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0178 - Die Todeskandidaten von Akon

Titel: 0178 - Die Todeskandidaten von Akon
Autoren: Unbekannt
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abhorcht. Wir können nichts daran ändern. Aber wir können uns so benehmen, daß sie wenigstens nicht über uns zu lachen haben." Er schwieg und starrte vor sich hin. Nach einer Weile erhob Kerim sich seufzend. „Also gut", brummte er. „Ich glaube, du hast recht."
    „Natürlich hat er recht!" antwortete Adans dunkle Stimme. „Er ist überhaupt ein intelligenter Mann. Du hörst doch, Kerim, er ist Wissenschaftler."
    „Was ist eigentlich dekadente Ideologie?" fragte Adan.
    Sie saßen am Tisch. Eine der drei täglichen Mahlzeiten war soeben beendet. Die Servomechanik hatte das schmutzige Geschirr abgefahren und in der Zentralsäule des Tisches verschwinden lassen.
    „Dekadente Ideologie ist", antwortete Kerim und bohrte sich dabei einen Essensrest aus den Zähnen, „wenn man nicht dasselbe glaubt wie die Regierung." Ak lachte.
    „Dann bist du also auch ein dekadenter Ideologe, wie?" wollte Akan wissen. „Du warst der Ansicht, du könntest mit Hypnogeneratoren schwarzhandeln... im Gegensatz zur Ansicht der Regierung." Kerim winkte ab. „Nein, ganz so einfach ist es nicht..."
    „Von einfach ist überhaupt keine Rede", nahm Ak ihm das Problem ab. „Der Staat Akon ist im Grunde genommen ein Gebilde, das vom Willen der Mehrheit geleitet wird. Die Bevölkerung bestimmt die Regierung. Jeder hat das Recht, eine eigene Meinung zu besitzen. Die Akonen sind eine freie Nation.
    Das ist die eine Seite. Die andere Seite sind die Postulate. Ihr wißt, es gibt zwei davon. Das eine heißt: Isolation ist notwendig. Das andere besagt: Wer in der Voruntersuchung einer gesetzwidrigen Tat mit zwei Dritteln der Stimmen der Untersuchungskommission für verdächtig gefunden wird, die Tat begangen zu haben, verliert die Rechte eines Bürgers und erwirbt den Status des Gefangenen." Er sah sich um und entnahm den Gesichtern seiner Zuhörer, daß sie ihm bislang hatten folgen können. „Das erste Postulat interessiert in meinem Fall nicht. Es stammt aus der Zeit, da die akonische Technologie allen anderen dieser Galaxis überlegen war und wir uns vor Spionen schützen mußten. Die beste Sicherung gegen Neugierige war die Isolation. Wir errichteten Schranken, die Akon gegen die Umwelt schützten. Zu seiner Zeit mag das Postulat vernünftig gewesen sein. Heute ist es nichts mehr anderes als eine Antiquität. Aber das nur am Rande.
    Mein Fall kommt vom zweiten Postulat her.
    Ich hielt es nämlich für veraltet und barbarisch. Nicht einmal die gesamte Untersuchungskommission kann darüber entscheiden, ob der Verhörte schuldig ist oder nicht. Dazu fehlen ihr die Mittel. Sie trifft Entscheidungen nur zu zehn Prozent nach vorläufigen Indizien, zu neunzig Prozent nach der privaten Meinung der Beisitzer. Warum also einen Menschen der Bürgerrechte berauben, nur weil er mindestens zwei Dritteln der Kommission unsympathisch ist? Das Prinzip muß aus vorgeschichtlicher Zeit stammen, als die Gemeinden noch so klein waren, daß jeder den anderen kannte. Es paßt nicht in unsere Epoche. Es ist ungerecht.
    Und ebenso ungerecht ist der Strafvollzug selbst, der auf der Grundidee aufbaut, daß der potentielle Täter durch die Grausamkeit der Strafe abgeschreckt werden müsse, die ihm nach dem Gesetz für seine Tat droht. Man kann nach solchen Grundsätzen nicht..."
    „Nur immer weiter", murmelte Kerim. „Ich kann dir ganz genau folgen. Was ist eigentlich ein potentieller Täter?"
    „Halt den Mund!" fauchte Adan ihn an. „Ich verstehe ganz genau, was er meint. „Warum bist du auch so dumm!" Kerim wischte mit der Hand durch die Luft. Es gab vornehmere Gesten, aber wenigstens brachte sie deutlich genug zum Ausdruck, was Kerim meinte. „Na schön", lenkte Ak ein. „Ich war dagegen. Damit kam ich aber mit einem Gesetz in Konflikt, das selbst kein Postulat ist, aber trotzdem un mißverständlich erklärt, ein jeder sei zu verfolgen, der mit den beiden Postulaten nicht übereinstimmt. Ich hatte aus meiner Ansicht kein Hehl gemacht. Also verfolgte man mich. Die Untersuchungskommission hielt mich für verdächtig.
    Also verlor ich meine Rechte als Bürger. Mein Vergehen war schwer. Man verurteilte mich zum Tode. Ich war in einer Zwickmühle gefangen. Weil ich mich gegen den barbarischen Strafvollzug aufgelehnt hatte, wurde ich ein Opfer des barbarischen Strafvollzugs. Das ist dekadente Ideologie."
    Adan sah ihn lange an. „Was machst du, wenn wir jemals zurückkommen?" wollte sie wissen. „Eine Revolution?" Ak antwortete mit einer, verneinenden
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