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0133 - Der Mumienfürst

0133 - Der Mumienfürst

Titel: 0133 - Der Mumienfürst
Autoren: Hans Joachim von Koblinski
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schüttelte den Kopf. »Nein, durchaus nicht. Ich habe ihn nicht gesehen, das heißt, nicht wirklich. Nur geistig. Aber ich habe seine Stimme so laut und deutlich vernommen, als hätte ich selber neben mir gestanden.«
    Ruiz nickte, dachte eine ganze Weile nach, meinte schließlich:
    »Und Sie glauben, daß es Ihnen nochmals gelingen wird? Ich kann mir vorstellen, welcher ungeheuren Konzentration so etwas bedarf, Zamorra! Wie fühlt man sich danach?«
    Zamorra zuckte mit den Schultern. »Ausgelaugt. Aber man kommt auch sehr schnell wieder zu Kräften - erstaunlicherweise.«
    Inez kam herein und brachte Tassen, Teller sowie den Imbiß. Nicole deckte den Tisch.
    »Eins möchte ich noch wissen, Kollege Ruiz«, meinte Zamorra. »Diese Mumienkrieger… Trugen sie früher diese goldenen Kürasse und Beinschienen? Dann die Chacha-Pumas und die Riesenweiber! Sicher kennen Sie sich auf diesem Gebiet aus.«
    »Und ob. Aber es würde zu weit führen, Ihnen hier und jetzt alles zu erklären. Man müßte nämlich sehr weit ausholen. Die Rüstungen trugen die Krieger damals. Man hat in einer der Bergfestungen ganze Kammern voll damit gefunden. Die Chacha-Pumas und die Riesenfrauen sind ganz einfach Bergdämonen aus uralter Vergangenheit, die die beiden in dieser Region regierenden Mumienfürsten sich untertan gemacht haben. Die Puma-Männer spielten schon vor über tausend Jahren in diesem Land eine große Rolle. Über die Frauen weiß man nur so viel, daß sie in alten Schriften und Zeichnungen auftauchten und als böse, mordgierig sowie blutrünstig galten. Sie hausten in den Bergen und terrorisierten die hier wohnenden Menschen. Interessant für mich, daß sie im Dienste Topa Inkas und Pachachutis standen.«
    »Oder noch stehen, mein Bester«, korrigierte Zamorra. »Denn woher sollen wir wissen, daß es nicht noch mehr dieser Unholde gibt?«
    Ruiz nickte.
    »Das stimmt selbstverständlich, Zamorra! Aber nun wollen wir erst einmal eine kleine Stärkung zu uns nehmen!«
    »Einverstanden. Nur eins noch, Kollege Ruiz! Es gibt da noch ein Phänomen! Der Tempel selbst! Und die Erdbeben. Gibt es - oder besser gesagt: gab es nach den Beben geologische Veränderungen?«
    Ruiz wiegte mit dem Kopf.
    »Ja und nein. Ja, weil geringfügige Veränderungen sichtbar waren. Risse, abgebrochene Felsplatten, verschüttete kleinere Canyons. Aber niemals solche Veränderungen, wie sie eigentlich hätten erfolgt sein müssen. Nach dem, was Sie mir geschildert haben. Beispielsweise dieser von Quadern eingefaßte Eingang. Und dann: Wo soll der Tempel sein? Meine Tochter berichtete vorhin, sie wisse genau, daß wir beide, also sie und ich, an genau der gleichen Stelle gestanden hätten, wo sich das Tor befindet. Oder befand?«
    Zamorra schüttelte den Kopf.
    »Also bleibt es ein Phänomen. Ich bin sicher, daß wir nichts finden werden, wenn wir am Tage danach suchen.«
    »Dann sollten wir eigentlich den Versuch unternehmen«, wandte Inez ein. »Am Tage wird kaum etwas passieren.«
    Nicole war zwar nicht sehr begeistert davon, aber da Ruiz und seine Tochter ebenfalls mitfahren wollten, stimmte sie schließlich zu.
    ***
    Sechs Stunden lang suchten die vier die Berge ab. Doch sie fanden nichts. Keinen von Quadern umschlossenen Eingang des Sonnentempels. Nirgendwo zeigte sich etwas Verdächtiges.
    Nicole zeigte sich äußerst skeptisch.
    »Wer soll eigentlich solche Zauberei fertigbringen?« wollte sie wissen.
    »Diese abscheulichen Mumien vielleicht?«
    Die Antwort gab Professor Ruiz.
    »Sie wahrscheinlich nicht. Aber der Sonnengott Inti!«
    Nicole, die schon vieles mit Zamorra gemeinsam erlebt hatte, sah den peruanischen Wissenschaftler ungläubig an.
    »Wissen Sie«, meinte sie, »Professor Zamorra hat mich gelehrt, daß es Dinge zwischen Himmel und Erde gibt, die ein normaler Mensch nicht glauben kann. Und ich selber habe an Zamorras Seite unglaubliche Situationen erlebt. Wir haben mit Dämonen, Vampiren, Untoten und allen möglichen Geistern und Schauergestalten gekämpft. Ich weiß, daß ich von all diesen Dingen nichts geträumt habe. Hier jedoch ist es anders. Sie sagen, der Sonnengott könnte es gewesen sein. Wer aber sagt uns denn, ob es diesen Gott überhaupt jemals gegeben hat? Geschweige denn, ob es ihn noch gibt?! Er läßt die Erde beben, zaubert einen Tempel mitten in die Bergwelt, läßt uns ein, läßt auch zu, daß seine Kreaturen uns gefangennehmen und uns ihm opfern wollen, und dann unternimmt er nichts, um unsere Befreiung zu
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