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015 - Der Moloch

015 - Der Moloch

Titel: 015 - Der Moloch
Autoren: Dämonenkiller
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meinte lässig, daß sie im Augenblick – und wahrscheinlich auch später, denn sie sei ja kein Psychiater – nichts für Doris tun könne. Sie bestätigte aber Dorian, daß die Halswunde wahrscheinlich durch Säure verursacht worden war, behauptete jedoch im selben Atemzug, daß Doris sie sich bestimmt selbst zugefügt hätte.
    Parker setzte sich etwas später zu Dorian und Vali und berichtete, daß keiner aus der Mannschaft etwas mit dem Zwischenfall zu tun haben konnte, denn der Smutje und die beiden Matrosen hatten ihre Kojen im Vorschiff ebensowenig verlassen wie der Maschinist den Maschinenraum; das zumindest behaupteten sie – und das Gegenteil war nicht zu beweisen, als Jeff sie mit seinen dürftigen Griechischkenntnissen befragte. Der Steward und der Kapitän hatten dagegen ein Alibi, das jeder bestätigen konnte. Der Kapitän hatte das Ruderhaus nicht verlassen, und der Steward servierte auf der Plicht.
    »Du solltest den Vorfall nicht zu ernst nehmen, Dorian«, meinte Parker mit schwerfälliger Zunge; seine Augen hatten den leicht glasigen Ausdruck eines Beschwipsten. »Pepes Scherz hat sie ganz aus dem Häuschen gebracht. Sie ist durchgedreht. Ehrlich gesagt, sie neigte schon immer leicht zu Hysterie.«
    »Du kennst sie doch erst drei Wochen.«
    Parker kicherte. »Du solltest gar nicht glauben, wie rasch Menschen einander kennenlernen, wenn sie drei Wochen hindurch auf engstem Raum zusammengepfercht sind. Dorian, du hast gar keine Vorstellung davon, wie sehr mir diese ganze Bande auf die Nerven geht.«
    »Du hast einen zuviel über den Durst getrunken.«
    »Klar. Anders lassen sich diese Typen überhaupt nicht ertragen.«
    »Warum gibst du dich dann mit ihnen ab?«
    Parker grinste wieder. »Ist dir nicht aufgefallen, daß sie alle – vornehmlich die Männer – irgendwie mit der Modeindustrie zu tun haben? Geronimo entwirft Stoffmuster, Pepe besitzt eine Boutiquenkette, Adrian ist Modefotograf, Domenico Clerici ist Industrie-Designer. Er hat mal eine originelle Idee für die Verpackung von Spaghetti gehabt. Davon zehrt er nun schon seit zehn Jahren, aber ich bin sicher, daß er auch in anderen Sparten noch gute Ideen aus dem Ärmel schütteln kann.«
    »Irgend etwas braut sich zusammen«, sagte Dorian.
    »Was denn, Junge, was denn?«
    Dorian schwieg. Er prostete einem der Mädchen zu, das ihm schwankend ihr Glas entgegenhielt.
    »Willst du es ihm nicht sagen?« fragte Vali Dorian. »Ich meine, Jeff sollte wissen, woran er ist. Schließlich trägt er das Risiko.«
    »Was soll er mir sagen?« fragte Parker leichthin und tippte ihr mit dem kleinen Finger der Hand, mit der er sein Whiskyglas hielt, gegen die Brust.
    »Morgen, wenn du wieder nüchtern bist, werde ich dir alles erzählen«, versprach Dorian.
    »Willst du behaupten, ich sei besoffen?« regte sich Parker auf.
    Dorian packte ihn am Arm. »Hast du Waffen an Bord?« fragte er, um das Thema zu wechseln.
    »Ja, natürlich«, sagte Parker, als sei es die selbstverständlichste Sache der Welt. »Aber ich bin nicht so verrückt, dich heranzulassen. Ein halbes Dutzend Gewehre, von der Schrotflinte bis zur Elefantenbüchse. Sie sind in meiner Kabine unter Verschluß. Du glaubst also, ich sei besoffen, was? Na, dann werde ich dir zeigen, wie gut ich noch auf den Beinen bin. Geronimo, deine Gitarre!«
    Geronimo, der Indianermischling mit dem maskenhaft ausdruckslosen Gesicht, der sich immer still im Hintergrund hielt, war neben Vali und Dorian noch der einzige Nüchterne.
    »Ja, spiel einen Flamenco, Geronimo!« rief die rassige Rosalia und stampfte mit den Beinen auf. »Olé!«
    »Jetzt kommt Rosis Spezialität«, flüsterte Pepe Montez Dorian vertraulich ins Ohr; sein Atem bestand aus hochprozentigen Alkoholdämpfen.
    Geronimo hatte die Gitarre geholt und stimmte sie. Die anderen Gäste hatten zusammen mit dem Steward den Tisch geräumt. Rosalia Juarez kletterte hinauf. Sie trug ein knöchellanges Frotteekleid. Als Geronimo in die Saiten griff, begann sie zu tanzen. Parker hopste, in die Hände klatschend, um den Tisch herum, was ihn aber nicht lange zufriedenstellte, so daß er kurz entschlossen zu Rosalia hochkletterte. Die anderen gingen begeistert mit, grölten, johlten, jodelten und klatschten, während Parker und Rosi einander wie Stier und Torero umtänzelten. Als Geronimos Rhythmen immer heißer wurden, begann Parker mit ungeschickten Fingern an Rosis Kleid herumzunesteln, trat dabei jedoch neben die Tischplatte und fiel Vali geradewegs auf den
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