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0185 - Unser Hit in Harlem

0185 - Unser Hit in Harlem

Titel: 0185 - Unser Hit in Harlem
Autoren: Unser Hit in Harlem
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waren sie wenig belebt. Sam ging rasch. Er überholte eine Gruppe größerer Kinder, die am Straßenrand mit Murmeln spielten.
    Als er zehn Schritte an ihnen vorübergegangen war, hörte er eines der Kinder aufschreien und drehte sich um.
    Er sah einen Wagen, der mit hoher Geschwindigkeit die Straße hinuntergeschossen kam. Er hielt sich nicht am rechten Rand der Fahrbahn, sondern er fuhr links, dort, wo Sammy ging. Das Glas der Scheinwerfer starrte den Jungen an wie die Augen eines bösartigen Tieres, und der Kühler schien ein grinsendes Maul zu sein, das sich gierig öffnete, denn der Wagen raste genau auf den Jungen zu.
    Sammy war zwölf Jahre alt und seine Reflexe waren in Ordnung. Mit einem einzigen Sprung rettete er sich auf den Bürgersteig. Der Fahrer, dessen Gesicht Sammy undeutlich hinter der Scheibe als einen weißen Fleck sah, korrigierte die Richtung, aber er tat es zu spät, falls es seine Absicht war, den Jungen zu erwischen. Der Bordstein verhinderte es, denn er brachte den Wagen durch den Anprall zurück auf die Straße.
    Sammy fühlte den Fahrtwind wie einen Stoß und tatsächlich warf er ihn nach vorne, sodass er stolperte und fiel, aber er nahm keinen Schaden. Als er sich auf richtete, verschwand der Wagen bereits am Ende der Straße, und der Junge hätte nicht einmal sagen können, welches Modell es gewesen war.
    »Verdammter Idiot«, schimpfte Sammy und drohte mit der Faust. »Wahrscheinlich war der Kerl schon am frühen Morgen betrunken.«
    Sammy lebte lange genug in New York, um zu wissen, dass ein Auto eine ständige Gefahr bedeutete, und dass man immer damit rechnen musste, sich davor mit Geschick und einem raschen Sprung in Sicherheit zu bringen.
    Was ihn wütend machte, war die Tatsache, dass seine kostbare Zeitung in den Straßenschmutz gefallen war. Er hob sie auf, klopfte sie ab, versuchte, ein paar feuchte Flecken trocken zu reiben und ging dann seinem Ziel zu, dem Platz am Ufer des Flusses in der Nähe der Eisenbahnbrücke.
    ***
    Wie gewöhnlich war das Flussufer menschenleer und wie ausgestorben.
    Sammy schlenderte seinem Platz zu, aber noch bevor er ihn erreicht hatte, stockte er, denn aus der Straße, die auch Sammy benutzt hatte, kam ein Wagen und stoppte, und Sammy hatte plötzlich das Gefühl, dass es der gleiche Wagen war, der vor ein paar Minuten versucht hatte, ihn auf die Hörner zu nehmen.
    Er kroch durch das Gitter, das die Kaimauer von der Straße trennte, und er brachte auf diese Weise eine Barriere zwischen sich und die Straße, die das Auto nicht nehmen konnte. Sammy wusste nicht, dass der Fahrer des Wagens ihm nach dem Leben trachtete, aber er spürte die Bedrohung, die von dem Fahrzeug ausging wie etwas körperlich Fassbares.
    Er drehte sich um und ging am Ufer entlang mit kurzen, schnellen Schritten. Dann hörte er ein hartes Geräusch, wandte rasch den Kopf und sah, dass es die zuschlagende Wagentür gewesen war, die das Geräusch verursacht hatte. Der Fahrer war ausgestiegen und stand jetzt neben dem Wagen. Es war ein großer hagerer Mann, der einen dunklen Trenchcoat und einen dunklen Hut trug. Sam sah eine Brille vor seinen Augen schimmern.
    Er wollte ruhig weitergehen, aber gegen seinen Willen zwang es ihn, zu laufen. Er fiel in Trab und wandte dabei den Kopf.
    Der Mann folgte ihm mit großen Schritten, aber er blieb jenseits der Barriere. Für eine Sekunde lang füllte die Hoffnung Sams Herz, dass der Mann nichts von ihm wollte, sondern nur zufällig hier war. Er wagte es, stehen zu bleiben.
    Der Mann kam auf ihn zu. Bis auf zwanzig Schritte kam er heran, und dies war die Sekunde, in der Sammy den Mann erkannte.
    Er presste die kleine schwarze Faust gegen den Mund und erstickte so den Schrei, der aus seiner Kehle brechen wollte.
    Es war der Mann, der in Mr. Nelsons Büro gestanden und dessen Hand den Revolver gehalten hatte. Es war Mr. Nelsons Mörder, und es war keine Frage, dass er gekommen war, um ihn, Sammy, jetzt auch zu töten.
    Der Junge stand wie gelähmt, und der Mann kam noch näher. Er hielt die rechte Hand in der Tasche seines Trenchcoats verborgen, während er die linke jetzt langsam hob und seine Brille abnahm. Sammy sah die hellen kalten Punkte seiner Augen.
    Über die Brücke im Rücken des Jungen donnerte ein Zug. Die Luft dröhnte und bebte. Der Zug verschwand im Tunnel auf dem anderen Ufer, und jetzt, da das Dröhnen verrauscht war, stand ein anderes, fernes und noch leises Geräusch in der Luft: das Heulen von Polizeisirenen.
    Es war
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