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0171 - Hexenreigen

0171 - Hexenreigen

Titel: 0171 - Hexenreigen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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und emporschwebten, als seien sie leichter als Luft.
    »Wie ist das möglich?« stieß Wilfried hervor.
    »Hat sie uns nicht eben selbst die Erklärung gegeben?« fragte Uschi. »Magie ermöglicht dieses Fliegen! Hier wird ein uralter Menschheitstraum wahr!«
    »Und was ist«, sagte Wilfried plötzlich dumpf, »wenn sie uns angelogen hat? Wenn sie mit dem Bösen, was hier lauern soll, unter einer Decke steckt? Dann sind Andy und Beatrix verloren!«
    Betroffen schweigend sahen sie den Davonfliegenden nach, die nur noch als winziger Punkt am Himmel erkennbar waren.
    Es gab für sie keine Möglichkeit zu prüfen, ob die Goldene die Wahrheit gesprochen hatte!
    ***
    Sie hatten Pech. Zu dieser sündhaft frühen Morgenstunde flog keine Linienmaschine. Die erste planmäßige Maschine, die als Zielflughafen außerdem das vom eigentlichen Zielort immens weit entfernte Hamburg anflog,, startete um acht Uhr dreißig in Paris. Aber es gab keine planmäßige Verbindung von dem Château am nächsten gelegenen Kleinflughafen Lapalisse nach Paris - wenigstens nicht um diese Zeit. Per Auto hätte es nach Paris gereicht. Aber das dauerte Zamorra alles zu lange.
    Als Nicole das Bad räumte, richtete sich Zamorra häuslich darin ein und berichtete kurz über seine Mißerfolge. »Ich versuche einen Piloten zu erwischen, der um diese Nachtzeit bereit ist, einen Charterflug durchzuführen«, erklärte Nicole hastig und eilte in ihre Zimmerflucht, um sich anzukleiden. Erstaunlicherweise dauerte das nicht allzu lange. Dann hängte sie sich ans Telefon. Irgendwo hatte sie einmal die Privatadresse eines Piloten aufgeschnappt und warf den rücksichtslos aus Bett und süßen Träumen.
    »Da müssen Sie schon mit meiner Gesellschaft verhandeln«, brummte der Pilot grimmig. Nicole schüttelte energisch den Kopf, obwohl das ihr Gesprächspartner nicht sehen konnte. »Ich rede nicht mit der Gesellschaft, sondern mit Ihnen. Es geht um Leben und Tod, und wir zahlen Ihnen zur Not auch einen Zuschlag, der nicht in den Geschäftsbüchern zu erscheinen braucht…«
    Das wirkte nur wenig, weil nicht nur die Piloten der großen Firmen, sondern auch die der Chartergesellschaften eine Menge Geld verdienten, aber Nicoles Bemerkung über Leben und Tod und die Eindringlichkeit ihrer Stimme taten das ihre. Irgendwie schaffte sie es, den Mann zu überzeugen. »Aber vor einer Stunde läuft nichts, Mademoiselle«, warnte er vor. »So lange brauche ich, zum Haïen zu kommen und die Maschine durchzuchecken. Denn um diese Zeit ist kein Techniker zur Verfügung…«
    »Eine Stunde?« Nicole wechselte einen raschen Blick mit Zamorra, der gerade eintrat. »Das reicht. Wir sind in einer Stunde in Lapalisse.«
    »Sie brauchen sich nicht zu beeilen…«, wehrte der Pilot ab. Dann existierte die Verbindung nicht mehr.
    »Er fliegt uns«, sagte Nicole. »Zwar wird es einen Aufpreis geben, aber es klappt. Und wir sind dann nicht auf Hamburg angewiesen, sondern können uns einen kleineren aussuchen. Ich habe festgestellt, daß nicht einmal zehn Kilometer südlich von Oldenburg ein kleiner Flugplatz ist, und von Oldenburg aus ist es mit dem Auto eine satte halbe Stunde bis zu unserem Ziel…«
    »Du scheinst über hervorragende geographische Kenntnisse zu verfügen, Nici«, brummte der Professor. Nicole schüttelte den Kopf. »Mitnichten, aber über ausgezeichnetes Kartenmaterial. Hast du dein Köfferchen bereits gepackt?«
    »Und du?«
    »Klar«, überraschte ihn Nicole. »Ich habe mich neuerdings entschlossen, immer eine fertig gepackte Reiseausrüstung bereitstehen zu haben. Das beschleunigt das Verfahren etwas.«
    Zamorra hob die Brauen. »Du lernst langsam, zu denken«, stellte er fest.
    »Bestie!« schrie sie, sprang auf und biß ihn in die Nasenspitze. Er revanchierte sich mit einem Kuß aufs linke Ohr. »Schön, dann laß uns starten. Ich habe einen Zettel mit einem entsprechenden Hinweis an Raffaels Zimmertür geklebt, damit er morgen… nein, heute früh Bescheid weiß, wenn er aufwacht.«
    Raffael war der Diener, der gute Geist des Hauses, der immer da war, wenn man ihn brauchte und der aus dem Château nicht mehr wegzudenken war. »Der liebe Raffael Bois«, sagte Nicole und meinte es nicht einmal ironisch, im Gegensatz zu sonst, wenn sie »der liebe« vor den Namen des Betreffenden setzte, »überrascht mich heute ein wenig. Sonst ist er doch auch in solchen Fällen grundsätzlich dienstbereit und korrekt gekleidet…«
    »Laß ihn bloß schlafen«, mahnte Zamorra.
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