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0147 - Ich flog in die Todeswolke

0147 - Ich flog in die Todeswolke

Titel: 0147 - Ich flog in die Todeswolke
Autoren: Jason Dark
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zum Passagierraum zu und drehte den Schlüssel.
    Zwei Offiziere hatte ich als Skelette erlebt. Blieb noch einer übrig.
    Der Kapitän.
    Wo war er?
    »Mr. Brittan!« rief ich.
    Ich hörte ihn nicht. Dafür sah ich ihn. Er hockte in einer Ecke und drehte mir den Rücken zu. Der Nebel war vor meinem Kreuz zurückgewichen und hatte zum großen Teil das Cockpit verlassen.
    Nur noch Reste davon quollen durch die Flugzeughaut.
    Meine Sicht war besser geworden, und ich atmete auf. Ich schaute zwar auf den Rücken des Captains, sah aber zwischen Haaransatz und Kragen das Fleisch des Nackens schimmern.
    Der Nebel schien diesen Mann verschont zu haben.
    Ein Wunder!
    Ich sprach ihn noch einmal an.
    Jack Brittan kam hoch. Langsam, als hätte er große Mühe. Mit beiden Händen stemmte er sich ab.
    Und ebenso langsam drehte er sich um.
    Ich war schon zuvor mißtrauisch geworden, hatte so ein komisches Gefühl gehabt, weil der Captain sich für meinen Geschmack viel zu langsam bewegte, und sah mich nicht getäuscht.
    Jack Brittan befand sich in einem Übergangsstadium. Er schaute mich zwar noch an, aber durch seine Haut schimmerten bereits die weißgelben Knochen…
    ***
    Wir starrten uns an.
    Noch war Leben in seinem Gesicht, noch hatte sich die Kraft des Nebels nicht so weit ausgebreitet, daß sie sämtliche Haut vom Körper ätzen konnte.
    Das Kreuz zuckte in meiner Hand. Sollte ich es ihm entgegenschleudern und ihn damit töten? Aber was geschah danach, wenn Jack Brittan nicht mehr lebte? Dann befand ich mich als einziger Mensch an Bord dieses Flugzeuges und würde irgendwann, wenn der Treibstoff verbraucht war, über dem amerikanischen Festland abstürzen oder abgeschossen werden. Beides würde ich nicht überleben.
    Ich konnte ihn auch nicht am Leben lassen. Er würde versuchen, mich zu töten, denn darauf waren diese Kreaturen geeicht, die keine Seele mehr besaßen.
    Der Nebel hatte sich verzogen. Er konnte die Nähe meines Kreuzes nicht ertragen, und ich sah, daß die Veränderung des Piloten nicht fortgeschritten war.
    Das heißt, er blieb wie er war. An den Wangenknochen war die Haut ein wenig aufgeplatzt. Dort sah ich die Knochen, und auch an den Fingern schien sie mir ziemlich dünn zu sein, vielleicht gab es dennoch eine Rettung.
    Den Versuch mußte ich wagen.
    Ich sprach Brittan an. »Captain, hören Sie mich?«
    Er nickte.
    Schon ein Vorteil. »Können Sie meine Worte auch verstehen?«
    »Ja.« Die Stimme klang zwar gequält, sie hörte sich dennoch normal an. Ich atmete auf. »Möchten Sie, daß ich Ihnen helfe, Brittan?«
    »Bitte.«
    Ich lächelte. Der Captain schien vernünftig zu sein. Der Nebel hatte ihn noch nicht voll erwischt, vielleicht bekamen wir beide noch eine gute Chance.
    Ich hob die rechte Hand mit dem Kruzifix. »Sehen Sie das Kreuz, Mr. Brittan?«
    »Ja.«
    »Haben Sie Angst davor? Fürchten Sie es?« Jetzt war ich auf seine Antwort gespannt.
    Es dauerte etwas, bis er redete. »Ja, ich fürchte es. Nein, eigentlich nicht.« Er widersprach sich.
    Was war zu tun?
    Ich mußte einen Versuch starten. »Nehmen Sie das Kreuz in die Hand, Jack!«
    Er zuckte zurück. »Nein!« Seine Hände fuhren hoch und wischten fahrig über sein Gesicht. Als er sie zurückzog und die Innenflächen betrachtete, waren sie schweißfeucht.
    Der Mann focht einen inneren Kampf mit sich selbst aus. Er wußte nicht genau, ob er das Kreuz nehmen sollte. Klar, der Todesnebel hatte ihn angegriffen, attackiert und war dabei, sein Menschsein zu zerstören, aber der Kapitän dachte noch nach. Sein Fühlen und Handeln war menschlich.
    Deshalb dieser Versuch mit dem Kreuz.
    »Nehmen Sie es!« forderte ich ihn auf. »Los, zögern Sie nicht mehr, Jack!« Ich ging während der Worte auf ihn zu. Zurückweichen konnte er nicht mehr, da er das Cockpit im Rücken spürte.
    Dicht vor seinem Gesicht stand meine Hand mit dem Kreuz. Selbst ich zitterte ein wenig, auch an mir waren die letzten Minuten nicht spurlos vorübergegangen, aber ich mußte es wagen.
    Er hob den Arm. Zögernd öffnete sich seine Hand. Fast war es wie bei Myxin, als der kleine Magier, von Asmodina gedemütigt, das Kreuz nahm und es bei ihm nichts tat.
    Wie würde es bei Brittan reagieren?
    Jetzt befanden sich seine Finger dicht vor dem Kreuz, die Hand war offen, und ich drückte ihm das Kruzifix gegen die Haut.
    Instinktiv schlossen sich seine Finger darum. Er riß die Augen weit auf, der Mund öffnete sich, ein stöhnender Laut drang daraus hervor, ein gewaltiges Zittern
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