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0160 - Der Spiegel des Grauens

Titel: 0160 - Der Spiegel des Grauens
Autoren: Unbekannt
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der eigenen Kraft nicht mehr Herr, und schoß irgendwo weit hinten zwischen den Hügeln zu Boden.
    Von Karl war nichts mehr zu sehen. Die Hornschrecken hatten ihre Wanderung wieder aufgenommen. Dem Kasten, den Karl getragen und den er fallen gelassen hatte, schenkten sie keine Beachtung. Von oben her kam leises Surren. Mechanisch, seiner Umgebung kaum bewußt, hob Joel den Kopf. In seinem Blickfeld erschien ein Paar langer, dürrer Beine, darüber ein hagerer, hoch aufgeschossener Kopf - und schließlich Pitter Laurensens schmaler, hochstirniger Gelehrtenschädel.
    Neben Joel hielt Pitter an. Er hatte seine Tragschraube jetzt wieder in der Gewalt. „Ich habe ...", stotterte er, „ ... alles mit angesehen. Es ... Ich kann Ihnen nicht sagen ... wie leid es mir tut. Ich ... wußte nicht...!" Joel sah ihn an.
    „Halten Sie den Mund, Sie alter Narr!" sagte er aufgebracht.
    Dann schwenkte er die flexible Achse der Tragschraube und stieß auf den Boden hinunter.
    Ohne von den Hornschrecken beachtet zu werden, nahm er Karls Kasten auf. Die Geräte waren zu wertvoll, als daß er sie hier liegenlassen wollte. In raschem Flug kehrte er danach zu seinen Leuten zurück.
    „Weiter!" schrie Joel so laut, daß ihn jeder hören konnte. „Und von jetzt an wird zusammengeblieben."
    Er selbst setzte sich wieder an die Spitze. Er hatte keine Lust zu reden. Er wußte, daß sie eine Erklärung von ihm haben wollten, aber er würde sie ihnen später geben. Sie würden sie natürlich nicht verstehen. Niemand verstand so etwas, außer Pitter Laurensen vielleicht, der nahe genug am Feind gewesen war.
    Jetzt auf jeden Fall wollte Joel allein sein.
    Er war es auch eine Zeitlang. Dann hörte er neben sich plötzlich das Rauschen einer anderen Tragschraube. Er drehte sich zur Seite und sah Barbara Spencer, die zu ihm aufgeschlossen hatte. Sie betrachtete ihn aus halb geschlossenen Augen - prüfend und mißtrauisch, als wollte sie den Sitz seiner Montur begutachten.
    Dann sagte sie so leise, daß er es gerade noch hören konnte: „Das haben Sie fein gemacht, Sie Muster an Tapferkeit und Einfallsreichtum !"
    Ein paar Minuten später waren sie mitten im Hügelgelände. Joey Peters, der das Land hinter ihnen auch während des Fluges mit seinen Instrumenten beobachtete, hatte in der Nähe des verlassenen Raumbootes noch keine verdächtige Bewegung feststellen können.
    Allzu viele Hornschrecken konnte es in dieser Gegend nicht geben, bedeutete das. Joel wurde nachdenklich. Auch Hornschrecken brauchten irgendeine Art von Nahrung. Sie konnten zwar, wie behauptet wurde, nacktes Felsgestein fressen und den Granit in Körperenergie umwandeln. Aber hier kamen sie nicht einmal mehr an Granit heran. Er war unter der Molkex-Masse verborgen.
    Außerdem erinnerte er sich daran, wie müde ihm die Gruppe Hornschrecken vorgekommen war, die Karl Halbein getötet hatte. Waren die Hornschrecken auf Zannmalon am Aussterben?
    Über den Lebenszyklus der Hornschrecken war wenig bekannt. Sie entstanden aus Eiern. Das und ihre raupenähnliche Körperform suggerierten förmlich, daß sie nur ein Übergangsstadium im Lebensprozeß eines Tieres seien, das sich in einer Reihe von Metamorphosen entwickelte - wie etwa die Raupen der terranischen Schmetterlinge. Ein schlüssiger Beweis für diese aus vergleichenden Betrachtungen entstandene Thoerie war bislang noch nicht gefunden worden.
    Joel Carso vergaß ein wenig von seinem Kummer um Karl Halbein, als er gewahr wurde, daß sie gerade in dem Augenblick auf Zannmalon gelandet sein mochten, in dem die Hornschrecken den entscheidenden Schritt von ihrer Art der Existenz zum nächsten Stadium des Lebenszyklus taten.
    Anzeichen dafür hatten sie bisher allerdings keine gefunden. Die Molkex-Masse war ein Exkrement der Raupen, nicht das Resultat einer Metamorphose. Und außer Molkex hatten sie noch nichts zu sehen bekommen. Bei der Fülle von Hornschrecken, die die Besatzung der EXPLORER-3218 beobachtet hatte, wäre zu erwarten gewesen, daß die Produkte der Umwandlung überall zu finden seien.
    Joel machte sich darum keine Sorgen. Welch winzigen Bruchteil der Planetenoberfläche hatten sie bisher untersucht? Hatte er nicht selbst Harney Creeser klarzumachen versucht, daß sie mit einem schnellen Erfolg auf Zannmalon nicht rechnen durften?
    Er gab sich Mühe, topographische Einzelheiten des Hügelgeländes zu studieren und sie mit den Berichten der EXPLORER-Mannschaft zu vergleichen. Der Erfolg, den er dabei hatte, war gleich
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