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0184 - Für jedes Grinsen eine Kugel

0184 - Für jedes Grinsen eine Kugel

Titel: 0184 - Für jedes Grinsen eine Kugel
Autoren: Für jedes Grinsen eine Kugel
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alle zufälligen Passanten sie für zwei Betrunkene halten mußten. Er brauchte Reachester ja nur die wenigen Schritte bis zu der großen Plakattafel zu schleppen. Dort konnte er ihn fallenlassen und weitergehen, als wenn nichts geschehen wäre. Bis je einer auf den Einfall kam, einmal hinter die Plakattafel zu blicken, konnten Stunden, vielleicht sogar Tage vergehen. Wenn die New Yorker in den Straßen sind, haben sie nie Zeit.
    Acht Uhr dreizehn.
    Es konnte nicht schaden, wenn er ein paar Schritte näher zur Haustür ging. Er mußte ja gleich kommen.
    Vielleicht hatte Reachester jagarnichts gesagt. Vielleicht hatte er diesem verdammten Privatschnüffler gegenüber dicht gehalten. Aber vielleicht auch nicht. Und wenn erst einmal einer den Mund aufmachte, dann würde das jenes winzige Sternchen sein, von dem eine ganze Lawine ins Rollen gebracht werden konnte. Nein, man mußte sicher gehen. Nur wer tot war, kann nicht mehr reden.
    Acht Uhr vierzehn.
    Der Fuchs spürte, daß seine Handflächen in den dicken Handschuhen anfingen zu schwitzen. Er hätte sich gern einmal die Handschuhe ausgezogen und die Hände am Mantel abgestreift, um diese klebrige Feuchtigkeit loszuwerden, aber dazu war keine Zeit mehr.
    Acht Uhr fünfzehn.
    Mackie Kungs, genannt der Fuchs, stand dicht neben der Haustür, aus der ein Opfer kommen mußte.
    Fünf Schritte von ihm entfernt standen die Tiefbauarbeiter und steckten noch immer ihre Köpfe über irgendeine technische Zeichnung zusammen.
    Zwei Schritte hinter ihm war das Bauzeit, in das man nicht hineinblicken konnte, weil die Planen auf beiden Seiten herabgelassen waren.
    Die Haustür quietschte ein wenig, als sie aufging. Schritte tappten die drei Stufen hinunter.
    Der Fuchs sah sein Opf er nur von hinten. Der Daumen drückte in der Manteltasche den Mechanismus des Schnappmessers zurück, die Klinge schoß heraus und der Arm des Verbrechers schnellte vor wie eine Schlange.
    Es gab ein scharrendes Geräusch, als die Klinge über die kugelsichere Weste harrschte und abglitt.
    Fassungslos stand der Fuchs, wie gelähmt. Sein geschütztes Opfer warf sich herum. Von den Bauarbeitern hallte eine gellende Stimme:
    »Los, Jungens! Da ist er!«
    Der Fuchs gewann seine Bewegungsfähigkeit wieder. Irgend etwas Unfaßbares hatte seinen genialen Plan durchkreuzt. Der Henker mochte wissen, was es war! Jedenfalls war dieser Mann nicht Reachester! Und diese Bauarbeiter waren keine Bauarbeiter!
    Mackie Kungs wußte, daß er um sein Leben laufen mußte.
    Mit einem gewaltigen Ruck riß er Sich los und hetzte über die Straße. Die Bauarbeiter kamen hinter ihm her. Jemand schrie:
    »Halt! Stehenbleiben! Wir schießen!«
    Schießen, schießen, schießen! hallte es in seinem Kopfe wieder. Gut, daß er die Pistole für alle Fälle mitgenommen hatte. Im Laufen riß er sie heraus, warf sich herum und drückte zweimal ab.
    Er nahm sich nicht einmal die Zeit, das Resultat seiner Schüsse zu beobachten. Schon hetzte er weiter.
    »Stehenbleiben!« gellte die Stimme von neuem hinter ihm her. »Wir schießen!«
    Er versuchte, noch schneller zu laufen. Mitten im Lauf traf ihn die Kugel. War es Zufall? War es Schicksal? Das Projektil fuhr ihm von hinten ins Herz. Genau wie achtzehn Stunden vorher ein Messer das Herz eines anderen Mannes getroffen harte.
    Der Fuchs wurde von dem Treffer wie durch einen starken Stromstoß gerüttelt. Er fiel nach links und rollte noch ein geringes Stück weiter. Mit weit auseinandergespreizten Armen lag er auf dem Bürgersteig. Der nach Mottenpulver stinkende Mantel färbte sich in seinem Rücken langsam dunkel…
    Es mochte vielleicht zehn Uhr früh sein, als Lines gegen die Tür des Zimmers hämmerte, in dem Klinger schlief.
    ***
    »He, Fel! Aufwachen! Fel, zum Teufel, so wachen Sie doch auf!«
    Ein verschlafenes Grunzen war zunächst die einzige Antwort, die Lines erhielt. Erst als er noch einen kräftigen Wirbel an die Tür getrommelt hatte, ließ sich Klingers immer ein wenig hochnäsige Stimme vernehmen.
    »Im Waldorf pflegt man die Gäste durch das zart gehauchte ›Guten Morgen, Sir, hier ist das Frühstück‹ eines hübschen Zimmermädchens zu wecken!« Gegen seinen Willen mußte Lines grinsen.
    »Nun machen Sie schon, Fel!« rief er. »Ich muß mal weg, und unten sitzen schon ein paar Gäste herum! Sie müssen sich um den Laden kümmern!«
    »Gemacht, Boß! Ich bin in fünf Minuten unten!«
    Lines nickte, brummte etwas und schlurfte die Treppe hinunter. Über den Flur ging er
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