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0158 - Der Panthermann

0158 - Der Panthermann

Titel: 0158 - Der Panthermann
Autoren: Werner Kurt Giesa
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einem Raubtier, sondern von einem dämonischen Wesen!
    ***
    Raubtierspuren…
    Es war nur ein Gedankenblitz, der plötzlich in Zamorra aufzuckte. Eine Erinnerung. Wie lange mochte es her sein? Ein halbes Jahr? Auch damals war er in Deutschland gewesen, zusammen mit Nicole. Sie waren in eine Parallelwelt versetzt worden - und in die Vergangenheit. Und damals…
    Zamorra entsann sich, was ihnen damals erklärt worden war.
    »Ein Chworch ist ein Panthermann«, hatte der Barde Erlik gesagt. Nicole hob die Brauen, »Ein Wesen wie ein Werwolf, aber nicht als Wolf, sondern als Panther?«
    Erlik schüttelte den Kopf.
    »Anders, Mademoiselle, ganz anders. Ein Wer-Mensch ist abhängig von bestimmten magischen Konstellationen. Nur zur Zeit des Vollmondes vermag er sich in seine dämonische Gestalt zu verwandeln, sonst nicht. Ein Chworch aber schafft es zu jeder Tages- und Nachtzeit, vom Menschen zum Panther zu werden. Das macht ihn so gefährlich. Gott sei Dank gibt es nur noch wenige von dieser Sorte. Vor einer halben Million Jahre sollen sie einen Teil der Welt regiert haben.«
    Das waren damals die Worte des Hellebers gewesen. Zamorra entsann sich jetzt wieder. [1] Aber - konnte es wirklich sein? Das Reich und die Festung Helleb existierten in einer Parallelwelt, so zumindest glaubte Zamorra es begriffen zu haben, und demzufolge mußten auch die Chworchs in diese Parallelwelt gehören. Wie sollte so eine Bestie die Barriere zwischen den Dimensionen überbrückt haben?
    Ein Panthermann… Magie… Raubtierspuren… blutleere Körper… ?
    Darüber, auf welche Weise die Chworchs ihre Opfer töteten und sich an ihnen delektierten, hatte ihm Erlik nichts verraten. Vielleicht wußte er es selbst nicht, denn in der Helleb-Zeit gehörten die Chworchs bereits zu den Seltenheiten.
    Zamorra überlegte, ob es sinnvoll war, über das Amulett in die Vergangenheit zu schauen und die Ereignisse zu rekonstruieren. Es bedeutete eine gewaltige, geistige Kraftanstrengung, wenngleich auch das Amulett seine parapsychischen Energien verstärkte. Aber Zamorra setzte seine Fähigkeiten nur selten ein. Er wußte, welche Kraft er damit verbrauchte.
    Ein Schwarzer Magier hatte es einfacher. Er kannte keine ethischen Grenzen, die ihm ihr unerbittliches Stopp zuriefen, und war in der Lage, durch Blutopfer seine Kräfte zu regenerieren. Einem Weißen Magier war dies nicht möglich. Weiße Magie war niemals in der Lage, echtem Leben zu schaden, eine solche Methode von der Natur der Magie und der Natur des Magiers her unmöglich. Ein Weißer Magier befand sich damit seinem Gegner gegenüber stets im Nachteil, weil er seine verbrauchten Kräfte aus sich selbst regenerieren mußte.
    Zamorra war ein Meister der Weißen Magie, aber diese Magie setzte auch ihm ihre Grenzen. Oftmals hatte er sich schon bis an die Grenze des Todes verausgabt, und er versuchte seine Kräfte nach Möglichkeit zu schonen, um im Ernstfall gewappnet zu sein. Auch das verstärkende Amulett war nicht allmächtig.
    Deshalb zögerte Zamorra.
    Plötzlich tippte ihm Bill auf die Schulter. »Hörst du nichts?« erkundigte er sich.
    Jetzt erst vernahm Zamorra das Geräusch. Es klang, als donnere ein Panzer durch die Heidelandschaft. Aber soweit Zamorra sich erinnerte, befand sich das für Privatpersonen gesperrte Übungsgelände der Bundeswehr über zwanzig Kilometer entfernt im Südwesten.
    Was war es, was sich da näherte?
    Plötzlich schob es sich um eine Waldecke.
    Dröhnend lachte Zamorra auf. »Das darf doch nicht wahr sein«, schrie er. »Und so etwas schimpft sich Auto?«
    Ein riesiger Cadillac schob sich durch das Gelände, und er kam mit seinem Geräuschorkan direkt auf die beiden Männer und die Leichen zu. Ein mausgrauer Mercedes folgte.
    »Komm, wir schließen eine Wette ab«, rief Zamorra, immer noch lachend über das Gottvertrauen des Fahrers in seinen superlauten, uralten Wagen. »Das ist die Polizei!«
    ***
    »Der Knabe spinnt wohl ein wenig«, brummte Kommissar Westkamp, als er sah, wie der riesige Cadillac plötzlich von der Straße abbog und querfeldein durch die Heide humpelte. »Los, Brenner, hinterher!«
    Der Beamte am Lenkrad, wie Eisenmann und Westkamp in Zivil, folgte der Aufforderung. Vor ihnen dröhnte der Auspuff des Ami-Kreuzers. »Seinen Schalldämpfertopf dürfte er auch mal erneuern. Ich glaube, beim TÜV bekommt er Schwierigkeiten…«
    Die straffe Federung des Dienst-Mercedes gab die Bodenunebenheiten fast ungedämpft an die Fahrzeuginsassen weiter.
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