen Sohn zu. Einen Schritt vor ihm blieb er stehen und beugte sich vor. Er betrachtete gründlich die Hautrisse, Beulen und blauen Flecken, die sich sein Junge entweder vom Unfall oder von meiner Faust geholt hatte.
    Im Office war es totenstill. Nur der leicht pfeifende Atem des Sheriffs war zu hören. Mitten in diese Stille hinein marschierte Bill Horace zum Telefon. Er nahm ab und wählte. Offenbar fühlte er sich hier wie zu Haus.
    »Verdammt noch mal, George«, fauchte er in den Hörer, als sich nach langem Warten sein Gesprächspartner endlich gemeldet hatte, »sitzt du auf deinen Ohren? Daß es lausig früh ist, weiß ich selber! Komm sofort zum Sheriff! Ich brauche dich! Himmelbombenelement, ich brauche dich, wie oft soll ich das noch sagen? Bist du nun ein Rechtsanwalt oder nicht? Worum es geht? Ich will, daß du für mich beim Sheriff eine Anzeige gegen zwei größenwahnsinnige FBI-Leute erstattest wegen Freiheitsberaubung, tätlichen Überfalls und Mißhandlung - oder wie zum Teufel ihr Juristen das formulieren wollt. Also, beeil dich!«
    Er knallte den Hörer auf die Gabel und sah mich triumphierend an. Ich steckte mir sehr ruhig eine Zigarette an und sagte gelassen: »Sheriff, ich möchte eine Anzeige bei Ihnen erstatten gegen Dean Horace. Die Anzeige soll lauten auf Beteiligung am Bandenverbrechen, Widerstand gegen die Staatsgewalt - und auf Mordversuch gegen zwei FBI-Beamte in Ausübung ihrer Dienstpflichten.«
    Bill Horace federte wieder
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