Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
016 - Das Dämonenauge

016 - Das Dämonenauge

Titel: 016 - Das Dämonenauge
Autoren: Dämonenkiller
Vom Netzwerk:
doch der Aufstand dauerte zu lange. Er zog sich zur Mama-loi Jorubina in die Berge zurück, und da kam es zu einer für sein späteres Leben entscheidenden Begegnung. Er lernte Valiora kennen. Sie war sechzehn Jahre alt. Ein bildhübsches Mädchen mit üppigen, festen Brüsten und langen Beinen. Valis Vater war ein reicher französischer Plantagenbesitzer und ihre Mutter eine Farbige, die auf Haiti geboren war.
    Vali war von der Jorubina erzogen worden und verfügte über verborgene magische Kräfte. Zu ihrer körperlichen Schönheit gesellte sich außergewöhnliche Intelligenz. Vielen der Schwarzen war das Mädchen unheimlich. Valis Grausamkeit war bekannt und berüchtigt.
    Asmodi beobachtete sie. Vali war genau die Partnerin, die er brauchte. Nach wenigen Tagen war sie seine Geliebte. In ihren Armen fand er eine nie gekannte Zufriedenheit. Für ihn war es klar, daß er sich nie mehr von ihr trennen würde. Er weckte ihre schlummernden Kräfte und weihte sie in seine Pläne ein, berichtete ihr über die Schwarze Familie und verriet ihr, daß er deren Oberhaupt war. Mit Valis Hilfe wollte er seine Macht ausbauen.
    Sie war von dieser Idee begeistert. Willig ließ sie sich von Asmodi lenken, der sie zu immer größeren Grausamkeiten antrieb. Im Kampf gegen die Weißen kämpfte sie immer an erster Stelle. Was noch sanft an ihr gewesen war, verlor sie in diesen Wochen. Dann kam der Zeitpunkt, an dem Asmodi die Insel verlassen mußte. Er wollte nach Europa, wo er dringend gebraucht wurde. Am Tag seiner Abreise feierte er Hochzeit mit Valiora. Die Mama-loi Jorubina traute sie in einer unheimlichen Zeremonie. Es war eine Nacht, wie geschaffen für eine Dämonenhochzeit. Der Himmel war schwarz, und ununterbrochen zuckten Blitze durch die Nacht.
    Nur einige der engsten Vertrauten Asmodis nahmen an den Festlichkeiten teil. Nach Dämonensitte mußte er der Braut einen Teil seines Körpers überlassen, der untrennbar mit dem ihren verbunden wurde. Er wollte ihr sein linkes Auge geben.
    Die Gäste zogen sich in eine Hütte zurück, nur die Alte blieb bei Asmodi und Vali. Sie wandte ihnen den Rücken zu und murmelte die Zauberformeln.
    Asmodi hielt Valis Hände in den seinen. Er mußte seine ganze Kraft aufbieten, um den Tausch der Augen zu bewerkstelligen. Doch es gelang.
    »Wir sind jetzt eins«, sagte er. »Untrennbar verbunden bis zu unserem Ende. Einige meiner Kräfte sind auf dich übergegangen. Ich werde immer mit dir in Verbindung treten können und durch das Auge alles sehen. Du kannst so wie ich die Gestalt verändern, und während meiner Abwesenheit wirst du meine Stelle einnehmen.«
    Asmodi schickte die Jorubina zu den Gästen. Er blieb mit Vali vor der Hütte stehen. »Nimm jetzt meine Gestalt an!«
    Vali nickte. Sie schloß die Augen und konzentrierte sich. Ihr Körper zerfloß und wurde zu einem halbdurchsichtigen Etwas, das rasch die Form änderte.
    Es dauerte kaum eine Minute, dann hatte sie Asmodis Gestalt angenommen. Sie war sein genaues Ebenbild. Niemand hätte sie unterscheiden können.
    »Gut gemacht«, lobte er. »Verwandle dich wieder in deine eigene Gestalt!«
    Zufrieden trat er mit Vali in die Hütte ein.
    Am nächsten Morgen verschwand Asmodi, und Vali nahm seine Stelle auf Haiti ein. Niemand merkte den Unterschied. Er konnte sich jederzeit mit ihr in Verbindung setzen und ihr Ratschläge erteilen, egal an welchem Punkt der Erde er sich aufhielt.
    In den folgenden Jahren kehrte er immer wieder für einige Tage nach Haiti zurück. Es gelang ihm, seine Macht innerhalb der Schwarzen Familie so zu festigen, daß niemand seine Herrschaft anzuzweifeln wagte.
    1804 wurde auf Haiti die Unabhängigkeit proklamiert. Asmodi hatte wieder einen Sieg errungen. Er nahm Vali mit und brachte sie auf die Teufelsinsel.
    Die Mama-loi Jorubina wollte nicht, daß Vali die Insel verließ. Sie fürchtete um ihre eigene Macht. Da spielten ihr Vali und Asmodi eine Komödie vor. Asmodi bot ihr an, das Pfand, das er Vali gegeben hatte, bei ihr zu hinterlassen. Sie vollführten eine seltsame Zeremonie, während der eine Imitation des magischen Auges in ein bauchiges Glas gezaubert wurde, das die alte Hexe unter Beschwörungen in die Statue des Schlangengottes einsetzte.
    Bis zu ihrem Ende hatte die alte Zauberin geglaubt, daß sie tatsächlich eines von Asmodis Augen im Besitz hätte und er sie deshalb nicht angreifen könnte.

    Das rote Auge flimmerte nicht mehr. Hunter kehrte in die Gegenwart zurück. Es dauerte einige Sekunden,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher