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0171 - Der Herr des roten Mohns

0171 - Der Herr des roten Mohns

Titel: 0171 - Der Herr des roten Mohns
Autoren: Der Herr des roten Mohns
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ein Perlenvorhang zurückgeschoben. Ein Mann kam herausgeschwankt. Auch er war kein Chinese. Er schien ein Seemann zu sein, der schwer geladen hatte. Plötzlich jedoch roch ich einen süßen Duft, und da ging mir ein Licht auf. Der Kerl war nicht betrunken. Er hatte Opium geraucht.
    Opium! Natürlich raucht man in Hongkong Opium. Das war nichts Besonderes. Wahrscheinlich gab es tausend Kneipen, in denen man diesem Laster frönen konnte. Trotzdem… Opium hatte uns hierher verschlagen. Sollten wir das geradezu unwahrscheinliche Glück gehabt haben, auf eine Spur der von uns gesuchten Schmuggler gestoßen zu sein? Es war so gut wie unmöglich, und doch drängte sich mir ein Name auf die Zunge.
    Bevor ich mich noch eines Besseren besinnen konnte, hatte ich ihn ausgesprochen.
    »Kennen Sie zufällig Kun Fong Mi?«
    Der Wirt schüttelte den Kopf.
    »Nie gehört.«
    Er drehte sich tun und spülte Gläser aus. Wir bestellten eine zweite Flasche Bier. Er murmelte eine Entschuldigung, verschwand hinter dem Perlenvorhang, kam wieder und holte die zwei Flachen aus der Eiskiste.
    Wozu hatte er es eigentlich nötig gehabt, nach hinten zu gehen?
    »Wohl immer ruhiger Betrieb am hellen Tag?« fragte ich.
    »Bei mir ist’s immer ruhig. Ich bin nicht für großen Klamauk.«
    Er lächelte, aber dieses Lächeln gefiel mir nicht. Es schien über uns hinweg ins Leere zu gehen. Beide drehten wir uns tun, und da sahen wir, dass zwei Chinesen hereingekommen waren. Der eine stellte sich genau neben mich. Der . andere blieb an der Tür. Beide waren große, kräftige Kerle. Sie mussten aus dem Norden stammen.
    »Haben Sie eben nach Kun Fong Mi gefragt?« fragte der Bursche zu meiner Linken und feixte.
    Plötzlich begriffen wir gleichzeitig, dass wir ungeheure Narren waren. Ausgerechnet hier mussten wir nach dem Gangster fragen, von dem wir wussten, dass er ein großer Fisch war und einen langen Arm hatte.
    Die Mah-Jongg-Spieler hatten nicht aufgeblickt. Die Steine klapperten.
    »Wir haben nichts gefragt«, sagte Phil. »Vielleicht war das jemand anderes.«
    »Niemand anderes, niemand hier«, war die Antwort.
    Das konnte nicht gut gehen. Wir verständigten uns mit einem schnellen Blick, und dann nahm ich den rechten Floß zurück und trat dem Burschen, der so neugierig war, gegen das Schienbein.
    Er schrie auf und griff unwillkürlich danach. Das war genau das, was ich wollte. Ich bückte mich, packte ihn an einem seiner weiten Hosenbeine und riss dieses nach oben. Er flog durch die Luft, überschlug sich und warf den Tisch der Mah-Jongg-Spieler um. Dann drehte ich mich um und sah, wie Phil dem zweiten Burschen, der wie ein wild gewordener Büffel auf ihn loskam, einen Hocker zwischen die Beine warf. Im nächsten Augenblick setzten wir beide mit einer tadellosen Flanke über die Bar. Der Wirt war spurlos verschwunden. Er liebte, wie er vorher gesagt hatte, keinen Klamauk.
    Jetzt wurde es mulmig. Nummer zwei hatte den Hocker, der ihm vor die Füße gerollt war, gepackt und benutzte ihn als Wurfgeschoss. Wir duckten uns, und der Hocker knallte mitten in die Schnapsflaschen auf dem Regal. Das hielten die Flaschen natürlich nicht aus. Ein Gemisch aus alkoholischen Getränken und Glasscherben ergoss sich über uns.
    Nun hatte sich auch der andere, den ich durch die Gegend gefeuert hatte, wieder erholt. Sie schienen jedenfalls noch nicht genug zu haben. Wie die Hasen übersprangen sie den Bartisch. Nun balgten wir uns zu viert auf der engen Fläche zwischen der Wand mit dem Regal und der Bar.
    Wir rutschten in den Schnapslachen aus und sausten zu Boden. Diesmal bekam ich den ersten Burschen zu fassen. Ich versuchte, ihm einen Kinnhaken zu verpassen, aber er war schneller. Er wollte mir den Zeigefinger ins Auge bohren. Doch er hatte nicht richtig gezielt. Ich bekam den Finger zwischen die Zähne und biss fest zu. Er jaulte und riss die Hand zurück.
    Um Phil konnte ich mich nicht kümmern, aber ich hörte seinen Gegner stöhnen, und das genügte mir. Mein Gegner hatte inzwischen einen Flaschenhals mit scharf abgesplitterten Kanten gefunden. Sicherlich hätte er mir gern damit das Gesicht ruiniert, aber ich hatte es satt. Sein Kopf war unmittelbar vor mir. Ich nickte einmal kurz und hörte das Knirschen, als sein Nasenbein nachgab. Das war, soweit es ihn betraf, das Ende. Er presste beide Hände vors Gesicht und kroch unter die Bar, wobei ich ihm mit einem Tritt in die verlängerte Rückseite half.
    Phils Gegner jaulte in den höchsten Tönen. Mein
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