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0147 - Der Mann mit dem verbrannten Gesicht

0147 - Der Mann mit dem verbrannten Gesicht

Titel: 0147 - Der Mann mit dem verbrannten Gesicht
Autoren: Der Mann mit dem verbrannten Gesicht
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ich.
    »Nein.« Der Arzt schüttelte den Kopf. »Vielleicht hat Schwester Alma sich daran festgehalten, vielleicht war sie gerade beim Einordnen, als sie überfallen wurde, und riss sie dabei heraus.«
    »Können Sie feststellen, ob etwas fehlt?«, fragte der Lieutenant.
    »Natürlich. Wir haben ein Register sämtlicher Röntgenaufnahmen der letzten 30 Jahre. Ich kann es mit den vorhandenen Bildern vergleichen.«
    »Ich bitte Sie darum, aber warten Sie, bis die Fingerabdruckleute die Umschläge geprüft haben.«
    »Sie brauchen sich die Mühe gar nicht zu machen«, warf ich ein. »Ich weiß jetzt schon, was Sie vermissen werden. Es sind die Röntgenbilder eines gewissen Carter Alfino, der mit einem Schädelbruch im Juni 1929 hier eingeliefert wurde.«
    Crosswing blickte mich aus großen, erstaunten Augen an.
    »Wie kommen Sie darauf, Cotton?«
    »Gerade als Sie weg waren, meldete Mesters vom Archiv, er habe die entsprechende Karte gefunden. Alfino hatte seinerzeit eine Schlägerei, bekam einen Schlag mit der Flasche auf den Kopf und wurde hierher gebracht.«
    Der Lieutenant dachte ein paar Sekunden nach und meinte: »Das würde heißen, dass jemand hierher kam, um die Bilder zu stehlen, die die Identifizierung des Ermordeten ermöglicht hätten. Die Schwester weigerte sich wahrscheinlich, sie ihm zu geben, oder sie wehrte sich dagegen, dass er selbst sie suchte, und da stach er sie nieder.«
    »Genauso hat es sich wahrscheinlich abgespielt.«
    Der junge Arzt hatte kopfschüttelnd zugehört. Dann drehte er sich wortlos um und ging zurück zu seinen Kollegen.
    »Wer hat Ihnen gesagt, dass heute Nacht ein Fremder hier war?«, fragte ich Crosswing.
    »Eine der Schwestern dort drüben. Sie hatte Dienst bis zwölf Uhr und sah einen Mann, den sie nicht kannte, die Treppe hinuntergehen. Sie dachte sich nichts dabei. Es kommt sehr oft und zu jeder Tages- und Nachtzeit vor, dass praktische Ärzte die Röntgenbilder eines ihrer Patienten einsehen wollen, der früher einmal hier in Behandlung war.«
    »Der Nachtportier ist da«, meldete einer der Detectives.
    »Bringen Sie ihn her«, befahl Crosswing.
    Der Mann sah unausgeschlafen, unrasiert und verwirrt aus.
    »Sie hatten gestern Abend Dienst?«
    »Ja, bis 6 Uhr heute Morgen.«
    »Erinnern Sie sich, ob gegen zehn Uhr ein Fremder das Krankenhaus betreten hat?«
    Jetzt erst sah der Mann die Tote und prallte mit einem Laut des Schreckens zurück.
    »Was ist das?«
    »Diese Schwester wurde gestern Abend ermordet«, sagte Crosswing. »Ich habe mich darüber belehren lassen, dass während der Nacht alle Türen mit Ausnahme des Haupteingangs verschlossen bleiben. Der Täter muss also dort herein und damit an Ihrer Loge vorbeigekommen sein.«
    »Ja, es kam ein Fremder, aber er war Arzt. Er stellte sich als Dr. Francis vor und sagte, er brauche sehr dringend das Röntgenbild eines Patienten, der vor drei Monaten hier an der Galle operiert worden sei. Er fragte mich, ob es möglich sei, dieses jetzt zu bekommen. Der Fall sei sehr dringend. Ich ging noch ein Stück mit ihm den Gang hinauf, bis an die Treppe. Es dauerte kaum zehn Minuten, bis er zurückkam, sich bedankte und ging. Ich fragte ihn noch, ob er gefunden habe, was er brauche. Und da meinte er, er habe alles.«
    »Ja, lassen Sie sich denn von Leuten, die am späten Abend mit Wünschen hier ankommen, keinen Ausweis zeigen?«
    »Eigentlich müsste ich das, aber die Herren Ärzte haben gewöhnlich nichts bei sich als einen Rezeptblock, und den kann jeder haben. Wenn ich dann etwas sage, werden sie eklig und drohen mit Beschwerde. Darum frage ich nicht mehr, wenn einer sagt, er wäre Arzt.«
    »Können Sie den Mann beschreiben?«
    »Er war höchstens fünfeinhalb Fuß groß und hatte auffallend breite Schultern. Sein Gesicht habe ich kaum gesehen. Er trug einen breitkrempigen Hut und eine Brille mit breitem Rand. Er kann ungefähr fünfundvierzig Jahre alt gewesen sein. Mehr weiß ich tatsächlich nicht. Wenn ich hätte ahnen können…« Er warf einen scheuen Blick auf die Tote. »Darf ich jetzt gehen? Ich glaube, mir wird schlecht.«
    »Hauen Sie schon ab«, schnauzte Crosswing.
    Der Mann hatte ein Taschentuch herausgerissen, presste es vor den Mund und lief hinaus.
    »Wer könnte das sein, fünfeinhalb Fuß groß, ungefähr fünfundvierzig Jahre, besonders breite Schultern… Eine recht magere Beschreibung, aber vielleicht bekommen wir noch etwas heraus, wenn der Portier sich von dem Schreck erholt hat«, meinte
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