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0183 - Das Knochenschiff

0183 - Das Knochenschiff

Titel: 0183 - Das Knochenschiff
Autoren: Friedrich Tenkrat
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Programm. Das Feuerwerk sollte beinahe ebenso prachtvoll werden wie jenes, mit dem die Hochzeit von Prinz Charles und seiner Lady Di gefeiert worden war.
    Wir hätten in keinem Hotel ein Zimmer gekriegt, wenn Clint Perry nicht für uns reservieren lassen hätte.
    Wir wohnten im Pirate Inn, einem erstklassigen Haus am Strand. Das Gepäck war schon versorgt. Nun saßen wir auf der schattigen Hotelterrasse und nahmen einen Erfrischungsdrink.
    Man hatte drei Tische zusammengestellt, denn außer meinen Freunden leisteten mir auch noch Clint Perry und der Bürgermeister von Bexhill, Edward Newman, Gesellschaft.
    Newman war ein schwergewichtiger Mann mit listigen Augen. Er war rundum zufrieden und davon überzeugt, daß dem Ort das schönste Fest seit seinem Bestehen bevorstand.
    »Wir haben keine Kosten und Mühen gescheut, um unsere Gäste zufriedenzustellen«, sagte er im Brustton vollster Überzeugung.
    »Das glaube ich Ihnen gern«, meinte ich. »Der Ort ist hübsch geschmückt.«
    »Einmal Bexhill immer Bexhill«, sagte Clint Perry, der Polizeichef grinsend. »Das wollen wir erreichen. Heutzutage ist es nicht mehr so leicht wie früher, Sommergäste zu kriegen.«
    »Sehr richtig«, pflichtete ihm der Bürgermeister bei. »Man muß den Leuten etwas bieten, sonst bleiben sie aus. Die Zeiten, wo uns die gebratenen Tauben in den Mund geflogen sind, sind vorbei. Heute muß man sich um den Gast ehrlich bemühen.«
    Bill Conolly lehnte sich zurück und blickte versonnen aufs Meer hinaus. Er war Reporter, und er überlegte, ob er nicht einen Bericht über das Sommerfest von Bexhill schreiben sollte.
    Shao, die hübsche schwarzhaarige Chinesin, hatte ihren Kopf auf Sukos massige Schulter gelegt und träumte vor sich hin. Es war schön, sie alle um mich zu haben und zu sehen, wie sehr sie sich hier in Bexhill entspannen konnten. Das griff auch auf mich über. Es gelang mir endlich wieder einmal, so richtig abzuschalten.
    Aber es kann der Frömmste nicht in Frieden leben…
    Clint Perry, schlank, mit einer etwas zu langen Nase und dünnen Lippen, stieß mich an. »Sie spekulieren anscheinend schon damit, sich von London hierher versetzen zu lassen, was, John?«
    Ich lachte. »Das ist keine schlechte Idee, Clint. In Bexhill ließe es sich bestimmt sehr lange aushalten.«
    »Keine Hektik, kein Streß. Hier werden die Leute alle hundert Jahre alt wenn sie nicht vorher sterben.«
    Die Stimmung war blendend, und ich genoß sie. Ich saugte sie in mich auf wie ein trockener Schwamm. Lange schon hatte ich mich nicht mehr so wohl gefühlt, und das machte mir ein bißchen Angst. Konnten meine Feinde nicht gerade in einer solchen Situation wie ein Blitz aus heiterem Himmel zuschlagen? Ich wäre völlig unvorbereitet gewesen. Das hätte ihre Chancen, mich vernichtend zu treffen, beträchtlich erhöht. Würden sie sich eine solche Gelegenheit entgehen lassen?
    Mir fiel ein Mann auf.
    Soeben war er auf die Terrasse herausgetreten.
    Er paßte nicht hierher, denn seine Miene war sorgen verhangen. Ernst und aufmerksam schaute er sich um. Er trug einen leichten weißen Sommeranzug, war schlank und hatte brünettes, leicht gewelltes Haar.
    Ein Kellner wollte an ihm vorbeigehen. Er hielt ihn auf, sprach ein paar Worte, und der Kellner wies zu uns herüber. Der Mann nickte und steuerte auf uns zu.
    »Wer ist das?« fragte ich den Polizeichef.
    Clint Perry drehte sich um. »Das ist Andrew Sherman. Ein bekannter Schriftsteller. Er lebt im Sommer hier in Bexhill, hat ein Haus. Er hat schon eine ganze Menge historischer Bücher veröffentlicht.«
    Shermans Ziel war der Bürgermeister. »Hätten Sie einen Augenblick Zeit für mich, Edward?«
    Newman wandte sich halb zu ihm um. »Was haben Sie denn auf dem Herzen, Andrew?«
    »Hallo, Andrew«, sagte der Polizeichef. »Darf ich Ihnen Oberinspektor John Sinclair von Scotland Yard vorstellen?«
    Sherman nickte mir zu. »Angenehm.«
    »Und das sind Sinclairs Freunde: Shao, Suko, Sheila und Bill Conolly. Mr. Conolly ist so etwas wie ein Kollege von Ihnen. Er schreibt auch.«
    »Aha«, sagte Andrew Sherman knapp. »Setzen Sie sich zu uns«, sagte Clint Perry.
    »Mein Gott, was machen Sie denn für ein trauriges Gesicht«, bemerkte der Bürgermeister. »Ganz Bexhill strahlt, und Sie rennen mit einer Leichenbittermiene durch die Gegend. Sie verderben den Leuten damit doch die gute Laune, Andrew.«
    »Tut mir leid, aber ich habe Sorgen, Edward«, erwiderte der Schriftsteller. »Ist etwas passiert?«
    »Noch
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