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016 - Herrin der Woelfe

016 - Herrin der Woelfe

Titel: 016 - Herrin der Woelfe
Autoren: Hugh Walker
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die ich liebe. Auf seine Art ist er mit den Wölfen verwandt. Er ist ein Hund – stumm und treu. Er würde für mich töten.«
    Das Mädchen war nicht sicher, ob Woiews Worte eine Drohung enthielten, aber sie fühlte plötzlich wieder deutlich, dass sie eine Gefangene war.
    »Gute Nacht«, sagte Woiew und ließ die Tür offen, als er den Raum verließ.
     

     
    Der Rote steckte den Kopf herein, und es schien ihr, als sähe er sie fragend an – ohne eine Spur jener Wildheit, von der Woiew gesprochen hatte. War in Woiews Augen etwas Animalisches, so glaubte sie in denen Cuons etwas Menschliches zu entdecken.
    Eines verwirrte sie so sehr wie das andere.
    Sie winkte dem Wolf beruhigend zu. Es war eine instinktive Geste – als wollte sie sagen: Keine Angst, mein Freund, es ist nichts geschehen, was uns beide wirklich aus der Ruhe bringen könnte.
    Der fragende Ausdruck verschwand aus den Augen des Roten. Sie hörte, wie er sich vor der Tür niederließ.
    Ihr Kopf war voller beunruhigender Gedanken. Es gab tausend neue, beängstigende unbeantwortbare Fragen.
    Seufzend sank sie auf die Kissen zurück. Übergangslos kam ihr in den Sinn, dass sie allein war.
    Die Umrisse des Zimmers verschwammen, als sich ihre Augen mit Tränen füllten.
     

     
    Das Knurren klang bedrohlich – war erfüllt von der Ekstase des Jägers, der seine Beute stellt und zum Sprung ansetzt.
    Eine Fontäne von Blut schoss wie der Strahl eines Geisirs in die Höhe und füllte ihre Nase, ihre Augen, ihren Mund mit einem Schwall heißen, rasch verlöschenden Lebens.
    Schreiend fuhr sie hoch.
    Cuon stand vor ihrem Lager – knurrend, aber es lag keine Drohung in seiner Haltung.
    Sie presste die Hände an ihr Gesicht. Es war klebrig feucht.
    Erschrocken fuhr sie zurück und starrte auf ihre Handflächen.
    Es war nur Schweiß. Sie blickte an sich hinab. Kein Blut.
    Der Traum war deutlicher geworden seit dem letzten Mal.
    Fast glaubte sie, den faden Geschmack von Blut auf der Zunge zu spürten. Ekel würgte sie einen Augenblick.
    Dann hörte sie Schritte, die sich der Tür näherten. Jetzt erst nahm sie die Helligkeit wahr, die durch einen Spalt der schweren Vorhänge fiel.
    Die Lampe brannte noch. Sie musste einfach eingeschlafen sein, so angezogen wie sie war.
    Kräftiges Pochen an der Tür und Woiews laute Stimme ließen sie halb hochfahren.
    »Fräulein Lemar! Alles in Ordnung?«
    »Ja«, erwiderte sie kraftlos. Sie war dankbar, dass er nicht einfach hereingestürmt kam.
    »Es war nur der Traum«, erklärte sie.
    »Wo ist Cuon?«
    »Hier, bei mir.«
    »Überflüssige Frage«, hörte sie ihn brummen, als er sich entfernte.
    Sie lächelte unwillkürlich. Rasch stand sie auf und zog die Vorhänge zur Seite. Das helle Tageslicht ließ alles normal und nüchtern erscheinen. Auf dem Weg zur Tür griff sie nach Cuon. Er wich ihrer Hand aus, ohne Furcht oder Feindseligkeit, was sie daran erinnerte, dass er kein zahmes Tier war und dass ihn etwas mit ihr verbinden musste, das außerhalb der üblichen Mensch-Tier-Beziehung lag.
    Während sie sich im Badezimmer wusch, hörte sie jemanden in der Küche rumoren. Auf dem Rückweg sah sie, dass es Alexis war. Er begrüßte sie höflich und stellte ein verführerisch duftendes Frühstück auf den Bibliothekstisch.
    »Sie fahren mit Karel in die Stadt«, verkündete er. »Seien Sie in einer halben Stunde fertig.«
    »Danke, Alexis«, erwiderte sie überschwänglich. »Gestern haben Sie mich den Wölfen vorgeworfen, heute verwöhnen Sie mich.«
    Aber Alexis gab keine Antwort. Er stapfte aus dem Haus, und sie hörte, wie er draußen in der fremden Sprache mit den Wölfen redete.
    Der heiße, schwarze Kaffee, vertrieb den letzten Rest von Benommenheit. Hungrig aß sie von dem Brot und Schinken.
    Sie bot auch Cuon davon an, doch er lehnte ab.
    Als sie mit dem Frühstück fertig war, erschien Woiew. Er hatte den Wagen aus der Garage gefahren und drängte sie, einzusteigen. Er schien es eilig zu haben.
    Doch Cuon verzögerte die Abfahrt. Er lief neben dem Mädchen her auf den Wagen zu. Woiew schien aber nicht die Absicht zu haben, ihn mitzunehmen. Er rief dem Wolf etwas zu, woraufhin der Rote ihn nur anstarrte. Auch ein scharfer Befehl ließ ihn nicht von Thanias Seite weichen.
    Als Woiew wütend auf ihn zuging, änderte sich die Haltung des Tieres schlagartig. Es fletschte die Zähne und knurrte bedrohlich. Der Mann ließ sich nicht beeindrucken.
    Mit geballten Fäusten kam er näher.
    Thania sah, wie der Wolf sich zum
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