Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
014 - Das Geheimnis der gelben Narzissen

014 - Das Geheimnis der gelben Narzissen

Titel: 014 - Das Geheimnis der gelben Narzissen
Autoren: Edgar Wallace
Vom Netzwerk:
bist ein großer Optimist, Ling. Ich glaube nicht, daß man hier meine Hilfe bei der Entdeckung eines Mörders wünscht. In England werden Privatdetektive dazu nicht zugezogen.« Ling schüttelte den Kopf.
    »Aber mein Herr muß Mörder fangen, oder er wird nicht mehr länger Lieh Jen, der Jäger der Menschen, sein.«
    »Du bist blutdürstig«, sagte Tarling plötzlich auf englisch, das Ling nur sehr schlecht verstand, obgleich er lange in hervorragenden Missionsschulen unterrichtet worden war. »Ich werde jetzt ausgehen«, fuhr Tarling wieder auf chinesisch fort, »und werde die kleine Frau besuchen, die das Weißgesicht begehrt.«
    »Darf ich dich begleiten, Herr?« fragte Ling. Tarling zögerte.
    »Ja, du kannst mitkommen, aber du mußt hinter mir bleiben und darfst dich nicht sehen lassen.«
    Carrymore Mansions ist ein großer Häuserblock, der zwischen zwei vornehmen und noch größeren Gebäuden in der Edgware Road eingeschlossen liegt. Das Erdgeschoß ist an Ladeninhaber vermietet. Wahrscheinlich verbilligen sich dadurch die Mieten der Wohnungen. Trotzdem vermutete Tarling, daß die Mieten doch ziemlich hoch sein müßten, besonders für ein Ladenmädchen, wenn sie nicht etwa bei ihrer Familie wohnte. Aber als er den Portier fragte, erhielt er die Aufklärung. Sie hatte eine kleinere Wohnung im Zwischengeschoß, wo die Räume niedriger waren, und zahlte infolgedessen keine große Miete.
    Er stand bald vor einer polierten Mahagonitür und überlegte sich, welche Entschuldigung er vorbringen könnte, daß er eine junge Dame so spät am Abend noch aufsuchte. Daß er ihr eine Erklärung geben mußte, sah er an ihrem Blick, als sie ihm die Tür öffnete.
    »Ja, ich bin Miss Rider«, sagte sie.
    »Kann ich Sie einige Minuten sprechen?«
    »Es tut mir leid, ich bin allein in der Wohnung und kann Sie nicht hereinbitten.«
    Das war ein schlechter Anfang.
    »Ist es nicht möglich, daß Sie ein wenig mit mir ausgehen?« fragte er besorgt.
    Trotz der merkwürdigen Situation mußte sie lächeln. »Es ist mir ebenso unmöglich, mit jemand auszugehen, den ich früher nie gesehen habe.«
    »Ich sehe die Schwierigkeiten ein. Hier ist meine Karte. Ich fürchte, daß ich hier in England nicht genügend bekannt bin - Sie werden meinen Namen nicht kennen.« Sie nahm die Karte und las.
    »Privatdetektiv?« fragte sie erschrocken. »Wer hat Sie zu mir geschickt? Doch nicht etwa Mr. -«
    »Nein, nicht Mr. Lyne.«
    Sie zögerte einen Augenblick, dann öffnete sie die Tür etwas weiter.
    »Bitte, treten Sie näher - wir können ja hier im Vorraum sprechen. Ich habe Sie doch eben richtig verstanden. Mr. Lyne hat Sie nicht zu mir geschickt?«
    »Mr. Lyne wünschte allerdings vorher, daß ich Sie aufsuchen sollte, und ich mißbrauche sein Vertrauen in gewisser Weise. Aber ich glaube nicht, daß er auf meine Verschwiegenheit rechnen darf. Ich weiß eigentlich nicht, warum ich hierhergekommen bin und Sie störe, aber ich möchte Ihnen raten, auf Ihrer Hut zu sein.«
    »Wovor?«
    »Sie müssen sich vor den Ränken eines Herrn in acht nehmen, den Sie -«, er zögerte einen Augenblick. »Beleidigt haben«, ergänzte sie.
    »Ich weiß ja nicht, was Sie ihm gesagt haben«, meinte er lächelnd, »aber ich nehme an, daß Sie Mr. Lyne aus dem einen oder anderen Grund verletzt haben und daß er sich jetzt an Ihnen rächen will. Ich will Sie nicht fragen, was vorgefallen ist, denn ich verstehe, daß Sie es mir nicht sagen möchten. Aber ich muß Ihnen mitteilen, daß Mr. Lyne wahrscheinlich eine Anklage gegen Sie vorbereitet, daß er irgend etwas erfindet, um Sie wegen Diebstahls anzuzeigen«
    »Diebstahl?« rief sie entrüstet. »Er will mich anzeigen? Aber es ist doch unmöglich, daß er so schlecht ist.«
    »Oh, es ist gar nicht so unmöglich, daß jemand außerordentlich schlecht ist«, erwiderte Tarling. Sein Gesicht war undurchdringlich, wenn auch ein leichtes Lächeln in seinen Augen lag. »Jedenfalls weiß ich es und habe es mit eigenen Ohren gehört, daß er Mr. Milburgh dazu veranlaßte, einige Aussagen darüber zu machen, daß Gelddiebstähle bei der Hauptgeschäftskasse vorgekommen seien.«
    »Das ist doch ganz unmöglich«, sagte sie entsetzt. »Mr. Milburgh würde das nie sagen, das ist ausgeschlossen!«
    »Mr. Milburgh wollte es ursprünglich auch nicht tun, das will ich gerne zugeben.« Er erzählte ihr kurz von den Vorgängen im Konferenzzimmer der Firma Lyne, er verschwieg aber alle Verdachtsgründe gegen Mr. Milburgh selbst.
    »Sie
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher