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0171 - Die Hexe vom Hyde Park

0171 - Die Hexe vom Hyde Park

Titel: 0171 - Die Hexe vom Hyde Park
Autoren: Jason Dark
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Welchen Trick ließ sie sich nun einfallen?
    Ich war auf alles gefaßt, aber sie hielt sich zurück. Vielleicht musste sie sich erst noch von dem Schock erholen, den sie erlitten hatte.
    Beim ersten Betreten hatte ich die Ruine gar nicht so genau gesehen. Nun stellte ich fest, dass sie doch größer war, als es im Moment den Anschein hatte. Zum See hin sah ich weitere Trümmer, und es standen auch noch Teile der Decke.
    Darunter herzugehen, traute ich mich nicht. Sie sahen mir sowieso schon wacklig genug aus. Wenn die Hexe bemerkte, dass ich mich unter ihnen befand, würde sie mit ihrer Kraft die Dinger zum Einsturz bringen.
    Sie schickte eine andere Gefahr. Und zwar sich selbst.
    Plötzlich erschien sie zwischen zwei Mauerresten, stand sekundenlang unbeweglich, und dann lösten sich ihre Haare vom Kopf.
    Diese herrliche schwarze Mähne, auf die so manche Frau stolz gewesen wäre, wischte auf mich zu.
    Aber nicht als Haare, sondern als schwarze, tückische und gefährliche Schlangen.
    Ich dachte an die Medusa, gegen die ich einmal gekämpft hatte, auch auf ihrem Kopf wuchsen Schlangen, nur hatten die mich nicht angegriffen. [5]
    Hier jedoch kamen sie.
    Rasch hielt ich mein Kreuz in der Hand und auch die Beretta. Ich wollte es noch einmal versuchen, drückte ab und sah die Mündungsflamme fahl aufleuchten. Diesmal funktionierte die Beretta.
    Im nächsten Augenblick hieb die erste Kugel in den fliegenden Schlangenpulk.
    Sofort setzte ich das zweite Geschoß hinterher. Beide Kugeln rissen ein Loch.
    Es zischte, ein halbes Dutzend Schlangen fingen Feuer und verbrannten in einen wahren Sprühregen, wobei sie noch in der Luft zu seltsamen Gebilden zusammenschrumpften, die mich an verkohlte Luftschlangen erinnerten.
    Ich opferte noch zwei Kugeln.
    Abermals wurden die Schlangen getroffen und vergingen. Einige jedoch erreichten mich. Vier klatschten gegen meine Brust, kamen mit dem Kreuz in Berührung ich hatte die Linke zurückgezogen - und vergingen.
    Und eine schaffte es, sich um meinen Hals zu legen. Sofort zog sie ihren Körper zusammen, mir wurde die Luft knapp, die Haut begann zu brennen, und ich hörte das Lachen der Hexe.
    »Jetzt bist du an der Reihe, Sinclair!«
    Ich ging in die Knie. Es bereitete mir Mühe, den linken Arm hochzubekommen, das Kreuz war auf einmal viel zu schwer. Wie durch einen Schleier sah ich die Hexe auf mich zukommen. Sie wollte ein Ende bereiten, und ich brachte endlich meinen Arm so hoch, so dass das Kreuz die Schlange berührte.
    Dicht vor meinem Gesicht sprühte es auf, blendete mich, ich bekam wieder Luft und sah die glatzköpfige Hexe mit dem vor Wut erstarrten Gesicht dicht vor mir.
    Aber noch etwas erkannte ich.
    Hinter ihr glühte es dunkelrot auf. Ein gewaltiges feuerrotes Gesicht schwebte am dunklen Himmel. Die Fratze war dreieckig geschnitten, aus der Stirn wuchsen Hörner, das breite Maul war zu einem Grinsen verzogen, so dass ich die stiftförmigen Hauer erkannte, die das Gebiß bildeten.
    Das war Asmodis!
    Er kam seiner Dienerin zu Hilfe. Wenn ich jetzt zögerte, war ich verloren. Gegen zwei kam ich nicht an, vor allen Dingen nicht gegen den Teufel, den ich für den höchsten der Dämonen hielt. Wenigstens war es damals so.
    Frontal griff ich Larissa an.
    Ich wuchtete auf sie zu, bekam sie auch zu packen und schleuderte sie zu Boden, wobei ich gleich mitfiel. Sie schrie und kreischte.
    Ineinanderverkeilt rollten wir um die eigene Achse. Zwangsläufig berührte sie das Kreuz.
    Ihr Schreien wurde noch lauter. Es hallte von den Wandresten wider, und ich merkte, wie Larissa, die Hexe vom Hyde Park, unter meinen Fingern erschlaffte.
    Es war ein schauriges Bild, das ich dicht vor meinen Augen sah. Die glatzköpfige Hexe schrumpfte zusammen. Das begann oben am Kopf, setzte sich rasch weiter fort und aus dem blanken Schädel wurde die Fratze eines Skeletts, wobei mir der widerliche Verwesungsgeruch in die Nasenlöcher stieg.
    Ich drückte sie von mir.
    Sie war leicht, und als ich in der Hocke blieb, sah ich den Totenschädel, den ihre Hände noch immer umklammerten. Ich riß ihn ihr aus den Fingern, schaute nach oben in die Fratze des Teufels und schleuderte ihm den Schädel entgegen, nicht bevor ich das Kreuz in ein leeres Auge gesteckt hatte.
    »Da, nimm ihn, Satan!« brüllte ich.
    Plötzlich zerplatzte der Schädel in zahlreiche Teile, und ich vernahm ein ungeheures Wutgebrüll. Schlagartig verschwand die Teufelsfratze vom Himmel, und ein letzter Blick war mir auf die tote Hexe
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