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017 - Der Engel des Schreckens

017 - Der Engel des Schreckens

Titel: 017 - Der Engel des Schreckens
Autoren: Edgar Wallace
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Schlafzimmer nicht dazu dient, dem Dienstpersonal Respekt vor mir einzuflößen. Wollen Sie bitte hinuntergehen und im Salon auf mich warten?«
    »Sie werden nicht versuchen, das Haus zu verlassen?«
    Jean lachte. »Wirklich, Sie benehmen sich wie einer dieser unfehlbaren Detektive, von denen man in den Magazinen soviel liest«, sagte sie etwas verächtlich. »Sie haben nicht das geringste Recht, mich am Verlassen des Hauses zu hindern, und kein Mensch weiß das besser als Sie. Aber seien Sie unbesorgt, setzen Sie sich auf die Treppe und warten Sie, bis ich herunterkomme.«
    Als er verschwunden war, klingelte sie ihrem Mädchen und gab ihm einen Briefumschlag.
    »Ich bin im Salon mit Mr. Glover«, sagte sie leise. »Bringen Sie mir den Brief etwas später, und sagen Sie, sie hätten ihn in der Halle gefunden.«
    »Ja, Miss.«
    Jean kleidete sich gemächlich um; in dem Kampf mit Jack Glover war ihr Kleid zerrissen worden. Jack, der in der Diele auf und ab ging, war schon im Begriff, wieder nach oben zu gehen, als sie ruhig die Treppe herabkam.
    »Eines möchte ich gern wissen, Mr. Glover«, sie ging ihm voran in den Salon, »was haben Sie nun vor? - Was wollen Sie unternehmen? Haben Sie die Absicht, Lydia aus - unseren Armen zu reißen? Ich weiß natürlich, daß Sie schrecklich in sie verliebt sind, na ... und so weiter.«
    Er wurde rot. »Ich bin nicht verliebt in Mrs. Meredith.«
    »Seien Sie nicht albern«, sagte sie kalt. »Selbstverständlich sind Sie es; das kann doch jeder sehen.«
    »Meine erste Aufgabe ist es, wieder in den Besitz des Geldes zu kommen, und Sie werden mir dabei helfen.«
    »Natürlich werden wir Ihnen helfen«, stimmte sie ihm bei. »Wenn Mordon wirklich so ein Übeltäter war, muß er die Folgen tragen. Eigentlich halte ich Sie für viel zu geschickt, um sich hierin zu irren. Armer Mordon! Ich möchte wissen, warum er das getan hat; er ist doch so gut Freund mit Lydia, und ernsthaft gesprochen, Mr. Glover, glaube ich wirklich, daß Lydia sich recht unvorsichtig benommen hat.«
    »Etwas Ähnliches haben Sie schon einmal gesagt«, antwortete er ruhig. »Vielleicht werden Sie mir jetzt erklären, was Sie damit sagen wollen.«
    Sie zuckte die Achseln.
    »Die beiden sind ständig zusammen. Erst gestern abend sind sie bis spät in die Nacht hinein im Garten auf und ab gegangen, und ich hatte wirklich Sorge, daß Mrs. Cole-Mortimer es auch bemerken würde ...«
    »Das bedeutet, daß Mrs. Cole-Mortimer nichts bemerkt hat. Sie sind wirklich gerissen! Ich glaube Ihnen kein Wort.«
    Es wurde an die Tür geklopft, und das Mädchen trat herein.
    »Ein Brief für Sie, Miss«, sagte sie. »Er lag auf dem Tisch in der Halle. Haben Sie ihn nicht gesehen?«
    »Nein«, entgegnete Jean überrascht, nahm den Brief und öffnete ihn.
    Jack sah Schrecken und Erstaunen in ihrem Gesicht.
    »Allmächtiger Gott!« stammelte Jean.
    »Was ist denn?« sprang er auf.
    Sie starrte in den Brief und von dem Brief zu ihm.
    »Lesen Sie«, sagte sie mit ersterbender Stimme.
    Mademoiselle!
    Ich bin soeben von London zurückgekommen und habe Madame Meredith eingestanden, daß ich ihre Unterschrift gefälscht und hunderttausend Pfund von der Bank abgehoben habe. Und jetzt habe ich erfahren, es ist mir selbst noch unfaßbar, daß Madame Meredith mich liebt. Es gibt hier keinen anderen Ausweg, und der ist...
    Jack las den Brief zweimal aufmerksam durch.
    »Mordons Handschrift«, sagte er vor sich hin. »Es ist unmöglich, unglaublich! Ich habe doch Mrs. Meredith beinahe die ganze Zeit über beobachtet. Haben Sie auch von ihr einen Brief erhalten?« fragte er plötzlich. »Aber nein, das ist ja unmöglich, ganz unmöglich!«
    »Ich bin noch nicht in Lydias Zimmer gewesen. Wollen Sie mit hinaufkommen?«
    Er folgte ihr in Lydias Schlafzimmer, und das erste, was sein Auge entdeckte, war ein versiegelter Brief auf dem Tisch in der Nähe des Fensters. Er nahm ihn auf. Der Umschlag, in Lydias Handschrift, trug seine eigene Adresse. Mit zitternder Hand riß er ihn auf.
    Sein Gesicht war totenblaß, als er ihn durchflogen hatte.
    »Wo sind sie hingefahren?« fragte er.
    »Nach San Remo.«
    »Im Auto?«
    »Natürlich.«
    Ohne ein weiteres Wort wandte er sich ab, eilte die Treppe hinab und zum Hause hinaus.
    Der Wagen, den er sich nach seiner Ankunft in Monte Carlo gemietet hatte und der dem ›alten Jaggs« nachgefahren war, stand in der Nähe des Hauses. Er warf dem Chauffeur einige Worte zu und sprang hinein. Das Auto fuhr durch Mentone und
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