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0132 - Der Schwarze Graf

0132 - Der Schwarze Graf

Titel: 0132 - Der Schwarze Graf
Autoren: Hans Joachim von Koblinski
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klein, hatten sie nun bereits Armdicke erreicht - eine riesenhafte, urweltliche Schlange.
    Das buntschillernde Scheusal wuchs schier unaufhörlich. Sein massiger Körper ringelte sich mit ekelhaften Bewegungen vom schweren Tisch, der von einem peitschenden Schlag der Bestie getroffen wurde und krachend auseinanderflog. Scharfkantige Holzspäne schwirrten wie Wurfmesser durch die Luft. Zamorra schaffte es gerade noch, sein Amulett, das jetzt gleißendhell strahlte, in die rechte Hand zu bekommen, als der Koloss auch schon mit unglaublicher Geschwindigkeit auf ihn zuschoß.
    Surrend ließ der Parapsychologe das Amulett um sein Handgelenk kreisen. Trotz einer geistesgegenwärtigen Reaktion verfehlte er das Reptil um Haaresbreite und geriet dadurch augenblicklich in arge Bedrängnis. Blitzschnell legte sich der eiskalte Leib wie ein stählerner Ring um seine Brust. Bunte Kreise explodierten vor den Augen Zamorras. Der furchtbare Druck mußte jeden Moment seinen Brustkorb zersprengen.
    Die höllischen Kräfte der Bestie quetschten seine Rippen dermaßen zusammen, daß die letzte Atemluft aus seinen Lungen wich. Dick traten die Adern an Zamorras Schläfen hervor, während er verzweifelt versuchte, seinen rechten Arm freizubekommen.
    Unmöglich! schrie es in seinem Kopf.
    Der kahle Reptilienschädel des Ungeheuers zuckte zurück; sein Körper bäumte sich auf. Die dolchartigen Giftzähne blitzten Zamorra entgegen und näherten sich mit tödlicher Sicherheit seinem Gesicht. Dabei lockerte sich für einen kurzen Moment der gewaltige Druck des spiralig gewundenen Körpers, als er zum entscheidenen Schlag ausholte.
    Ein todbringender Fehler…
    Denn im gleichen Augenblick bekam Zamorra den Arm frei.
    Mit einem dumpfen Geräusch traf er den gepanzerten Kopf seines dämonischen Gegners genau zwischen die Augen.
    Die riesige Schlange erstarrte mitten in der Bewegung, allein ihr schuppiger Schwanz peitschte krampfartig hin und her. Das Amulett fraß sich zischend in den häßlichen Kopf hinein. Für Sekunden herrschte fast atemlose Stille, dann zerriß ein dröhnender, hohler Knall die Luft.
    Der abstoßende Schädel flog förmlich auseinander.
    Kurze Zeit später war der Parapsychologe nur noch von einem breiten Kreis grauer, rauchender Asche umgeben, die sich schnell verflüchtigte.
    Schweratmend lehnte er sich zurück.
    Das Buch!
    In fliegender Eile durchsuchte Zamorra den verwüsteten Raum. Aber vergeblich, der unersetzliche Band war und blieb verschwunden. Einen Namen jedoch hatte er sich unauslöschlich in sein Gedächtnis geprägt: Jean d'Alay.
    Fieberhaft überflog Zamorra noch einmal diejenigen verbliebenen Textstellen, die auf den Grafen hinwiesen. Doch nirgendwo war mehr von Jean d'Alay die Rede. Und trotzdem schien ihm dieser Name jetzt irgendwie vertraut, ohne daß er es sich erklären konnte.
    Eigenartig!
    Tief in seinem Inneren hatte er das Gefühl, mehr zu wissen, als er wissen konnte, und diese seltsame Feststellung bereitete ihm heftiges Unbehagen.
    Seine plötzlichen Kenntnisse - oder waren es mehr Ahnungen? - konnten doch nicht aus den kärglichen Unterlagen stammen, die er vor sich liegen hatte!
    Aber soviel war nun klar: Die Lösung all dieser Rätsel ließ sich hier nicht finden.
    Nur eine Möglichkeit war ihm geblieben. Er mußte, um mehr zu erfahren, zurück nach Südtirol in dieses gottverlassene Nest. Nach Borlezzo.
    Zamorra sah auf die Uhr. Es war bereits früher Morgen. Niemand auf Château de Montagne schien etwas von dem Vorfall bemerkt zu haben. Das war gut so.
    Der Parapsychologe beschloß, Nicole die ganze Sache zu verschweigen, denn das, was ihnen bevorstand, dürfte wohl nervenaufreibend genug werden…
    ***
    Othmar Burger, der rundliche Wirt des Gasthofes ›Zur Krone‹, war sichtlich schlechter Laune. Er warf einen unwilligen Blick auf einen der wenigen Tische seiner verräucherten Schankstube, an dem drei Gäste saßen, die sich angeregt unterhielten.
    Besonders einer dieser Männer versetzte Burger durch seine bloße Anwesenheit in höchsten Ärger.
    Dieser Mann hieß Francisco Piecollo.
    Nicht nur, daß Piecollo kein guter Gast war. Er trank so gut wie nichts, aß nie etwas und schien immer nur auf Neuigkeiten zu warten.
    Aber das allein war es nicht, was Burger so störte. Irgendwie war ihm die Anwesenheit des Alten schlichtweg unangenehm, ja unheimlich. Niemand wußte so recht, wovon dieser Kerl lebte, was er trieb, was für ein Mensch er eigentlich war. Die wildesten Gerüchte wucherten
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