Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0163 - Der Hexenhenker

0163 - Der Hexenhenker

Titel: 0163 - Der Hexenhenker
Autoren: Wilfried Antonius Hary
Vom Netzwerk:
Zamorra. Sie standen in der Lichtinsel, und ringsum war die Schenke. Aber James Withe konnte durch dip Mauern der Herberge sehen, wenn er es nur wollte. Draußen befand sich kein Mensch. Sein Blick ging weiter, zum Marktplatz.
    Ich muß es schaffen, hämmerten seine neuentstandenen Gedanken, und er begriff, daß Zamorra bei ihm war und ihn steuerte. Eben war sein Gehirn noch leer gewesen, aber er hatte den Geist des Parapsychologen aufgenommen.
    Nur bis zum Marktplatz ging sein Blick. Der Platz hatte sich verändert. Da war der Kopf der Hexe, der über dem Brunnen hing und kreischend lachte. Die Häuser hatten sich ebenfalls verwandelt. Sie waren zu Kerkern und Folterkammern der Inquisition geworden, zu sogenannten Heiligen Häusern.
    Das Bild wurde verschwommen. Dann senkte sich Dunkelheit auf James Withe. Er hörte keuchenden Atem.
    »öffnen Sie Ihr Bewußtsein ganz«, flüsterte eine vertraute Stimme.
    Er wollte antworten, aber das ging nicht. Stattdessen stierte er in die Dunkelheit. Purpurne Kreise entstanden im Nichts, wurden zu wirbelnden Feuerrädern die sich bedrohlich näherten.
    »Zamorra!«
    »Sie können jetzt nicht sprechen, Withe. Versuchen Sie es nur mit Ihren Gedanken. Die Kraft des Amuletts lähmt Sie, aber Sie werden es schaffen.«
    »Meine Vergangenheit, meine Jugend, meine Kindheit und das Heute«, murmelte eine Stimme. Es war seine eigene. Sie machte sich selbständig.
    Ein Gesicht. Die, Mutter. Seit zehn Jahren lebte sie nicht mehr. Immer hatte sie sich um ihn gekümmert, denn der Vater hatte nur wenig Zeit für seinen Sohn. Ständig war er unterwegs, jagte von einem Termin zum anderen.
    Die Mutter beugte sich lächelnd über ihn. Es war klein, lag in einer Wiege. Alles um ihn herum war weich und warm und freundlich. Die Mutter streichelte über seinen Kopf. Oh, das tat gut.
    Die Szene verschwand. Rasend schnell wie ein Zeitrafferfilm ging seine Kindheit vorüber.
    Ein Schlüsselerlebnis. Bert hatte ihn beleidigt und ihn der Lächerlichkeit preisgegeben. Wie alt war er jetzt? Zehn Jahre. Bert war größer, älter und stärker als Jim.
    »Angeber!« sagte er ihm ins Gesicht und rempelte ihn an. Jim stolperte und fiel rücklings zu Boden. Die anderen beugten sich über ihn und lachten ihn aus. Nein, er war kein Angeber. Wie hatte der Streit bloß angefangen? Bert wollte wissen, wer der Bessere war. Soziologie. Gruppenverhalten. Verdammt, woher kenne ich diesen Begriff? Ich bin doch erst zehn, und Bert treibt es auf die Spitze. Bisher hat er sich zurückgehalten. Er profiliert sich gern anderen gegenüber, will immer der Dominierende sein. Später brach er sein Studium ab und ging in die Firma seines Vaters. Schon jetzt ist er erfolgreicher als sein alter Herr. Der wird die Firma zu einem Konzern, zu einem mächtigen Konzern werden lassen, wenn er so weitermacht. Denn er ist erst am Anfang.
    Nein, verflucht, ich darf nicht die Zeiten durcheinanderbringen, denn jetzt bin ich erst mal zehn Jahre alt. Oh, wie ich diesen Bert hasse. Diese zynische Visage. Ich hasse dich, Bert, hörst du? Nein, du kannst meine Gedanken nicht hören. Ich liege am Boden und sehe nur noch Bert. Dieser verdammte Bursche. Was bildet er sich überhaupt ein? Bisher hatte er Respekt vor mir. Ich verstehe es gut, mich aus allem Streit herauszuhalten. Damit bleibt man irgendwie tabu, aber auch ein Außenseiter. Eine Rolle, die mir besser schmeckt als soziale Machtkämpfe in der Gruppe.
    Bert, du sollst es büßen. Ich liege da und zittere vor Wut. Büßen Sollst du, und alle müssen wissen, daß sie das mit mir nicht machen könnet.
    Mein Gott, was ist mit Bert? Warum liegt er am Boden und rührt sich nicht? Was ist geschehen? Eben stand er noch grinsend über mir. Ein Stück Erinnerung fehlt. Was habe ich getan? Es ist wie ein schlummernder Tiger, der kurz erwachte und mit seiner mächtigen Pranke züschlug. Bert war das Opfer. Der Tiger schlummert wieder, aber Bert ist…
    Ein Arzt, sonst stirbt er!
    Die Bilder rasten weiter. Es gab noch mehr von diesen Erlebnissen. Immer wieder setzte James Withe unbewußt seine verborgenen Fähigkeiten ein. Nie geschah es in einer positiven Situation.
    Die Stimme von Zamorra flüsterte: »Kannst du dich erkennen, James Withe? Die Magie deines Ichs ist zwar noch nicht völlig moduliert, aber sie hat bereits ein Grundprogramm. Immer dann erwachte sie, wenn es darum ging, für dich einen Vorteil zu schaffen. Genauso wie bei Lydia. Du hast dich schmollend zurückgezogen und hast deine
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher