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0131 - Königin der Wölfe

0131 - Königin der Wölfe

Titel: 0131 - Königin der Wölfe
Autoren: Jason Dark
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stöhnte auf, wankte, fiel hin und blieb liegen.
    Gerettet!
    Bill atmete auf.
    »Das war buchstäblich in letzter Sekunde. Wie im Roman«, flüsterte Sarah Goldwyn.
    Der Reporter nickte und half ihr hoch.
    »Wie sind Sie hergekommen?« wollte die alte Dame wissen.
    »Gefühl, Intuition und Glück«, erwiderte Bill.
    »Ein wenig viel, nicht?«
    Bill hörte nicht hin, sondern hielt bereits das Sprechfunkgerät in der Hand.
    Rasch hatte er die Verbindung mit Captain Perry hergestellt. »Ich habe die Bombe!«
    »Wo?« klang es quäkend zurück.
    »Unten im Labor!«
    »Wir sind in wenigen Sekunden bei Ihnen.«
    Das waren sie auch. Der Captain hatte zwei Sprengstoffexperten mitgebracht. Suko befand sich auch noch bei ihnen.
    Bill deutete auf den Verletzten. »Er wollte sie zünden. Ich mußte ihn abhalten. Zudem hatte er vor, Mrs. Goldwyn zu ermorden.«
    »Dieses…« Der Captain verschluckte das nächste Wort, ließ aber einen Sanitäter herbeiholen.
    Inzwischen kümmerten sich die beiden Sprengstoffexperten bereits um die Ladung.
    Schon nach der ersten Überprüfung wurden sie blaß. »Verdammt, die hätte eine ganze Stadt hochgejagt«, sagte einer.
    Perry schlug vor, den Raum zu verlassen. Damit waren alle einverstanden. Mrs. Goldwyn nahm nur noch ihren Regenschirm mit.
    Draußen im Gang nahm Suko den Reporter ein wenig zur Seite.
    Das Gesicht des Chinesen war sehr ernst.
    »Von John hast du nichts gesehen?«
    »Nein.«
    »Dann müssen wir damit rechnen, daß die anderen ihn mitgenommen haben und das ohne sein Kreuz. John Sinclair ist also völlig wehrlos!«
    Die nächste Frage drängte sich fast auf, aber Bill hütete sich, sie auszusprechen.
    Das tat Suko. »Wir müssen damit rechnen, daß John nicht mehr lebt…« Er holte tief Luft. »Doch solange ich nicht vor seiner Leiche gestanden habe, werde ich alles daransetzen, um ihn zu finden.«
    Bill Conolly nickte entschlossen.
    ***
    Ich floh! Ich floh vor meinen ›Freunden‹ hinaus in den anbrechenden Morgen und hoffte, daß mich niemand sah.
    Nur weg. Weg von dem Ort, der mir zum Schicksal geworden war, denn ich, John Sinclair, war ein Werwolf.
    Eine Bestie, die nach Blut lechzte und auf Menschenjagd gehen mußte, um zu überleben.
    Und so jagte ich mit weiten Sätzen durch die Einsamkeit der Wälder nördlich Londons.
    Dabei hatte ich einen Verbündeten, auf den ich mich vorerst verlassen konnte.
    Den Nebel!
    Er deckte wie ein gewaltiges hellgraues Leichentuch alles zu, er verbarg Straßen, Dörfer, Menschen und auch mich.
    Der Nebel wurde mein Freund.
    Dick, schwer und irgendwie träge hing er in den tiefer gelegenen Senken, während er oberhalb schon wieder dünner und auch durchsichtiger wurde.
    Auch die Bäume der Wälder schienen ihn mit ihren Zweigen und Ästen regelrecht festhalten zu wollen. Da kaum Wind wehte, konnte sich der Nebel halten und mich weiterhin schützen.
    Noch verspürte ich keinen Hunger, aber irgendwann würde sich das Gefühl einstellen. Und ich merkte auch etwas anderes. Die Tiere des Waldes hatten Angst vor mir. Sie flohen in wahrer Panik, wenn ich plötzlich auftauchte, doch sie brauchten keine Angst um ihr Leben zu haben, denn ich wollte nichts von ihnen.
    Wo ich hinrannte, das wußte ich nicht. Für mich kam es darauf an, nur wegzubleiben von irgendwelchen menschlichen Siedlungen, wo man mich unter Umständen sehen und auch fangen konnte.
    Seltsam, meine Gedanken arbeiteten noch menschlich, doch mir war klar, daß ich immer mehr zu einem Tier werden würde.
    Vielleicht schon in der nächsten Nacht…
    Ich verspürte Durst. Meine Zunge, doppelt so lang und auch dünner geworden, hing zwischen den Reißzähnen aus dem Maul.
    Erschöpft von der Lauferei hielt ich inne, ließ mich auf den Hinterpfoten nieder und merkte, wie es immer heller wurde.
    Ich wollte dagegen protestieren, mich wehren und stieß ein klagendes Heulen aus, das jedoch vom dicken Nebel sehr bald verschluckt wurde.
    Der Tagesanbruch war nicht mehr aufzuhalten. Und damit auch die Herbstsonne.
    Aber die wollte ich nicht. Ich brauchte den Mond, sein kaltes, fahles Licht.
    Ich wurde müde. Von der langen Flucht als auch vom Beginn des Tages. Ich wankte nur noch weiter, meine Füße schleiften durch das hohe Gras. Die Atemwolke vor meiner Schnauze vermischte sich mit dem Nebel. Mehr wankend als gehend bewegte ich mich weiter, taumelte durch ein Gebüsch und schreckte eine schlafende Vogelschar hoch. Meine Pranken drehten die biegsamen Zweige zur Seite als wären sie
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