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0156 - König der Druiden

0156 - König der Druiden

Titel: 0156 - König der Druiden
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Drogen, Nikotin noch Alkohol jemals gewesen. Er trank das Bier im »Hanged Fletcher«, weil es ihm schmeckte. Betrunken konnte er aufgrund seines besonderen Stoffwechsels niemals werden.
    Wieder lauschte der Mann, der seinen Beruf mit »Parapsychologe« angab, um in einer Welt, die sich »aufgeklärt« und »vernunftbetont« schimpfte, nicht unangenehm aufzufallen und als Irrer zu gelten, in sich hinein und versuchte ein bestimmtes Gedankenmuster zu erkennen. Pyter hinter seinem Tresen grinste ihn an. »Warum hast du Gwen eigentlich so hart abgefertigt? Du bist doch sonst hinter jeder Schürze her!«
    Gryf war im Dorf wohlbekannt. Häufig hielt er sich hier auf, und niemand wußte, aus welchem Grund. Immerhin gehörte er schon so gut wie zum Dorf und wurde von den Einwohnern voll akzeptiert, die wie alle Waliser grundsätzlich allen Nicht-Einheimischen mit Mißtrauen begegneten. Auf die Engländer waren sie sowieso nicht gut zu sprechen und wünschten sich insgeheim, daß seinerzeit der Llewellyn seinen Aufstand gegen die Herrschaft der Tommys erfolgreich beendet hätte. Das hatte aber nicht geklappt, und der Junior der Queen durfte sich »Prince of Wales« nennen, ob es der Mehrheit der Waliser paßte oder nicht. Sie nahmen im United Kingdom eine ähnliche Stellung ein wie die Bretonen in Frankreich - kein Wunder, da doch Waliser und Bretonen dem gleichen Urvolk entstammten - den Kelten.
    Gryf aber war nie ein Tommy gewesen. Er war Cymru wie die anderen -Waliser, denn Anglesey oder Mona, wie die Insel im Norden von Wales genannt wurde, gehörte zu Wales. Und obwohl Gryf der größte Schürzenjäger der britischen Insel und kein Mädchen vor ihm sicher war, war er mit jedem Bewohner des Dorfes sehr gut befreundet. Sein sympathisches Wesen öffnete ihm überall Tür und Tor, und seine Hilfsbereitschaft kannte keine Grenzen. Gryf war ein Teufelskerl, der sich für seine Freunde bis zum Letzten einsetzte und der umgekehrt die gleiche Gunst erfuhr.
    Seine Feinde waren woanders zu suchen…
    Der Langzahn, auf den er lauerte, gehörte zu jener Kategorie. Gryf hoffte, daß er diesen Nachtvogel in dieser Nacht endlich erwischte. Dann konnte er versuchen, das schmollende Prachtgirl für seine Bemerkung, sie sei eine Professionelle, zu versöhnen.
    Gryf setzte das halbleere Glas ab und sah Pyter in die Augen.
    »Das geht dich einen feuchten Kehricht an, mein Sohn«, erklärte er dem Mann, der um zwanzig Jahre älter war, als Gryf aussah. »Ich habe eine äußerst komplizierte Psyche, verstehst du? Und diese komplizierte Psyche sagt mir, daß ich in dieser Nacht keine Frau in meiner Nähe dulden darf.«
    »Du spinnst«, kommentierte Pyter.
    »Klar«, konterte Gryf. »Jeder spinnt, nur die Tommys nicht! Die spinnen nicht, sie beuten uns nur aus.«
    »Recht hast du«, brummte Pyter und füllte einem anderen Gast das Glas. Er ahnte ebensowenig wie die anderen Einwohner des Dorfes, daß der Mann, der einfach nicht betrunken werden wollte, rund achttausend Jahre oder mehr alt war.
    Plötzlich erstarrte der Achttausendjährige, der so jung aussah. Sein tastender, suchender Geist hatte das Gehirnstrommuster des Langzahnigen erspürt.
    Gryf warf einen großkalibrigen Geldschein auf die Theke, kippte das Restbier auf Ex und wandte sich ab. »Bye, Pyter, muß dringend weg. See you later.«
    »Alligator«, konterte Pyter mechanisch. Gryf hörte es schon nicht mehr Er hatte »The Hanged Fletcher« verlassen. »Der spinnt wirklich«, murmelte der Bartender. »Bloß ist er ein sympathischer Spinner.«
    Gryf orientierte sich. Nebel und Wolken verdeckten den Sternenhimmel, bereiteten ihm aber keine Schwierigkeiten.
    Er wußte jetzt, wo sich der Langzahn befand, dem er seit Tagen auf der Spur war. Und diesmal würde er ihn erwischen!
    ***
    Als die Wolkendecke wieder für Sekunden aufriß, blitzte es vor der Brust des hochgewachsenen, schlanken Mannes ganz kurz silbern auf. Ein Lichtreflex, kaum wahrnehmbar.
    »Vorsicht«, zischte das Mädchen. »Das Amulett reflektiert! Du solltest es abdecken!«
    Der Mann verharrte und sah an sich herunter. Unwillkürlich tastete eine Hand zu der silbernen Scheibe, die an einem dünnen Kettchen vor seiner Brust hing. Dann aber schüttelte er den Kopf.
    »Soll er es ruhig sehen«, murmelte er. »Er schafft es sowieso nicht, uns zu entkommen. Wir haben ihn gleich. Ich kann ihn förmlich riechen.«
    Plötzlich griff er blitzschnell zu und riß das Mädchen in den Schatten des Hauseingangs zurück. Ein flappendes
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