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0185 - Unser Hit in Harlem

0185 - Unser Hit in Harlem

Titel: 0185 - Unser Hit in Harlem
Autoren: Unser Hit in Harlem
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holen. Obwohl die Identität Addams absolut feststand, so schrieb das Gesetz doch vor, dass sie von einem Mann bestätigt wurde.
    Ich traf Hoggardt nicht an. Sein Bürovorsteher teilte mir mit, dass der Chef nur kurz ins Büro gekommen sei, aber nach wenigen Minuten fortgefahren sei, ohne etwas über seine Rückkehr zu sagen.
    »Sie haben doch Lavel Addams den Sekretär der Guten Nachbarschaft auch gekannt, nicht wahr?«
    Der Bürovorsteher nickte. »Ja, wir sind alle hier entsetzt. Wir lasen in der Zeitung, was geschehen ist.«
    Die Morgenblätter hatten in aller Ausführlichkeit über den Fall berichtet. Sammy Lynbetts Bild prangte auf den Titelblättern fast aller Zeitungen.
    Ich lud den Bürovorsteher in meinen Wagen und fuhr mit ihm zum Leichenschauhaus. Der Mann erlitt beim Anblick von Addams Überresten einen halben Ohnmachtsanfall, riss sich aber zusammen, identifizierte den Ermordeten und bestätigte die Identifizierung vor dem vereidigten Arzt.
    In der nächsten Kneipe spendierte ich ihm einen Whisky, den er sehr nötig hatte. Dann fuhr ich ihn nach Hause.
    James Hoggardt war noch nicht wieder aufgetaucht, und ich fuhr zum Hauptquartier zurück.
    Auf meinem Schreibtisch fand ich ein dickes Bündel verstaubter und zusammengeschnürter Akten.
    Ich blies den Staub von den Papieren, löste die Verschnürung und schlug den ersten Aktendeckel zurück. Ich las: »Verhandlung des Distriktgerichtes von New York gegen Harry und Raoul Arguzzo, beschuldigt des Handels mit Rauschgiften, unter dem Vorsitz des Distriktrichters Edmond S. Rasweyght. Die Anklage vertritt Distriktanwalt Walter W. Esher. Die Rechte der Beklagten vertritt Mr…«
    Zehn Sekunden lang starrte ich wie gebannt auf den Namen. Dann riss ich den Hörer von der Gabel und brüllte die Vermittlung an: »82. Revier! Sofort!«
    Es dauerte keine zehn Sekunden, bis das 82. Revier sich meldete. Für mich waren es zehn Ewigkeiten.
    Eine trockene Beamtenstimme drang an mein Ohr: »82. Revier. Sergeant Walcook.«
    »Geben Sie mir Lieutenant Walker!«
    Noch einmal zwei Sekunden. Dann endlich Walkers Stimme mit einem ruhigen »Hallo«.
    »Lieutenant«, sagte ich hastig, »fahren Sie sofort zum Harlem River und nehmen Sie Sammy Lynbett in Ihre Obhut. Ich bin sicher, dass ein Mann mit Namen James Hoggardt versuchen wird, den Jungen zu ermorden. Ich selbst komme sofort!«
    Ich legte auf und stürzte zur Tür.
    ***
    Als Sammy Lynbett an diesem Morgen erwachte, wusste er, dass er so etwas wie ein Held war. Die Leute, die sich gestern mit Schreibblöcken und Kameras auf ihn gestürzt hatten, hatten ihm gesagt, dass er sein Bild und seinen Namen in den Zeitungen finden würde, und Sammy war scharf darauf, eine Zeitung zu sehen.
    Seine Mutter richtete einen Frühstückstisch her, wie es ihn in der kleinen Hütte am Fluss noch nie gegeben hatte, denn die Reporter hatten Dollarscheine in Sammys Hosentaschen gestopft, um ihn redseliger zu machen. Sam hatte das Geld bis auf zwei Dollar seiner Mutter gegeben, aber zwei Dollar zur eigenen Verfügung waren für einen Boy wie Sammy ein unerhörter Reichtum.
    Er frühstückte zusammen mit seiner Mutter, die immer wieder auf die Ereignisse zurückkam und vor Stolz auf ihren Sohn zur doppelten Größe anschwoll. Schließlich wischte sich Sam den Mund, stand auf und sagte: »Ich will sehen, ob ich ’ne Zeitung bekomme, Mami. Ich denke, es wird ’ne Menge über mich drinstehen.«
    Er schlenderte aus der Tür. Zu dieser Stunde herrschte nicht viel Betrieb im Viertel. Die Männer gingen ihrer Arbeit nach, die Frauen säuberten die ärmlichen Hütten. Nur die Kinder spielten auf der Straße.
    Der Junge ging bis zur Lenox Avenue. Er stieß auf einen Zeitungsboy, der die New York Post ausrief. Sam kaufte ein Exemplar und achtete sorgfältig darauf, dass der Zeitungsboy ihn beim Wechseln der Dollarnote nicht betrog. Dann zog er sich in einen Winkel zurück und schlug das Blatt auseinander.
    Sein eigenes Bild lachte ihm von der Titelseite entgegen. Hinter ihm stand Lieutenant Walker und einer der weißen G-men, die'mit ihm Schokolade getrunken und Kuchen gegessen hatten.
    Sammy faltete die Zeitung sofort wieder zusammen. Er wusste jetzt, dass sein Bild darin stand, und dass über ihn geschrieben worden war. Er würde seinen Lieblingsplatz am Fluss aufsuchen, und dort, so beschloss er, würde er den Bericht Wort für Wort und Buchstabe für Buchstabe lesen.
    Er tauchte wieder in das Gewirr der Straßen, die zum Fluss führten. Immer noch
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