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0169 - Flucht vor dem Teufel

0169 - Flucht vor dem Teufel

Titel: 0169 - Flucht vor dem Teufel
Autoren: Andreas Brandhorst
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aus der Richtung, in der sich der alte Diener befinden mußte, ein unterdrücktes Gurgeln, das den jungen Franzosen herum wirbeln ließ.
    »Raffael…!«
    Ein drittes Skelett hatte seine beiden Knochenhände um seinen Hals geschlossen. Die Augen des alten Mannes waren weit aufgerissen.
    Jean Somac sprang aus dem Stand, aber noch bevor er einen einzigen Meter zurückgelegt hatte, berührte ihn etwas Kaltes, riß ihn abrupt zurück. Er drehte den Kopf herum - und hatte das Gefühl, das Blut müsse in seinen Adern gefrieren. Direkt neben seinem Gesicht war ein knöcherner Arm, und die Finger gruben sich in sein Fleisch.
    Der Schmerz ließ sein. Gesicht zu einer Fratze werden und trieb feurige Sterne vor seine Augen die seinen Blick trübten. Die Angst, die sein ganzes Bewußtsein ausfüllte, schien seine Kräfte zu potenzieren. Er atmete tief durch, versuchte, den Schmerz zu ignorieren und duckte sich dann. Die Skelette gaben nicht einen Laut von sich, als sich Jean Somac aus dem Griff befreien konnte, sich zur Seite fallen ließ, herumwirbelte und dann wieder auf die Beine sprang.
    Weg! pochte es in ihm. Nur weg von hier!
    Sein Kopf flog herum, und sein Herz schien für einen Augenblick auszusetzen, als er sah, daß dem alten Diener nicht mehr zu helfen war. Raffael lag regungslos am Boden.
    Tot, dachte Jean. Und das gleiche Schicksal droht auch mir. Und dabei habe ich nicht das geringste mit all dem zu tun!
    Er wich erneut dem heranwankenden Skelett aus, jagte dann auf die zerstörte Tür zu. Aus den Augenwinkeln nahm er dabei eine Bewegung wahr, aber er war nicht mehr in der Lage, seine Bewegungsrichtung schnell genug zu verändern.
    Zwei Klammern schienen sich um seine Oberarme zu schließen, dann riß ihn das dritte Skelett herum. Er gab noch einen erstickten Schrei von sich, dann legten sich zwei knöcherne Hände auch um seinen Hals und drückten zu.
    Jean Somac war nicht mehr zu retten.
    ***
    Langsam ließ der Schmerz in den Eingeweiden nach. Zamorra und Nicole hatten noch immer den Gestank des Schwefeldunstes in der Nase, ein Gestank, der sich nur langsam verflüchtete. In der Grotte, in der sie sich nur Sekunden zuvor befunden hatten, war es kühl gewesen. Jetzt aber schlug ihnen eine schier mörderische Hitze entgegen, die ihnen augenblicklich den Schweiß aus den Poren trieb. Nicole wankte und wäre gefallen, hätte Zamorra sie nicht festgehalten.
    »Nici«, sagte er warm, »ohne dich… Mein Gott…«
    »Wo… wo sind wir hier?«
    Erst jetzt hatten sie einen Blick für ihre Umgebung. Es war eine bizarre Landschaft, eine Savanne, aber mit Gräsern, die sie noch nie zuvor in ihrem Leben gesehen hatten. Wenige hundert Meter links von ihnen ragte eine gewaltige grüne Wand empor, ein tropischer Dschungel, aber von Ausmaßen, die sie unwillkürlich die Luft anhalten ließen.
    Irgendwo donnerte es, dann bebte die Erde, und die Stöße warfen sie fast von den Beinen.
    »Erdbeben«, sagte Nicole, doch dann verstummte das Rumoren schon wieder. Einige Dutzend Kilometer voraus ragten die Massive eines Gebirges empor, das ebenfalls mehr als beeindruckende Ausmaße hatte. Und dazu die Hitze, die Hitze, die das Atmen zur Qual werden ließ.
    »Das ist nicht die Erde«, sagte Nicole und keuchte. »Merlins Stern hat uns in die Irre geführt.«
    Zamorra runzelte die Stirn, warf zum wiederholten Male einen prüfenden Blick auf die Gräser und Gewächse zu ihren Füßen und die grüne Wand des Dschungels.
    »Du irrst dich, Nici«, kam es langsam von seinen Lippen. »Dies ist die Erde, aber eine andere, als wir kennen. Wir müssen einen Zeitsprung von mehreren Millionen Jahren gemacht haben, einen Zeitsprung, der uns in die Urzeit geführt hat.«
    »Aber wie…«
    »Das Amulett aus schwarzem Silber!« Zamorra schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn. »Natürlich ! Zwischen Merlins Stern und diesem anderen Amulett gibt es eine Verbindung, und dieser immaterielle Kontakt hat uns verirren lassen. Wir sind in der Vorzeit gelandet.«
    Er überlegte kurz, während er sich immer wieder suchend umsah. »Wir müssen zurück in die Grotte. Das Jahrtausendereignis muß verhindert werden.«
    »Das kann doch nicht dein Ernst sein Chérie«, brachte Nicole hervor. »Das wäre unser Tod.«
    »Nein, wenn wir es nicht schaffen, Mahat zu vernichten, dann werden wir sterben. Die Dämonenwelt wird uns solange jagen, bis wir zur Strecke gebracht sind und damit der Frevel gesühnt ist. Wir haben keine andere Möglichkeit.«
    Der Meister des
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