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0181 - Das Höllenfeuer

0181 - Das Höllenfeuer

Titel: 0181 - Das Höllenfeuer
Autoren: Werner Kurt Giesa
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sein.
    Jon Coighall war die Ausnahme. Das begriff Saris, als er das entsprechende Schubfach gefunden hatte und herausfahren ließ. Dem Mann, der darin lag, hatte niemand mehr helfen können.
    Saris schlug die graue Decke zurück. Grau wie der Kasten… und dann glaubte er, sich übergeben zu müssen. Hastig blickte er zur Seite. Nein, hier war wirklich keine Hilfe mehr möglich gewesen, aber der Lord mußte noch gelebt haben, oder man hätte ihn erst gar nicht bis nach Inverness gebracht.
    Aber wie hatte er so auch nur noch ein paar Sekunden leben können?
    Oder… war das der Grund für den Schock, den das Mädchen erlitten hatte?
    Beim dritten Hinsehen hatte Saris sich an den Anblick des Toten gewöhnt. Aber wenn der die Explosion, von der der Butler etwas gestammelt hatte, noch um Minuten überlebt hatte - war das kein Leben in menschlichem Sinne mehr gewesen!
    Lord Saris ließ das Schubfach wieder zugleiten und drehte sich langsam um.
    Die Gewißheit, daß eine nichtmenschliche Kraft am Werk gewesen war, wurde in ihm immer größer.
    ***
    Weil Sir Bryont nicht den direkten Weg zum Ausgang genommen hatte, war der Streifenwagen der City Police von Inverness schneller da als der Lord. Die beiden Beamten wurden von Doktor Lannix in Empfang genommen.
    Einer schüttelte den Kopf. »Sie haben als Stationsarzt doch Hausrecht da oben in der Etage. Warum haben Sie den Burschen nicht querkant durch das Fenster geworfen?«
    »Weil er sich nicht einmal anfassen ließ… Zwei meiner Pfleger haben bei dem Versuch, ihn zu berühren, elektrische Schläge empfangen, als wäre der Mann ein menschlicher Zitteraal!«
    Das wollten beide Beamten dem Arzt nicht glauben. Das Phänomen der statischen Aufladung des menschlichen Körpers kannten sie, aber in der Stärke, wie hier beschrieben, war Körperelektrizität theoretisch unmöglich.
    Ein paar Minuten trat der Mann, von dem sie gesprochen hatten, ein paar Meter weiter aus dem Lift. Lannix wurde blaß, als er an der Anzeige feststellen mußte, daß der Lift von unten kam.
    Das Gesicht des hochgewachsenen Mannes verfinsterte sich, als er den Arzt erkannte und neben diesem zwei Polizisten.
    Die City Police von Inverness legte Wert auf Kleiderschränke. Und diese beiden Möbelpacker-Staturen marschierten jetzt breitbeinig auf den Mann im dunklen Anzug zu, um ihn sich zu kaufen.
    »Weisen Sie sich aus, Sir!« wurde er barsch aufgefordert.
    Der Blonde lächelte jetzt, aber es war ein kaltes Lächeln. »Darf ich erst einmal erfahren, wer Sie sind und warum ich mich auszuweisen habe?«
    Sergeant Dextor stellte sich vor und schnarrte den ihm von Lannix diktierten Tatbestand herunter. Das Lächeln des Blonden wurde noch kälter, als er mit schmaler Aristokratenhand in die Innentasche seines Jacketts griff und ein braunes Lederetui hervorholte. Das klappte er auf und ließ den Sergeant Einblick nehmen.
    »Daß ich als Mitglied des Oberhauses Immunität genieße, ist Ihnen doch wohl klar«, sagte Lord Saris kalt. »Wenn Sie mir jetzt bitte aus dem Weg gehen wollen…«
    Dextor trat fast automatisch einen Schritt zurück. Er war fassungslos. Gemessenen Schrittes bewegte sich der Lord an ihm vorbei und verließ das Hospital durch die Glastür.
    Draußen sprang fast geräuschlos der Motor eines großen Wagens an.
    Dextor, sein Kollege und Lannix sprangen gleichzeitig zur Glastür. Sie sahen, wie geräuschlos ein riesiger, schwarzer Rolls-Royce Phantom heranschwebte und vor der Marmortreppe hielt. Diesen Fahrzeugtyp baute die Nobelwagenschmiede in Crewe auch nur auf Anfrage nach Wunsch, und bezahlen konnten den die wenigsten Superreichen der Welt.
    Lord Saris verzichtete darauf, sich die Tür öffnen zu lassen, erledigte das selbst, verschwand im Innern der Superlimousine, und dann entschwebte der Phantom - so vornehm zurückhaltend und geräuscharm wie ein Phantom.
    »Ich werd’ ja blaß«, flüsterte Dextor ergriffen. »Daß ich so einen Schlitten mal in natura sehen würde…« Und dabei versuchte er auszurechnen, wieviele Jahrzehnte lang er Monatsgehalt an Monatsgehalt reihen müßte, um so einen Wagen auch nur als Gebrauchtwagen preisweiter erstehen zu können. Daran, daß Lannix gegen den Lord Anzeige hatte erstatten wollen, dachten beide Beamten nicht mehr und träumten von dem Nobelschlachtschiff.
    Lannix konnte es ihnen nicht einmal verübeln. Einen Mercedes 500, wie er ihn aus Germany hatte importieren lassen, weil britische Wertarbeit unter ständigen Streiks litt, fuhr jeder dritte
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