Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0135 - Die unheimliche Gräfin

0135 - Die unheimliche Gräfin

Titel: 0135 - Die unheimliche Gräfin
Autoren: A.F. Morland
Vom Netzwerk:
Tür. Der Raum war leer. Auf dem Schreibtisch sah es wie auf einem Schlachtfeld aus.
    Fotografien lagen umher. Darüber waren Skizzen, Zeichnungen und unfertige Entwürfe verstreut. Auf alldem thronte eine Kaffeekanne.
    An den Wänden hingen sexy Poster. Mädchen aller Hautschattierungen lächelten vielversprechend und verführerisch in die Kamera.
    Sheldon Dreyfuss setzte sich auf den Besucherstuhl. Er brannte sich ein Zigarillo an und wartete auf die Rückkehr seines Freundes.
    Owen Burr erschien vier Minuten nach Sheldons Eintreten.
    »Verdammter Fettsack!« knurrte Burr, während er die Tür aggressiv aufstieß. »Der Schlag soll dich treffen!«
    Er machte einen Schritt in den Raum und sah Sheldon Dreyfuss.
    »Ärger gehabt?« fragte dieser.
    »Ärger ist bloß ein Hilfsausdruck für das, was ich gehabt habe«, knirschte Owen Burr. »Ich war nahe daran, dem Alten an die Gurgel zu springen!«
    Owen warf die Tür zu und setzte sich auf den Schreibtischstuhl. Er machte sich mit ein paar Flüchen und Verwünschungen Luft.
    Dann öffnete er eine der Schreibtischschubladen und holte eine Whiskyflasche sowie zwei Gläser heraus, die er reichlich füllte.
    Nachdem er einen großen Schluck getrunken hatte, berichtete er, was er sich im Büro des Chefs hatte anhören müssen.
    Anschließend war ihm etwas wohler. Er beruhigte sich.
    Nun wollte er wissen, weshalb Sheldon Dreyfuss zu ihm gekommen war.
    Sheldon starrte in sein Glas. Er räusperte sich und sagte: »Owen, ich brauche deine Hilfe!«
    »Wobei?«
    »Sally ist verschwunden.«
    Owen Burr blickte seinen Freund verwirrt an. »Was heißt das, sie ist verschwunden, Sheldon?«
    »Weg ist sie. Nicht mehr in ihrer Wohnung. Aber auch nicht an ihrem Arbeitsplatz. Nicht bei Verwandten, nicht bei Freunden…«
    »Sie kann sich doch nicht in Luft aufgelöst haben«, sagte Owen Burr.
    Sheldon Dreyfuss ballte die Hände zu Fäusten. »Nein, Owen, sie hat sich nicht in Luft aufgelöst. Soll ich dir sagen, wer hinter dieser verfluchten Gemeinheit steckt? Jorma Maduse!«
    Owen Burr erschrak.
    Natürlich hatte er schon von der unheimlichen Gräfin und deren Dienern gehört. Jedermann in Dunstable wußte, daß sie auf Watford Castle Einzug gehalten hatte.
    Und die Menschen in dieser Stadt hofften ohne Ausnahme, daß ihnen die unheimliche Gräfin niemals begegnen würde.
    Owen erhob sich. Er trat ans Fenster und blickte auf die Straße hinunter. Der Wind blies graue Staubfontänen vor sich her.
    Owen Burr war ein grobschlächtiger Bursche, ebenso alt wie Sheldon Dreyfuss, jedoch muskulöser als dieser. Er hatte einen Stiernacken, dunkelbraunes Haar und graue Augen, über denen sich nun die Brauen düster zusammenzogen.
    »Jorma Maduse?« fragte er mit veränderter Stimme, ohne den Freund anzusehen. »Wie kommst du denn darauf?«
    Sheldon Dreyfuss spielte nervös mit seinem Whiskyglas. »Ich habe alles versucht, um herauszufinden, wo sich Sally befindet. Ich fragte auch Elmyr Tuchner, ihren Nachbarn, nach ihr.«
    Burr kannte Elmyr Tuchner. Der Mann war achtmal in der Woche blau. Ein schwerer Alkoholiker, vom Delirium tremens nicht mehr allzuweit entfernt. Was auch immer Tuchner ausgesagt haben mochte, es war mit Vorsicht zu genießen, denn es konnte das Produkt eines vom Whisky krank gewordenen Gehirns sein.
    »Was hat Elmyr Tuchner gesagt?« fragte Owen Burr.
    »Er hörte in der Nacht einen krächzenden Schrei. Den Schrei eines Mädchens. Den Schrei von Sally«, sagte Sheldon Dreyfuss erregt.
    »Und?«
    »Er war wieder einmal schwer betrunken. Dennoch wollte er nach dem Rechten sehen. Aber er bekam die Wohnungstür nicht auf.«
    »Vermutlich hatte er vergessen, sie aufzuschließen.«
    »Er schloß niemals ab. Die Tür klemmte. Das hatte sie noch nie getan. Und sie klemmte auch heute morgen nicht mehr. Begreifst du? Da war Zauberei im Spiel, Owen!«
    »Hat Elmyr Tuchner dich auf diese Idee gebracht?«
    »Nein. Darauf kam ich von selbst. Hör mir weiter zu, Owen: Tuchner ließ von der Tür ab und begab sich ins Wohnzimmer. Er blickte aus dem Fenster und sah einen Leichenwagen, der vor dem Haus stand, und dann sah er… Du wirst ihn für verrückt halten, Owen, aber ich glaube ihm… Er sah zwei Skelette, die Sally zu diesem Totenwagen trugen. Sie legten sie in einen Sarg und fuhren davon.«
    Owen Burr kehrte zu seinem Schreibtisch zurück.
    Er setzte sich wieder.
    Ein ungläubiges Lächeln umspielte seine Lippen. »Lebende Skelette, die in einem Leichenwagen spazierenfahren! Sheldon, ich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher