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0141 - Der hinkende Mörder

0141 - Der hinkende Mörder

Titel: 0141 - Der hinkende Mörder
Autoren: Der hinkende Mörder
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aufgelöst haben. Ich leuchtete die Umgebung ab. Die Bäume und Büsche warfen unheimliche Schatten, und dann machte ich plötzlich ein paar hastige Sprünge.
    Sie lag auf dem Gesicht. Ihr Rock war etwas hochgerutscht, und die Arme waren weit auseinandergebreitet. Sie lag da wie ein Kreuz. Sie trug den hellen Mantel, aber die Kapuze und das Hütchen fehlten. Sie lagen nicht weit davon. Um ihren Hals war ein isolierter Draht geschlungen, ein Draht, wie man ihn zum Legen von Klingelleitungen verwendet. Von der Schläfe floss ein Blutgerinnsel auf die Erde und mischte sich mit dem Regenwasser.
    Mit fliegenden Fingern löste ich den Draht und drehte sie um. Miss Huff war tot. Ich hatte das Gefühl, als blickten ihre blauen Augen mich vorwurfsvoll an. Sie hatte sich darauf verlassen, dass ich sie beschützen würde, und ich hatte versagt.
    Ihr Mörder hatte sie mit irgendetwas, möglicherweise mit einem Stein, bewusstlos geschlagen und dann erdrosselt, ihr Mörder, der vielleicht ,ein eifersüchtiger Liebhaber oder Ehemann war. Und ich, der große G-man Jerry Cotton, hatte keine fünfzehn Meter davon gestanden und nichts gemerkt.
    Ich kniete neben ihr im nassen Gras ünd griff in die-Taschen. Vielleicht fand sich darin ein Hinweis oder wenigstens ein Ausweis. Es gab ein Taschentuch und etwas loses Geld, Kleingeld, keinen Schein. In der anderen Tasche fand ich einen Zettel, auf dem ich den hingekritzelten Namen Camillo Antesi las. Ich steckte ihn ein und war im Begriff, mich aufzurichten, als ein Wagen mit grell aufgeblendeten Scheinwerfern den Weg heraufpreschte.
    Instinktiv wollte ich hinter einem Baumstamm in Deckung gehen, aber da hatte mich der Lichtkeil bereits gefasst. Ich hörte Bremsen quietschen, und ein Suchlicht flammte auf.
    »Was machen Sie da, Mann?« schrie eine Stimme.
    »Sind Sie Polizisten?« fragte ich zurück.
    »Ja, und wir möchten wissen, was Sie da tun!«
    Der Schlag des Autos klappte, und zwei Cops kamen gelaufen, die Kanonen in der Hand.
    »Ich habe soeben eine Tote gefunden«, sagte ich.
    Ich wollte diese Erklärung vorausschicken, damit die beiden gleich im Bilde waren.
    »Was haben Sie da gesagt? Wollen Sie uns zum Besten halten?«
    »Kommen Sie her, und sehen sie selbst«.
    Zwei starke Taschenlampen leuchteten auf, und dann sahen sie, was geschehen war.
    »Du lieber Himmel. Was für eine Schweinerei« murmelte der jüngere der beiden, während sein Kollege, ein Sergeant, mir mit seiner Pistole vor der Nase herumfuchtelte.
    »Hände hoch, mein Junge«, schnauzte er, und da ich sehen konnte, dass er es ernst meinte, gehorchte ich.
    »Ich bin Cotton vom FBI«, sagte ich. »Wenn Sie mir nicht glauben, so holen Sie meine Brieftasche heraus. Da steckt mein Ausweis drin.«
    »Und ich bin Edgar Hoover selbst«, sagte er kalt.
    Er bohrte mir den Lauf seines Schießeisens in den Magen und tastete mich ab. Als er die Smith & Wesson fühlte, pfiff er leise und zog sie heraus.
    »Komm her, du schmutziger Vogel« meinte er. »Das Weitere werden wir auf der Station ausmachen.«
    »Ich sagte Ihnen schon einmal, Sie sollten in meine Brieftasche sehen«, schnauzte ich, denn jetzt war ich ehrlich böse.
    »Den Teufel werde ich. Der Trick ist alt. Wenn du dann mit dem leeren Ding auf der Station ankommst, wirst du sagen, ich hätte dir deine Dollar geklaut.«
    »Ich weiß ja, dass ihr Cops nicht immer mit Intelligenz gesegnet seid, aber dass es solche Narren gibt, hätte ich nicht geglaubt«, sagte ich.
    »Wenn du mich noch einmal ›Cop‹ nennst, so kannst du was erleben«, drohte er
    »Hör auf, Jonny, ärgere dich nicht«, mahnte sei,n Kamerad. »Am besten ist, wenn du hier bleibst, bis die Mordkommission kommt. Ich nehme den Kerl inzwischen mit auf die Wache.«
    Ich sagte kein Wort mehr. Es hatte doch keinen Sinn. Je schneller wir zur Polizeistation kamen, um so eher würde sich das Missverständnis aufklären. Ich konnte es dem mit allen Wassern gewaschenen Sergeanten nicht einmal so sehr übernehmen, wie er sich benahm. Bestimmt hatte er seine Erfahrungen gemacht. Nur als er die Handschellen aus der Tasche holte, hätte ich fast einen Wutanfall bekommen, aber auch das ging vorüber.
    Gute fünf Minuten später waren wir in der 42. Straße gegenüber der Centralstation auf der Wache. Der Cop schob mich vor sich her bis zu dem mir wohlbekannten Raum, in dem gerade Verhaftete registriert wurden, bevor man sie ins Gefängnis sperrte. Der Sergeant hinterm Schreibtisch war mir fremd, aber er ließ mir
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