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0164 - Ich und das Todeskarussell

0164 - Ich und das Todeskarussell

Titel: 0164 - Ich und das Todeskarussell
Autoren: Ich und das Todeskarussell
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Trotzdem kamen die Geschworenen einstimmig zu einem hundertprozentig anderen Urteil, als es Jack erwartet hatte. Das gab mir zu denken. Und Jack sagte auch etwas, was ich mir kaum vorstellen kann.«
    Ich beugte mich gespannt vor.
    »Was denn, Joe? Was sagte er?«
    »Ach, ich glaube, da war er schon viel zu betrunken, als daß man es ernst nehmen sollte. Er meinte, die Geschworenen wären bestochen gewesen. Oder unter Druck gesetzt worden. Darauf hackte er immer wieder herum.«
    Ich schloß die Augen. Vandoom war also überzeugt gewesen, daß es einen Freispruch geben würde. Das bedeutete, daß er seiner Meinung nach Janes Unschuld bewiesen hatte. Trotzdem war ein »Schuldig« gefällt worden. Vandoom führte dies darauf zurück, daß er die Geschworenen — vorsichtig ausgedrückt — nicht für unparteiisch hielt. Und ein paar Stunden, nachdem er eine solche Meinung immerhin in einem öffentlichen Lokal ausgesprochen hatte, wurde er ermordet. Sicher, wenn er keinen Alkohol getrunken gehabt hätte, würde er einen solchen schwerwiegenden Verdacht vielleicht nicht ausgesprochen haben, jedenfalls nicht in der Öffentlichkeit, aber wenn er es überhaupt sagte, mußte er für diese Meinung Gründe haben. Jack war nicht nur ein sehr logisch denkender Mensch, er war auch ein Anwalt, der genau wußte, daß man Verdacht begründen können muß.
    Unser Essen kam, und ich sagte nichts zu dieser rätselhaften Geschichte. Als wir mit der Mahlzeit fertig waren, kam Joe wieder an unseren Tisch, während sein Neffe das Abräumen übernahm.
    »Hör mal, Joe«, sagte ich. »Wann ist Vandoom gestern hier weggegangen?«
    »Ziemlich spät. Abends gegen halb zwölf. Er war ziemlich voll. Ehrlich gesagt, ich mag Leute nicht,, die sich betrinken, aber bei Vandoom war es etwas anderes. Der Kerl war kurz vor einem Nervenzusammenbruch. Ich glaube, er hat in den letzten Wochen vor dem Prozeß Tag und Nacht gearbeitet, um Jane herauszuhauen.«
    »Ja, das weiß ich«, bestätigte ich. »Nach diesem Urteil gestern, das Jack so wenig erwartet hatte wie wir, war es vielleicht das beste, daß er sich mal ein wenig betrank. Ab und zu muß man mal einiges ’runterspülen, wenn man nicht ersticken will. Du sagst, er wäre um halb zwölf gegangen. Konnte er noch allein gehen?«
    »Na, mit Mühe. Er machte kein Theater, aber er war ziemlich fertig. Ich hatte ein Taxi für ihn angerufen.«
    »Hat er seine Aktentasche bei sich gehabt, als er ins Taxi stieg?«
    »Klar. Ich habe sie ihm selber auf den Schoß gelegt und dem Fahrer gesagt, er solle aufpassen, daß Jack die Tasche nicht im Wagen liegenläßt. Es waren doch sicher die Unterlagen für Janes Verteidigung drin, denn ihr kamt doch direkt vom Gericht mit ihm zu mir.«
    »Stimmt«, sagte Phil. »Und diese Aktentasche ist ja auch bei der Brandstiftung so gründlich verbrannt worden, daß nur noch die Schlösser übriggeblieben sind. Welches Taxiunternehmen hat ihn gefahren?«
    »Die Yellow Cabs. Ich kann euch die Nummer des Fahrers sagen. Zufällig kenne ich ihn nämlich. Er hat die Nummer 3302. Sein Vorname ist Billy. Aber mehr weiß ich nicht von ihm.«
    »Das genügt uns schon. Wir werden ihn finden.«
    Es kostete uns nicht mehr als einen kurzen Besuch bei der Verwaltung der großen Taxi-Gesellschaft, und wir hatten Namen und Anschrift des Fahrers auf einem Zettel stehen. Die Uhr zeigte bereits auf halb sechs Uhr abends, als wir an seiner Tür klingelten.
    Eine Frau in den Vierzigern öffnete uns. Wir sagten, wir wären Reporter und möchten gern ihren Mann sprechen.
    Wir wurden in eine Wohnküche geführt, wo ein untersetzter Mann an einem Eßtisch saß und gewaltige Portionen von gebratenem Schinken in sich hineinschaufelte. Er trug eine kurze Lederjacke. An der rechten Brusttasche baumelte die Plakette mit seiner Taxinummer »Motor Cab Driver 3302«.
    Phil wiederholte das Märchen von unserer Reportertätigkeit. Der Mann nickte, deutete auf zwei Stühle und brummte, ohne in seiner Mahlzeit zu stoppen:
    »Setzt euch, Boys! Was kann ich für euch tun?«
    »Sie hatten gestern nacht Dienst?« fragte ich.
    Mit vollen Backen kauend, nickte er. »Können Sie sich erinnern, daß Sie gegen halb zwölf aus einem Lokal in der vierzehnten Straße einen Mann abgeholt haben, der ein bißchen angeheitert war?«
    »Hähä! Ein bißchen angeheitert ist gut! Er hatte ganz schön einen weg. Schlagseite wechselnd nach Steuerbord und Backbord mit manchmal dreißig Grad. Es war ein Wunder, daß er so wenig Theater
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