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0161 - Zuletzt wimmern sie alle

0161 - Zuletzt wimmern sie alle

Titel: 0161 - Zuletzt wimmern sie alle
Autoren: Zuletzt wimmern sie alle (2 of 2)
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führen. Es ging ein paar Niedergänge hinab, ein paar schmale Gänge entlang, und schließlich zeigte der Offizier auf eine Tür.
    Ich klopfte.
    »Wer ist da?« fragte eine weibliche Stimme.
    »Amerikanischer Zoll«, sagte ich. »öffnen Sie!«
    »Die Tür ist offen! Kommen Sie herein!«
    Ich drückte die Tür nach innen auf und trat über die Schwelle.
    Wir befanden uns in einer Kajüte der ersten Klasse. Statt der Bullaugen gab es fast eine Art Fenster, die nicht sehr hoch, aber ziemlich breit waren. Wenige Schritte vor dem Fenster stand die Schwester von Raila Sheers. Sie trug ein hautenges Hauskleid und brachte schnell ihre rechte Hand hinter ihrem Rücken hervor.
    Sie hielt eine kleine Damenpistole in der Hand. Eins von diesen Dingern, die wie Spielzeuge aussehen und doch absolut ausreichen, um Menschen zu töten.
    »Keinen Schritt weiter!« warnte sie.
    Wir blieben stehen. Erst jetzt entdeckte ich den Mann, der genau hinter ihr stand.
    »Ich glaube nicht, daß die Herren vom Zoll sind, nicht wahr, Mister Cotton?« sagte der Mann.
    Es war die Stimme, die ich in dieser Nacht schon einmal gehört hatte.
    »No, Mister Poores«, sagte ich ernst. »Wir sind vom FBI. Und da wir uns noch innerhalb der amerikanischen Hoheitsgewässer befinden, kann ich Ihnen folgendes sagen: Sie sind verhaftet! Der Haftbefehl wird Ihnen an Land vorgelegt werden. Miß Sheers ebenfalls. Ich mache Sie darauf aufmerksam, Sie beide, daß alles, was Sie von jetzt ab tun oder sagen, gegen Sie verwendet werden kann.«
    »Mit welchem Recht wollen Sie uns verhaften?« fragte das Mädchen.
    Ihr starres Gesicht verriet nicht die leiseste Gemütsbewegung.
    »Die Anklage lautet auf Anstiftung und Mitwisserschaft zu Mord in mehreren Fällen, Mädchenhandel, Menschenraub und Bandenverbrechen.«
    Einen Augenblick war es totenstill. Dann sagte das Mädchen ruhig: »George, spring durch das Fenster!«
    Ich duckte mich und sprang gleichzeitig vor. Aber Poores war schneller.
    Mit einem einzigen Hechtsprung jagte er durch das Fenster, das ein Schiebefenster war und dessen rechter Flügel offenstand. Leider merkten wir es erst in dem Augenblick, da Poores sprang.
    Das Mädchen schoß, und die Kugel ratschte mir ein Stück Stoff aus dem linken Ärmel. Dann war ich bei ihr.
    Sie biß mir in die Hand. Ich riß ihr den Kopf zurück und schlug auf ihren Arm. Mit einem spitzen Schrei ließ sie die Pistole fallen. In diesem gleichen Augenblick gellte draußen ein unmenschlicher Schrei auf.
    Phil sprang ans Fenster. Als er den Kopf zurückzog, war er kreidebleich. Er fuhr sich mit der Zungenspitze über die Lippen.
    Das Mädchen sah ihn an. Sie war kreidebleich. Auch Phil war sehr blaß, als er leise sagte: »Genau hier drunter liegt das Schnellboot der Coast Guard. Die Höhe bis hier herauf muß ungefähr acht Meter betragen…«
    Poores hatte die Wirbelsäule zweimal gebrochen. Er stöhnte und schrie abwechselnd während der ganzen Rückfahrt.
    Im Heck des Schnellbootes drängten sich sechs junge, ziemlich hübsche und völlig verstörte junge Mädchen. Poores’ letztes Geschäft…
    Jeane Sheers bekam abwechselnd Tobsuchtsanfälle und Augenblicke von apathischer Teilnahmslosigkeit. Manchmal mußten Phil und ich sie mit allen Kräften halten, um sie daran zu hindern, mit ihren Handschellen über Bord zu springen.
    McPhillis hatte ein hartes Gesicht. Als Jeane Sheers der Abwechslung halber einmal ihn anschrie, sah er sie kühl an, spuckte an ihr vorbei ins Wasser und drehte ihr wortlos den Rücken zu.
    ENDE des Zweiteilers
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