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0142 - Das Geheimnis des Teufelshügels

0142 - Das Geheimnis des Teufelshügels

Titel: 0142 - Das Geheimnis des Teufelshügels
Autoren: A.F. Morland
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Schultern.
    »Vielleicht.«
    Jan Howes stellte sein Whiskyglas auf den kleinen handgeschnitzten Tisch, um den sie saßen. Er blickte auf seine Armbanduhr.
    »Mein Gott«, stieß er hervor, »so spät schon!«
    »Halten wir euch etwa auf?« fragte Zamorra.
    »Wir wollten nach Dublin fahren«, antwortete Howes. »Zuvor möchten wir aber noch einen Friedhofsbesuch machen. Ein guter Freund von mir ist vor einem Monat beerdigt worden. Leukämie. Es ging sehr schnell mit ihm zu Ende. Denken Sie nur, er hatte bis kurz vor seinem Tod keine Ahnung, wie schlimm es um ihn stand. Ich mochte ihn sehr.«
    »Wir kommen gerne ein andermal vorbei«, sagte Zamorra.
    »Wenn Sie möchten, nehmen wir Sie mit nach Dublin«, sagte Howes freundschaftlich.
    Zamorra winkte lächelnd ab.
    »Vielen Dank. Wir sind nach Schottland gekommen, um uns in einer friedlichen, abgelegenen Gegend zu erholen. Die Stadt kann uns keine Erholung bieten.«
    Zu diesem Zeitpunkt ahnte Zamorra noch nicht, was ihm und seiner Freundin bevorstand.
    ***
    Es begann kaum merklich zu dämmern, als Jan Howes den Wagenschlag zuschmetterte. Jody war auf der anderen Seite eingestiegen. Sie warf die Tür mit mehr Gefühl zu. Vielleicht war es die Nähe der Gräber, die sie dazu veranlaßte. Sie wollte die Toten in ihrer Ruhe nicht stören.
    Fröstelnd kam sie um den Wagen herum. Sie trug eine schwarze Wollstola, die sie nun ein wenig hochzog.
    Sie betrat den Friedhof nicht gern. Natürlich wußte sie, wie dumm es von ihr war, sich vor den Toten zu fürchten. Aber was sollte sie dagegen tun? Sie fürchtete sich eben.
    Jan schenkte ihr ein warmes, freundliches Lächeln, als sie zu ihm aufschaute.
    »Wir bleiben nicht lange«, sagte er sanft. Dann nahm er sie um die Mitte. Mit einem weichen Druck des rechten Armes veranlaßte er sie, mit ihm zu gehen.
    Sie schritten durch das schmiedeeiserne Friedhofstor. Das Grau der Dämmerung filterte mehr und mehr das allmählich ersterbende Licht des Tages. Die teilweise schon arg verwitterten Grabsteine warfen keine scharfen Schatten mehr. Sie verschmolzen langsam mit dem trüben Licht, das sich weich über den Gottesacker breitete.
    Wie lange wird es wohl noch dauern, bis auch ich hier liege? dachte das Mädchen wehmütig. Was für ein Nichts sind wir Menschen doch. Wir werden geboren, um zu sterben. Wir sind viel länger tot, als wir leben dürfen. Und zwischen Geburt und Tod müssen wir leiden, verzichten, Schmerzen ertragen… Wozu das alles? Sie fragte sich allen Ernstes, welchen Sinn das Leben eigentlich hatte.
    Jan führte sie indessen an verrosteten Grabkreuzen vorbei. Die Inschriften waren kaum noch zu entziffern. Die Menschen, die hier in der Erde lagen, waren längst vergessen.
    Der Lauf der Welt. Ein sinnloser Lauf, dachte Jody Kingsbury. Sie schmiegte sich enger an Jan. Der Druck seines Armes verstärkte sich. Sie fühlte sich beschützt.
    Inmitten des Dorffriedhofes stand die alte Kirche. Der Turm war genauso verwittert wie die ältesten Grabsteine. Dick und kräftig stützte er den dunkel werdenden Himmel.
    »Dort vorn ist das Grab«, sagte Jan.
    Jody nickte nur. Auf dem aufgeworfenen Hügel lagen einige Kränze, die allmählich verrotteten. Eigentlich hätten sie fortgenommen werden müssen. Sie waren bereits häßlich geworden. Die Inschrift der Marmortafel war golden und gut zu lesen. Auf einem Emaillplättchen war das letzte Foto des Verstorbenen zu sehen. Ein kräftiger junger Mann war er gewesen, mit freundlichen Zügen und warmen, gutmütigen Augen.
    Jan bekreuzigte sich.
    Jody tat das gleiche.
    Ihr Verlobter schüttelte verständnislos den Kopf.
    »Wir haben eine herrliche Zeit miteinander verbracht«, sagte er traurig. »Er war ein prachtvoller Freund.«
    Jody nickte wieder schweigend.
    Plötzlich fühlte sie sich abgelenkt. Sie schauderte. Sie spürte irgend jemandes Nähe. Ohne daß Jan es bemerkte, schaute sie sich um. Düster lagen die Grabreihen da, friedlich und still. Und niemand war zu sehen. Aber es war jemand da. Jody war absolut sicher. Sie wußte nicht, was sie so sicher machte. Es war ein unangenehmes Gefühl, das sie unruhig und mißtrauisch werden ließ.
    Gab es am Ende wirklich so etwas wie einen sechsten Sin, der einen warnte, wenn Gefahr drohte? Die Leute behaupteten das jedenfalls. Es war dem Mädchen, als müßte es vor irgend etwas hier auf diesem kleinen Dorffriedhof Angst haben. Jodys Augen suchten fiebernd nach dem Grund.
    Jan betete für die Seele des toten Freundes. Er murmelte vor sich
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