Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0158 - Der Panthermann

0158 - Der Panthermann

Titel: 0158 - Der Panthermann
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
waren beim Wagen geblieben und unterhielten sich über den Leichtsinn, mit dem beide Männer losgezogen waren. Immerhin hatte Bill noch die Pistole mitgenommen, aber was bedeutete eine Handfeuerwaffe schon gegen einen angreifenden Löwen oder Panther? Wenn man ihn nicht mit dem ersten Schuß richtig traf, verdaute der die winzige Kugel nahezu mühelos. Beide waren weit genug in der Welt herumgekommen, um die Gefährlichkeit von Raubtieren genügend einschätzen zu können, und beide wunderten sich deshalb, wieso sowohl Zamorra als auch Nicole dieses Risiko eingingen.
    Ein aus einem Zirkus ausgebrochenes Raubtier war eine gehetzte Bestie, die mit Menschen wahrscheinlich nur schlechte Erfahrungen gemacht hatte und sie daher angreifen würde.
    Plötzlich glaubte Nicole das Fauchen oder Knurren des Raubtiers zu hören und fuhr erschrocken zusammen, aber im nächsten Moment erkannte sie das Geräusch als das eines Motorrades. Eine PS-starke BMW donnerte heran, auf der ein Fahrer in schwarzer Lederkleidung saß. Als er den weißen Granada 2,81 sah, drosselte er sein Tempo und blieb schließlich neben dem Wagen stehen. Er klappte das Visier seines Helmes auf, und die beiden Mädchen sahen ein junges Gesicht mit nahezu weichen Zügen. Die Augenpartie lag im Schatten und war nicht zu sehen.
    »Panne?« fragte er über das Geräusch der im Leerlauf blubbernden Maschine hinweg. Es war immerhin ungewöhnlich, daß am frühen Vormittag ein Wagen am Straßenrand stand, hier in dieser abgelegenen Gegend, und zwei junge Damen im Freien standen.
    Langsam schob sich der Ledergekleidete mit seiner BMW um den Wagen herum. Auf seinem Helm prangte das Bild eines springenden Panthers. Unwillkürlich lächelte Nicole.
    »Nein, danke der Nachfrage«, rief sie zurück. »Wir machen nur eine kleine Pause.«
    »All right«, brummte der Boy auf dem Feuerstuhl. Plötzlich glaubte Nicole ihn zusammenzucken zu sehen. Ein Lichtreflex zuckte auf. Sie folgte seinem Blick; er betrachtete sekundenlang den Straßenrand. Dann aber hob er die Hand. »Tschüß, vielleicht sehen wir uns irgendwann mal wieder«, rief er und röhrte los.
    Nicole aber fröstelte plötzlich. Lange genug hatte sie an der Seite Zamorras gegen die Mächte der Finsternis gekämpft, um auch winzige Zeichen erkennen und deuten zu können.
    Menschenaugen, die das Sonnenlicht wie Diamanten reflektierten, gab es die?
    Sie sah zum Straßenrand und versuchte vergeblich, die Raubtierspuren zu erkennen. Die hatten sich plötzlich aufgelöst, waren einfach verschwunden!
    Es gab sie nicht mehr!
    Nur noch die Abdrücke der beiden Männer, die in der Raubtierspur gelaufen waren, konnte sie erkennen!
    »Manu«, fragte sie leise, »hast du dir die Nummer merken können?«
    »Welche Nummer?« fragte die Studentin verwundert. »Die vom Feuerstuhl?«
    Nicole nickte.
    »Nein, warum?«
    »Ich auch nicht, verflixt«, murmelte Nicole. »Kannst du noch die Raubtierspur sehen?«
    Manuelas suchende Augen weiteten sich entsetzt. »Nein…«
    Das Auftauchen des Motorradfahrers und das Verschwinden der Spur mußten in engem Zusammenhang stehen!
    ***
    Nach einiger Zeit hatte sich Alfred von Truygen bis zur Polizeiwache durchgemogelt. Er schaffte es, eine Parklücke zu erwischen, konnte allerdings nicht verhindern, daß die Wagenschnauze fast einen Meter ins angrenzende Halteverbot ragte. Es hofft der Mensch, so lang er lebt, dachte Alfred; angesichts der Tragweite seiner Meldung würde man ihm diese Missetat vielleicht verzeihen.
    »In der Heide, vielleicht hundert Meter neben der B 209, von hier aus rechts von der Straße, liegen zwischen Oerzen und Rettmer zwei Tote«, sagte er. »Einer besitzt eine Pistole.«
    Der Beamte, der an seinem Schreibtisch saß, sah ungnädig auf. »Erst einmal«, belehrte er den Studenten, »klopft man an, wenn man einen Raum betreten will. Dann wünscht man einen guten Morgen, und anschließend stellt man sich vor.«
    Alfred schluckte.
    »Mein Name ist Westkamp«, sagte der Beamte. »Kommissar Westkamp. Ich leite diese Dienststelle.« Auffordernd sah er Alfred an, der sich jetzt endlich vorstellte.
    »Zwei Tote«, sagte der Kommissar dann und erhob sich. »Sie haben sie gefunden? Sind Sie hundertprozentig sicher?«
    Alfred schilderte sein Erlebnis und das Verhalten des Hundes. Kommissar Westkamp legte die Stirn in Falten. In gewisser Hinsicht ähnelte er Alfred; hager, groß und schwarzhaarig, schmales Gesicht und helle Augen.
    »Und dann sind Sie extra hierher gefahren?« fragte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher